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Insolvenz Insolvenz: Anton Schlecker ist auch persönlich ruiniert

Von Matthias Jekosch 30.01.2012, 12:22

Ethingen/dapd. - Anders als bisher angenommen ist bei AntonSchlecker offenbar kein Geld mehr zu holen. Der Gründer derinsolventen Drogeriekette soll sein gesamtes Vermögen investierthaben. «Es ist nichts mehr da, er hat alles in das Unternehmeneingebracht», sagte seine Tochter Meike Schlecker am Montag inEhingen. Durch die Insolvenz der Anton Schlecker e.K. (eingetragenerKaufmann), die an der Spitze der Unternehmensgruppe steht, ist lautvorläufigem Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz auch der Patriarchselbst zahlungsunfähig. Bislang hieß es noch, Schlecker besitze einPrivatvermögen von rund drei Milliarden Euro.

Lieferantenschulden in zweistelliger Millionenhöhe haben nachUnternehmensangaben zur Insolvenz der Drogeriekette Schlecker mitüber 30.000 Angestellten geführt. Mittlerweile erhält die Kettewieder Waren von den wichtigsten Lieferanten.

Zwtl.: «Wenige hundert» zusätzliche Geschäfte sollen schließen

Meike Schlecker versicherte, die Familie werde zu dem Unternehmenstehen. «Wir geben uns kämpferisch», sagte sie. Mit der Einführungdes neuen Konzeptes «Fit for Future» vor anderthalb Jahren seiSchlecker auf einem guten Weg gewesen. Sie gab aber freimütig zu:«Wir haben zu spät begonnen, und wir waren zu langsam, das isttraurig, aber wahr.»

Schlecker hatte ein neues Design sowie den Slogan «For You. VorOrt» eingeführt. Zudem wurden zahlreiche unprofitable Filialengeschlossen. Das noch vor über einem Jahr etwa 8.000 Lädenumfassende Netz sei auf inzwischen gut 6.000 Geschäfte geschrumpft,sagte Schlecker-Finanzvorstand Sami Sagur. In den nächsten Wochensollen «einige wenige hundert» zusätzliche Geschäfte schließen

Insolvenzverwalter Geiwitz ist vom Amtsgericht Ulm derweil zum«starken» vorläufigen Verwalter bestimmt worden. Damit hat er diegesamte Befugnis über das Vermögen von Anton Schlecker übernommen.Der Schritt sei vor allem wichtig für die Gläubiger. Als «schwacher»Insolvenzverwalter hätte Geiwitz die ausstehenden Mieten nichtbezahlen dürfen, wie er erklärte. «Das ist ein wichtiges Signal,dass sie ihre Mieten bekommen», sagte er.

Zwtl.: Wichtigste Lieferanten versorgen Schlecker wieder mit Ware

Die wichtigsten Lieferanten hätten inzwischen wieder ihre Arbeitaufgenommen. Die Einigung mit der Einkaufskooperation Markant seiein wichtiger Auslöser dafür gewesen. Danach habe eine dreistelligeZahl an Lieferanten nachgezogen. Geiwitz sagte, er gehe davon aus,dass mit allen eine Einigung erzielt werden kann.

Am Montag kündigte der Konsumgüterhersteller Unilever (Axe,Langnese, Coral) an, ab Mittwoch wieder liefern zu wollen. NachEinreichung eines Insolvenzantrags sei es ein üblicher Vorgang, dassIndustriepartner die Belieferung einstellen. «Für Unilever stand zukeinem Zeitpunkt in der Diskussion, Schlecker als wichtigemAbsatzkanal den Rücken zu kehren», teilte das Unternehmen mit.

Geiwitz sagt, Anton Schlecker habe ihm gegenüber geäußert, dasser das Geschäft auf die nächste Generation überleiten wolle. «EineFamilienlösung wird es nur mit Zustimmung der Gläubiger geben»,sagte Geiwitz aber. Sie müssten dadurch zu einem besseren Ergebniskommen als durch eine Regelabwicklung. Letztere könne unter anderembedeuten, dass Unternehmensteile an Dritte veräußert werden.

Zwtl.: «Für eine Totalzerschlagung bin ich nicht zu haben»

Er brauche noch zwei oder drei Wochen, um sich ein genaues Bildzu machen. Denkbar sei alles. Resteaufkäufern erteilte er aber eineAbsage. «Für eine Totalzerschlagung bin ich nicht zu haben, solangees sich vermeiden lässt», sagte Geiwitz.

Er verteidigte zudem das vielfach kritisierte Konzept derDrogeriekette. Es sei ein ganz anderes Konzept als das der anderenDrogerieketten. «Zum Wettbewerb fährt man, zu Schlecker geht man»,sagte er. Die Konkurrenz sei auf dem Standpunkt: 'Wir haben diegroßen Filialen und nur die sind die Zukunft'. «Das würde ichbezweifeln wollen», sagte Geiwitz.

Die Dienstleistungsgesellschaft ver.di forderte, beim Konzept aufdie mehr als 30.000 Beschäftigten zu setzen. Die Erfahrung und derSachverstand der Beschäftigten seien nun gefragt, sagte das für denHandel zuständige Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Wo einst Schlecker seine Waren verkaufte, wird nun ein neuer Mieter gesucht. (FOTO: REUTERS)
Wo einst Schlecker seine Waren verkaufte, wird nun ein neuer Mieter gesucht. (FOTO: REUTERS)
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