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Extra Extra: Die Gebirgsjäger - Elitetruppe aus Bayern

26.10.2006, 11:41

Mittenwald/dpa. - Kein Zweifel: Die Gebirgsjäger mit dem Edelweiß im Verbandsabzeichen sind eine der beliebtesten Einheiten der Bundeswehr und Vorzeigetruppe in Bayern. Dass nun ausgerechnet Angehörige dieser militärischen Elite aus einer Kaserne im oberbayerischen Mittenwald der Totenschändung in Afghanistan bezichtigt werden, sorgt nicht nur bei der Bundeswehr für Entsetzen.

Dabei stehen Gebirgsjäger nicht zum ersten Mal in der Kritik. Denn auch schon in der Deutschen Wehrmacht der Nazi-Diktatur gab es diese Eliteeinheit. Gebirgsjäger werden verantwortlich gemacht für zahlreiche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, vor allem für die Erschießung von mehr als 4000 italienischen Soldaten, die sich bereits ergeben hatten, im Jahr 1943 auf der griechischen Insel Kephallonia. Das jährliche Mittenwalder Pfingst-Treffen des Kameradenkreises der Gebirgsjäger wird denn auch in schöner Regelmäßigkeit von Protesten begleitet. 1996 sorgten Soldaten des Gebirgsjäger-Bataillons aus dem sächsischen Schneeberg mit Horrorvideos für einen Skandal.

Die aus mehreren Bataillonen bestehende Brigade mit Einheiten an verschiedenen Standorten in Süddeutschland hat ihren Sitz im oberbayerischen Bad Reichenhall. Wer zu den über 20 000 Gebirgsjägern will, muss körperlich topfit sein und sich auch auf Skiern sicher bewegen können. Als einzige Einheit des Heeres ist die Brigade sowohl unter allen klimatischen Bedingungen als auch im Hochgebirge einsetzbar. Auf dem Lehrplan der Soldaten steht denn auch Gefechts- und Kletterausbildung im Hochgebirge.

Eine Spezialität, die es nur bei den Gebirgsjägern gibt, sind ihre «Mulis». Die gutmütigen vierbeinigen Lastenträger, eine Kreuzung aus Pferd und Esel, werden eingesetzt, wenn in unwegsamem Gelände andere Transportmittel versagen. Besonders Norddeutsche reißen sich regelrecht um eine Verwendung bei den Gebirgsjägern. Leute wie der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber oder Rodel-Olympiasieger Georg («Schorsch») Hackl rühmen sich ihrer Gebirgsjäger-Vergangenheit.

Nicht nur in Afghanistan, auch bei anderen Auslandseinsätzen der vergangenen Jahre waren Gebirgsjäger ganz vorne mit dabei, so in Kambodscha, für die UN in Somalia sowie im Rahmen der IFOR- und SFOR- Einsätze in Ex-Jugoslawien. Zur Aufgabe der Truppe gehört aber auch die Rettung aus Bergnot. Und die Edelweiß-Spezialisten leisten bei Hochwasser, Erdbeben, Bränden und Katastrophen in vielen Ländern wertvolle Hilfe.

Im Bundestagswahlkampf 2002 besuchte selbst CDU-Chefin Angela Merkel die Gebirgsjäger. Die heutige Bundeskanzlerin setzte sich damals medienwirksam in einen «Fuchs»-Panzer und ließ sich von den Soldaten deren Ausbildungsstand vorführen, etwa das schulmäßige Abseilen mit einem Brustgurt. Mit Erfolg versuchte sich Merkel an einem Spezialknoten und fragte die Soldaten: «Wie viele Knoten müssen Sie denn beherrschen?». Damals konnte sie freilich nicht ahnen, dass die von ihr besuchte Elitetruppe im fernen Afghanistan einmal derart negative Schlagzeilen liefern würde.