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Anwohner in Sorge Frachtflüge: Flughafen Leipzig/Halle baut für eine neue Airline kräftig aus

Von Steffen Höhne 04.06.2019, 13:25
Ein Frachtflugzeug von DHL wird nachts auf dem Flughafen Leipzig/Halle entladen.
Ein Frachtflugzeug von DHL wird nachts auf dem Flughafen Leipzig/Halle entladen. ZB

Schkeuditz - Am Flughafen Leipzig/Halle werden in den kommenden Jahren die Bagger rollen: Der Aufsichtsrat der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) billigte ein umfangreiches Investitionsprogramm in Höhe von rund 500 Millionen Euro. Bisher konzentrierten sich Erweiterungen vor allem auf den südlichen Flughafenbereich, nun wird auch der nördliche Teil  ins Visier genommen.

MFAG-Chef Götz Ahmelmann kündigte den Bau einer zweiten Cargo City direkt an der Nordbahn an. Dort sollen neue Standflächen für Flugzeuge, Logistikhallen und Bürogebäude entstehen. Der Flughafen verweist auf einen „wachsenden Bedarf“, Konkrete Kunden werden nicht genannt.

Die Investitionen dürften jedoch vor allem für die Ansiedlung einer neuen Frachtairline interessant sein.  Die russische Gesellschaft Volga-Dnepr, die bisher  am Standort schon ihre Antonows 124 stationiert hat, will eine  deutsche Frachtairline mit zunächst drei Maschinen vom Typ Boeing 737 etablieren.

„Wir können nun unsere hervorragende Marktposition in der Fracht weiter ausbauen“

Die Gesellschaft  Cargo Logic Germany befindet sich im Aufbau, bisher fehlt aber noch die Genehmigung des Luftfahrtbundesamtes. Bisher sitzt Cargo Logic in London, aufgrund des bevorstehenden EU-Austritts von Großbritannien soll  jedoch auch eine Basis hierzulande  aufgebaut werden. Nach MZ-Informationen könnte die Flotte perspektivisch auf zehn Flugzeuge wachsen.

Nach Angaben des Flughafens fliegen bereits 50 Frachtairlines den Airport an. „Wir können nun unsere hervorragende Marktposition in der Fracht weiter ausbauen“, sagt Ahmelmann. Schon heute sei Leipzig/Halle der fünftgrößte Cargo-Hub Europas und der zweitgrößte in Deutschland.

Das Gros des Fracht-Umschlages entfällt auf das europäische Luftfrachtdrehkreuz der Post-Tochter DHL. Jede Nacht fliegen etwa 60 DHL-Frachter den Airport an. Der Leipziger Flughafen-Geschäftsführer und MFAG-Vorstand, Johannes Jähn, versucht neues Geschäft anzuziehen.  Unter anderem ist geplant, chinesische Frachtflieger  nach Leipzig/Halle zu holen. Die Bundesregierung hat den Standort als nationalen Frachtairport sogar im  Koalitionsvertrag verankert.

Investitionen in neue Rollwege und Standflächen für Flugzeuge am Flughafen Leipzig/Halle

Bereits im vergangenen Oktober hatte der Flughafen umfangreiche Investitionen für DHL in Höhe von 210 Millionen Euro angekündigt. Das Geld fließt in den Bau neuer Rollwege und Standflächen für Flugzeuge  - es handelt sich um eine Fläche von 67 Hektar. Konkret soll im südwestlichen Teil des Flughafens das Vorfeld erweitert werden.

Bisher können vor den DHL-Sortierzentren etwa 60 Flugzeuge parken. „Geplant sind 36 zusätzliche Parkpositionen“, kündigte Markus Otto, Chef der DHL-Frachtairline European Air Transport (EAT) mit Sitz in Leipzig an. DHL wickelt am europäischen Luftfahrtdrehkreuz aktuell täglich 350.000 Sendungen ab, laut Prognosen könnte das Aufkommen bis 2032 auf 800.000 Sendungen steigen.

Der Flughafen stemmt die Bauvorhaben nach eigenen Angaben finanziell allein. Dazu werden Kredite aufgenommen. Die Einnahmen zur Refinanzierung sollen aus Landegebühren und der Vermietung der Logistik-Immobilien stammen.

Zwei Bürgerinitiativen kämpfen gegen Fluglärm am Flughafen Leipzig/Halle

Doch nicht nur Lagerhallen und neue Pisten sollen entstehen, der Flughafen will auch Bürogebäude errichten lassen. Im südlichen Teil am bestehenden Cargo Center und direkt am Flughafengebäude sollen neue   Komplexe entstehen. Letzteres, das  futuristische Büro- und Gewerbecenter Apollo XI wurde bereits 2018 vorgestellt.  Zwischen Hauptterminal, ICE-Bahnhof und Autokreisel soll das sechsgeschossige Gebäude bis 2020 errichtet werden.

„Der Neubau wird in der Form an einen Flugzeug-Flügel erinnern“, sagte KSW-Geschäftsführer Jörg Zochert damals. Der Leipziger Immobilien-Entwickler will das 45-Millionen-Euro-Projekt zusammen mit dem Flughafen in einem Joint-Venture stemmen.

Der Flughafen-Ausbau wird  allerdings von nicht wenigen Anrainern auch skeptisch gesehen. Mehr Verkehr bedeutet auch mehr Krach. Zwei Bürgerinitiativen kämpfen gegen den Fluglärm - insbesondere in der Nacht.

So wird unter anderem der Einsatz der alten Flugzeuge vom Typ Antonov kritisiert. Die Flugzeuge, konkret geht es um die Typen Antonov 12  und Antonov 26, würden über der Region Halle/Leipzig einen Fluglärm von mehr als 80 Dezibel erzeugen, was vergleichbar mit der Lautstärke eines Rasenmähers sei. (mz)