Firmen der Region VKK Standardkessel Firmen der Region VKK Standardkessel: Köthener peilen die Marktführerschaft an
Köthen/MZ. - Bei den Köthener Kesselbauern regiert die Zuversicht. "Wir haben allen Grund dazu", macht der Chef der Erzeugnisentwicklung, Wolfgang Sobbe, deutlich. Anfang des kommenden Jahres werden vier Großwasserraumkessel denBetrieb verlassen, die mit 50 Tonnen Dampf in der Stunde weit leistungsfähiger sind als ihre Vorgänger. Fünf Meter im Durchmesser, zwölf Meter lang und 70 bis 80 Tonnen schwer, sprengen sie sogar die logistischen Möglichkeitender VKK Standardkessel Köthen GmbH. Drei neue Krane sind dieser Tage eigens dafür bestellt worden, um die riesigen Dampferzeuger in den Werkhallen bugsieren zu können.
Für eine neue Papierfabrik in Kehl am Rhein liefern die Köthener jene Kessel. "Der Auftrag passt gut in die Wintermonate", freut sich Sobbe. Anfang des Jahres wird die Lieferung per Wasserstraße zum Auftraggeber geschickt."Ein ganz wichtiger Standortvorteil" gegenüber anderen Anbietern sei die Nähe zur Elbe. Lothar Velde, Geschäftsführer des Unternehmens und seit 32 Jahren dabei, hat ihn schätzen gelernt.
Die Produkte aus der Kreisstadt werden dort eingesetzt, wo Dampf, Wärme und Strom erzeugtwerden. Industriebetriebe im In- und Ausland oder Stadtwerke, wie beispielsweise in Bernburg, Roßlau und Dessau, gehören zu den Kunden der Firma mit Standorten in Köthen und Duisburg.
Die Firma Standardkessel Lentjes-Fasel, seinerzeit deutscher Marktführer im Kesselbau, hatteAnfang der 90er Jahre den Köthener Betrieb übernommen. Der bekam schließlich als 100-prozentige Tochter der Duisburger Mutter den ungewohnten Part des Zulieferers zugewiesen. Velde: "Uns war damit als Hersteller von Komponenten der direkte Zugang zum Markt verwehrt." Die technischeEntwicklung der Anlagen und deren weltweiter Vertrieb wurde von Duisburg aus koordiniert.
Dass die Mutter-Tochter-Beziehung nicht von Dauer sein würde, "wer ahnte das schon". Keinen Gedanken hätte Lothar Velde je an ein solchesSzenario verschwendet, wie es sich sieben Jahre nach der Privatisierung abspielen sollte. Als der Betrieb plötzlich geschlossen werden sollte, fühlte Velde "eine moralische Verpflichtung". Am 29. August 1997 kaufte der Familienvaterden Köthener Unternehmensteil. Neun Millionen - zum Teil durch das Land gefördert - hat er seitdem investiert.
120 Mitarbeiter wollten weiterhin mit Arbeitversorgt werden. "Das", erzählt er, "war eigentlichunsere größte Sorge. Sind wir in der Lage,genug Arbeit ranzuschaffen? Dass wir das schaffen,hat uns keiner zugetraut." Zwar musste dieBelegschaft um 20 Prozent verringert werden,die Produktion von Kessel-Teilen jedoch gingin den teilweise über 100Jahre alten Werkhallenweiter. Ein Großteil des 84000 Quadratmetergroßen Geländes des einstigen VEB Vorwärmer-und Kesselbau blieb aber ungenutzt.
Erst nach dem Kauf der ehemaligen Muttergesellschaft,die im Frühjahr diesen Jahres selbst in Schwierigkeitengeraten war, kommen aus dem Betrieb wiederkomplette Anlagen. "Wir haben damit die weltweiteVertriebsstruktur und die starke technischeAbteilung ins Unternehmen zurückgeholt", soder 56-jährige Geschäftsführer. Um den Seltenheitswertdieser Aktion weiß er: "Wann kommt es schonmal vor, dass die Tochter- die Muttergesellschaftübernimmt?"
In der nordrhein-westfälischen Stadt ist dieFertigung bereits im September 2000 geschlossenund komplett nach Sachsen-Anhalt verlegt worden.120 Leute sind hier beschäftigt. Um Vertriebund Technik kümmern sich im Duisburger Büroebenso viele.
Der Erfolg gibt Velde recht. Es vergeht kaumein Tag, an dem kein Kessel auf dem Weg nachChina, Mexiko oder Indonesien ist. "Ja, dieGeschäfte laufen ganz ordentlich", so Velde.40 Prozent des Umsatzes macht VKK Standardkessel,als "einziger ernsthafter Hersteller" in denneuen Ländern, mit dem Export der Anlagen.Das Ziel für die nächsten Jahre hat der Chefbereits formuliert: "Wir wollen die absoluteMarktführerschaft zurückerobern." Schon 2002soll der Umsatz vervierfacht werden.