Hochwasser in deutschland - die aktuellen entwicklungen
Zahl der Flutopfer steigt weiter - Gewittergefahr am Wochenende in Rheinland-Pfalz und im Saarland
Sinkende Pegelstände und fortschreitende Aufräumarbeiten auf der einen Seite, eine Debatte über Versäumnisse beim Bevölkerungsschutz und politische Konsequenzen auf der anderen: Während sich die Lage in den Hochwassergebieten in Deutschland beruhigt, nimmt die politische Debatte über Folgen für Katastrophen- und Klimaschutz Fahrt auf.
Mainz/Düsseldorf/dpa/AFP - Die Wassermassen wälzen sich regelrecht durch die Straßen, ganze Orte versinken in braunen Fluten. Das, was die meisten Menschen in Deutschland bislang nur aus weiter Ferne kannten, ist plötzlich ganz nah.
Hochwasser in NRW und Rheinland-Pfalz 2021: Die aktuellen Entwicklungen im Überblick
Donnerstag, 9 Uhr: Gewittergefahr am Wochenende in Rheinland-Pfalz und im Saarland
Schauerartiger Regen und Gewitter erwarten Rheinland-Pfalz und das Saarland am Wochenende. Es könne erneut Starkregen geben, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Donnerstag. Wo und ob es zu Unwettern komme, könne derzeit noch nicht genau vorhergesagt werden. Am Freitag bleibe es zunächst trocken bei Sonnenschein und bis zu 30 Grad. Die Bewölkung ziehe am Samstag auf, so die Meteorologin. Am Mittag gebe es zunächst im Westen schauerartigen Regen, am Nachmittag sei dann das ganze Gebiet betroffen. Auch am Sonntag können sich im Laufe des Tages örtlich Gewitter bilden. Die Temperaturen fallen etwas, auf bis zu 28 Grad am Samstag und maximal 27 Grad am Sonntag.
In der vergangenen Woche hatte ein Unwetter mit Starkregen eine Flut unter anderem in Rheinland-Pfalz ausgelöst. Die Zahl der Todesopfer stieg im am härtesten getroffenen Kreis Ahrweiler bis Mittwoch auf 123. Fast 42 000 Menschen sind von dem Unglück betroffen. Teile der Region haben noch immer weder Wasser noch Strom.
Donnerstag, 8 Uhr: DRK zieht erste Bilanz des Flut-Einsatzes
In den Katastrophengebieten sind auch Arztpraxen zerstört, es braucht mobile Pendants. Eine davon steht in Bad Neuenahr-Ahrweiler und bekommt nun Besuch von der Spitze des Deutschen Roten-Kreuzes.
Bad Neuenahr-Ahrweiler: Nach der Unwetterkatastrophe wird sich am heutigen Donnerstag die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ein Bild von der Lage in Rheinland-Pfalz machen.
Gerda Hasselfeldt wird in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine ambulante Arztpraxis des DRK besuchen. Sie will zudem ein erstes Fazit des bisherigen Einsatzes ziehen, auf die kommenden Wochen blicken und sich dazu äußern, wie gut Deutschland auf solche Katastrophen vorbereitet ist. Kürzlich hatte Hasselfeldt bereits eine bessere Prävention gefordert und darauf verwiesen, dass Wetterextreme in den nächsten Jahren zunehmen werden.
Bei der Hochwasser-Katastrophe kamen nach bisherigen Erkenntnissen mindestens 172 Menschen ums Leben. Noch immer wurden Menschen vermisst - die meisten im besonders betroffenen Kreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz. Teile der Region haben noch immer weder Wasser noch Strom.
Donnerstag, 7 Uhr: DIHK rechnet mit Milliarden-Flutschäden bei Unternehmen
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet angesichts der Flutkatastrophe vor allem im Westen Deutschlands mit massiven Schäden bei Unternehmen. DIHK-Präsident Peter Adrian sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, zwar sei es derzeit noch schwierig, eine genaue Summe zu nennen. «Was man sagen kann: Es sind Tausende von Unternehmen in allen Größenordnungen direkt oder indirekt durch Schäden an der Infrastruktur betroffen. Der Schaden geht insgesamt sicher in die Milliarden.»
Viele Unternehmer stünden vor den Trümmern ihres Lebenswerks, sagte Adrian, der in Trier wohnt. Der Trierer Stadtteil Ehrang war von der Katastrophe ebenfalls hart getroffen. «Das sind schon schreckliche Folgen.» Er selbst habe sich das in mehreren Regionen angeschaut. «Es macht einen fassungslos, wenn man sieht, was da passiert ist. Ich habe einen Betrieb für Schweißtechnik besucht. Das Gebäude ist zum Teil massiv beschädigt worden. Das ist eine Schlammwüste. Die Schweißroboter, die Maschinen und Anlagen - alles kaputt und verdreckt. Es gibt keinen Strom und kein Leitungswasser. Ich habe auch viele Transformatoren gesehen, die noch unter Wasser stehen.»
Der Wiederaufbau werde eine Riesenaufgabe. Ein Problem sei auch hier der Mangel an Fachleuten. «Aktuell brauchen wir vor Ort zum Beispiel viele Elektriker, so viele gibt es aber gar nicht in den Regionen.»
Adrian sprach sich für unbürokratische Hilfen aus. «Wenn ein kleiner Mittelständler vor dem Trümmerhaufen seines Betriebes steht, ist es natürlich wichtig, dass er nicht erst zehn Formulare ausfüllen muss, um Unterstützung zu bekommen.» Viele könnten aktuell auch gar nichts im Internet hoch- oder runterladen beziehungsweise online ausfüllen, weil teilweise die Strom- und Telefonnetze noch nicht wieder funktionierten. «Das heißt, wir brauchen eine pragmatische, schnelle und unbürokratische Direkthilfe, um die erste Not zu lindern. Wichtig ist, dass es Ansprechpartner in den Behörden vor Ort gibt.»
Der Bund hatte am Mittwoch eine Flut-Soforthilfe von zunächst 200 Millionen Euro beschlossen. Mittel in derselben Höhe sollen die betroffenen Länder beisteuern, so dass insgesamt bis zu 400 Millionen Euro bereit stehen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) machte aber deutlich, dass der Bund bei Bedarf auch mehr Geld zur Verfügung stellen werde.
Mittwoch, 21 Uhr: Zahl der Flutopfer in Rheinland-Pfalz steigt auf 125
Die Zahl der Menschen, die bei der Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen sind, hat sich am Mittwoch weiter erhöht: von 122 auf 125. Das berichtete Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Abend auf dem Nürburgring.
764 Verletzte seien bisher behandelt worden und 155 Menschen würden noch immer vermisst, hatte Polizei-Einsatzleiter Heinz Wolschendorf zuvor in Bad Neuenahr-Ahrweiler gesagt. Fast 42.000 Menschen seien von der Katastrophe betroffen.
Bei der Hochwasser-Katastrophe kamen nach bisherigen Erkenntnissen insgesamt mindestens 172 Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ums Leben. Straßen, Bahngleise, Brücken, Mobilfunkmasten, Strom-, Gas- und Wasserleitungen sind vielerorts zerstört.
Mittwoch, 20 Uhr: Polizei hat „Querdenker“ im Katastrophengebiet im Blick
Im Katastrophengebiet an der Ahr hat die Polizei mögliche Aktivitäten von Rechtsextremisten und der sogenannten „Querdenker“-Szene im Blick. „Wir wissen um die Anwesenheit aus den sozialen Medien und sind natürlich auch selbst präsent vor Ort“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.
Der Sprecher sagte am Mittwoch weiter, den Behörden sei bekannt, dass sich in dem von den Überflutungen besonders stark betroffenen Ahrweiler ein polizeiähnlicher Wagen mit der Aufschrift „Friedensfahrzeug“ bewege. Nach Erkenntnissen der Polizei war am Dienstag aus diesem Fahrzeug heraus die Falschmeldung verbreitet worden, die Zahl der Einsatzkräfte werde verringert.
Nach Informationen aus Sicherheitskreisen waren an den Aktionen in Bad Neuenahr-Ahrweiler in den vergangenen Tagen auch prominente Vertreter der „Querdenker“-Bewegung beteiligt, die zuvor bei Corona-Protesten aufgefallen waren.
Mittwoch, 16.15 Uhr: Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler - 123 Tote und 155 Vermisste
Die Zahl der Menschen, die vor einer Woche bei der Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen sind, ist um einen auf 123 gestiegen. 760 Verletzte seien bisher behandelt worden, und 155 Menschen würden noch immer vermisst, sagte Polizei-Einsatzleiter Heinz Wolschendorf am Mittwoch in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Rund 40.000 Menschen seien von der Katastrophe betroffen.
Mittwoch, 16 Uhr: RWE bietet Flutopfern Wohnungen in leeren Häusern im Braunkohlegebiet
Der Energiekonzern RWE bietet Menschen, die durch die Unwetterkatastrophe ihre Wohnungen verloren haben, Unterkunft in leeren Häusern im Braunkohlegebiet an. Konkret gehe es um Häuser, die RWE im Zuge der Umsiedlungen für die Tagebaue angekauft habe und die jetzt leer stünden, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch.
Mittwoch, 15 Uhr: Luftwaffe macht mit Tornado Aufnahmen vom Katastrophengebiet
Um die Arbeit von Rettungskräften im Katastrophengebiet an der Ahr zu erleichtern, macht die Luftwaffe mit einem Tornado Luftaufnahmen in der Region. Die Aufnahmen sollten am Mittwochnachmittag im Tiefflug erfolgen, wie die Luftwaffe auf Twitter mitteilte.
Mittwoch, 14.30 Uhr; Bislang 47 Unwetter-Tote in NRW - Polizei korrigiert Zahl
Bei der Unwetterkatastrophe sind in Nordrhein-Westfalen nach bisherigen Erkenntnissen 47 Menschen ums Leben gekommen. Die Kölner Polizei korrigierte am Mittwoch ihre Angaben vom Vortag, wonach eine weitere Leiche in Bad Münstereifel gefunden und die Zahl der Toten im Kreis Euskirchen damit auf 27 gestiegen sei. Dies habe sich zwischenzeitlich nicht bestätigt, es gebe 26 Todesopfer im Kreis Euskirchen, teilte die Polizei am Mittwoch mit und entschuldigte sich für ihren Fehler.
Mittwoch, 12 Uhr: 14 Schulen im Kreis Ahrweiler von Flut besonders hart betroffen
14 Schulen mit insgesamt rund 7.000 Schülerinnen und Schüler sind im Kreis Ahrweiler besonders schwer von der Flutkatastrophe betroffen. Das hat eine erste Bestandsaufnahme in der Region ergeben, wie das rheinland-pfälzische Bildungsministerium am Mittwoch in Mainz mitteilte. Ministerin Stefanie Hubig (SPD) traf sich in Burgbrohl in dem Kreis mit Schulleitern, um einen ersten Eindruck von den Schäden zu bekommen.
Nun müsse unter anderem mit Schulträgern, Schulaufsicht sowie dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung geschaut werden, wie es nach den Sommerferien weitergehen könne, sagte Hubig. «Die Solidarität benachbarter Gemeinden spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle.»
Neben dem Wiederaufbau von Schulgebäuden müsse man sich auch um Schüler und Lehrer kümmern, die das Erlebte verarbeiten müssten, betonte Hubig. Der Schulstart nach den Ferien werde daher begleitet von schulpsychologischen Angeboten. Die Sommerferien enden dieses Jahr in Rheinland-Pfalz am 27. August.
Mittwoch, 11 Uhr: Regierung bringt 400 Millionen Euro Hochwasser-Soforthilfe auf den Weg
Die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe der vergangenen Woche sollen Soforthilfen von 400 Millionen Euro erhalten. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch in Berlin, dass der Bund zunächst 200 Millionen Euro bereitstellt, wie Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) anschließend mitteilte. Die andere Hälfte wollen demnach die Länder übernehmen. Diese Aufteilung soll auch gelten, wenn die Soforthilfen letztlich höher ausfallen sollten.
Davon unberührt seien die Mittel, die der Bund für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur zur Verfügung stellen werde, sagte Scholz weiter. Bei den Soforthilfen gehe es um schnelle Unterstützung für die unmittelbar Betroffenen. Scholz betonte, die Katastrophe sei eine Folge des Klimawandels. Die sich daraus ergebenden Lasten dürften jetzt nicht einzelnen Menschen aufgebürdet werden. Die Hilfe soll demnach etwa auch den Wiederaufbau eines zerstörten Hauses ermöglichen.
Mittwoch, 9 Uhr: Hoffnung auf Rettung Überlebender nach Hochwasser sinkt
Die Vizepräsidentin des Technischen Hilfswerks (THW), Sabine Lackner, sieht kaum Chancen, knapp eine Woche nach den Überschwemmungen im Westen Deutschlands noch Überlebende zu finden.
„Wir suchen aktuell noch nach Vermissten, etwa beim Räumen der Wege oder Auspumpen der Keller“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Zu diesem Zeitpunkt ist es aber leider sehr wahrscheinlich, dass man Opfer nur noch bergen kann, nicht mehr retten.“
Mittwoch, 8 Uhr: Mindestens 170 Tote
Die Zahl der Hochwasser-Todesopfer war innerhalb knapp einer Woche bis zum Dienstag auf mindestens 170 gestiegen. Aus Rheinland-Pfalz wurden 122 und aus Nordrhein-Westfalen 48 Unwetter-Tote bestätigt. Auch am Dienstag wurden noch Menschen vermisst - allein 155 im besonders betroffenen Kreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz. Rund 40.000 Menschen galten dort als betroffen von den Folgen des verheerenden Hochwassers und der Flut.
THW-Vize Lackner warnte vor schnellen Schuldzuweisungen, wonach ein besseres Warnsystem Tote hätte verhindern können. „Natürlich werden wir die Abläufe aufarbeiten müssen. Aber ich finde diese Debatte drei bis vier Tage nach der Katastrophe unglücklich.“ Sie riet davon ab, „jetzt von Versagen zu sprechen und Schuldige zu suchen“. Nach wie vor stünden viele Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz, viele Maßnahmen der Unterstützung liefen noch.
Mittwoch, 7 Uhr: Mehr als 6,2 Millionen Euro Privatspenden
Die Mainzer Landesregierung hatte für Betroffene der Katastrophe in Rheinland-Pfalz Soforthilfen bis zu 3500 Euro pro Haushalt beschlossen. Das Geld soll ohne Bedürftigkeitsprüfung schnellstmöglich über die Kreisverwaltungen ausgezahlt werden, teilte die Staatskanzlei mit. Darüber hinaus seien auf dem Spendenkonto der Landesregierung mehr als 6,2 Millionen Euro an Privatspenden eingegangen. Das Geld soll über Kreisverwaltungen verteilt werden.
Am Dienstag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum zweiten Mal in wenigen Tagen die Hochwassergebiete besucht und den Betroffenen unbürokratische Soforthilfe zugesagt. Man werde alles daran setzen, „dass das Geld schnell zu den Menschen kommt“, sagte sie in der stark beschädigten Stadt Bad Münstereifel (Nordrhein-Westfalen). „Ich hoffe, dass das eine Sache von Tagen ist.“
6.30 Uhr: Infrastruktur massiv beschädigt
Immer deutlicher treten die Schäden an der Infrastruktur zutage - mit zerstörten Straßen, Bahngleisen, Brücken, Mobilfunkmasten, Strom-, Gas- und Wasserleitungen. Nach Angaben der Deutschen Bahn haben die Wassermassen allein sieben Regionalstrecken in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz so stark beschädigt, dass man sie neu bauen oder umfangreich sanieren müsse. Gleise auf rund 600 Kilometern seien betroffen.
Nach recht sommerlichen Tagen, die Hoch „Dana“ bringt, erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) den nächsten Wetterumschwung zum Wochenende. Von der Nacht zum Samstag setzt sich den Angaben zufolge vom Südwesten aus wieder zunehmend wechselhaftes Wetter mit lokal kräftigen Schauern und Gewittern durch.
Dienstag, 20.15 Uhr: Land Rheinland-Pfalz stellt Soforthilfen für Flutopfer bereit
Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat für Betroffene der Hochwasserkatastrophe in dem Bundesland Soforthilfen bis zu 3.500 Euro pro Haushalt beschlossen. Das Geld soll ohne Bedürftigkeitsprüfung schnellstmöglich über die Kreisverwaltungen ausgezahlt werden, teilte die Staatskanzlei in Mainz am Dienstag mit.
Darüber hinaus seien auf dem Spendenkonto der Landesregierung mehr als 6,2 Millionen Euro an Privatspenden eingegangen, teilte die Staatskanzlei mit. „Das Geld soll über die Kreisverwaltungen verteilt werden“, meinte Lewentz. „Vor Ort kann am besten gesehen werden, wo die Not am größten ist und wie Abhilfe geschaffen werden kann.“
Dienstag, 16.30 Uhr: Rund 40.000 Menschen im Ahrtal von Hochwasser-Folgen betroffen
Von den Folgen des verheerenden Hochwassers im stark betroffenen Kreis Ahrweiler sind rund 40.000 Menschen betroffen. Es sei eine „ungeheure große Zahl von Menschen“ auf einer „ungeheuren Fläche“, sagte der Leiter des Krisenstabes des Landes und Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz, am Dienstag in Bad Neuenahr-Ahrweiler. „So etwas haben wir noch nie erlebt. Das ist eine große Herausforderung.“
Im Ahrtal seien derzeit rund 2.500 Kräfte im Hilfseinsatz, darunter 800 Soldaten der Bundeswehr, 200 Helfer des Technischen Hilfswerks und rund 800 Feuerwehrleute. Für die psychosoziale Notbetreuung seien um die 300 Menschen im Einsatz, sagte Linnertz. Die ADD in Trier ist die für den Katastrophenschutz zuständige Landesbehörde. Die Polizei zählte zuletzt im Landkreis Ahrweiler 117 Tote, 749 Verletzte sowie 170 Vermisste.
Dienstag, 15 Uhr: Merkel und Laschet sagen unbürokratische Hochwasser-Soforthilfe zu
Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (beide CDU) haben den Menschen in den Hochwasserregionen unbürokratische Soforthilfe zugesagt. Man werde alles daran setzen, „dass das Geld schnell zu den Menschen kommt“, sagte Merkel am Dienstag bei einem Besuch in der stark vom Hochwasser beschädigten Stadt Bad Münstereifel. „Ich hoffe, dass das eine Sache von Tagen ist.“
Dienstag, 11 Uhr: Echtershausen nach der Flut nur über Waldweg erreichbar
Nach dem verheerenden Hochwasser ist die Ortschaft Echtershausen im Eifelkreis Bitburg-Prüm nach wie vor nur über einen Waldweg erreichbar. Die einzige Straße in den Ort mit rund 100 Einwohnern sei durch die Wassermassen in der vergangene Woche zerstört worden, sagte der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Willi Schlöder am Dienstag. Eine Baufirma sei dabei, die Straße neu zu bauen. Sie solle laut Plan Ende der Woche fertig werden. Die Versorgung der Menschen sei sichergestellt, sagte Schlöder.
Im Eifelkreis Bitburg-Prüm seien viele Orte von den Überschwemmungen betroffen. Mit am schlimmsten getroffen habe es die Gemeinde Irrel und die Stadt Prüm, sagte der Inspekteur. Noch gebe es keine Entspannung der Lage im Kreis. «Die Orte sind nach wie vor betroffen, es laufen überall Aufräumarbeiten.» In jedem Ort gebe es einen Platz, an dem Müll und Treibgut zusammengetragen und dann abgefahren werde. Das Ausmaß der Schäden sei noch nicht abschätzbar.
Dienstag 10 Uhr: Merz: Bei Wiederaufbau nach Hochwasser gefährdete Flächen frei lassen
Der CDU-Politiker Friedrich Merz hat sich dafür ausgesprochen, beim Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften in den Hochwassergebieten nicht alle Gebäude wieder an Ort und Stelle zu errichten und gefährdete Flächen künftig frei zu lassen. "Das Baugebiet muss dem Risiko angepasst werden, sonst laufen Hauseigentümer und Unternehmer Gefahr, beim nächsten Hochwasser wieder alles zu verlieren", sagte der Vize-Präsident des CDU-nahen Wirtschaftsrats den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Dienstagsausgaben).
"Das bedeutet, dass man in bestimmten Gebieten künftig nicht mehr bauen können wird", sagte Merz, der auch dem Wahlkampfteam von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet angehört. In der Vergangenheit sei "offensichtlich zu nah an den Wasserläufen gebaut worden". Außerdem seien zu viele Wasserläufe begradigt worden. "Das muss man sich anschauen und Konsequenzen für den Wiederaufbau ziehen." Es sei auch wichtig, Flussauen als Überschwemmungsraum auszubauen. "Dann gibt es deutlich weniger Hochwasserschäden", so Merz.
Dienstag, 9 Uhr: Merkel besucht erneut Katastrophengebiete - Aufräumarbeiten in Gange
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) macht sich an diesem Dienstag (11.55 Uhr) ein Bild von der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der zugleich Unionskanzlerkandidat ist, kommt sie nach Bad Münstereifel. Der Ort im Kreis Euskirchen ist von dem Unwetter der vergangenen Tage heftig betroffen. Merkel spricht mit Vertretern von Hilfsorganisationen sowie Helferinnen und Helfern. Nach einem Treffen mit betroffenen Bürgern steht ein Gang durch das Gebiet auf dem Programm.
Merkel war am Wochenende in Rheinland-Pfalz und hatte sich dort mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ein Bild von der Lage im Hochwassergebiet rund um Adenau gemacht. Der Bundespräsident war bereits am Samstag nach NRW gekommen: Frank-Walter Steinmeier hatte sich auf Einladung von Laschet die Situation im vom Hochwasser zerstörten Erftstadt angeschaut. Dort hatte im Stadtteil Blessem ein gewaltiger Erdrutsch Straßen und Häuser mitgerissen. Die Abbruchkante am Rand des Kraters galt zuletzt weiter als Risikozone.
Dienstag, 9 Uhr: Mindestens 164 Tote nach Hochwasserkatastrophe
Bis Montag stieg die Zahl der Todesopfer auf mindestens 164: Aus Rheinland-Pfalz wurden 117 und aus NRW 47 Unwetter-Tote bestätigt. In beiden Bundesländern wurde nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Opfer gefunden werden könnten. Die Einsatzkräfte suchen nach Vermissten. Wie die Polizei in Koblenz twitterte, würden im Kreis Ahrweiler derzeit sämtliche Hotels, Gaststätten und Unterkünfte angeschrieben, um vorhandene Gästelisten mit den Vermisstenmeldungen abzugleichen. Die Polizei bittet Unterkünfte, die noch nicht von der Polizei kontaktiert worden sind, sich mit den Einsatzkräften in Verbindung zu setzen.
Für die Überlebenden der Fluten gilt es weiter, Schlamm und Trümmer aus ihren Häusern und von den Straßen beiseitezuschaffen. Vielerorts ist die Infrastruktur mit Straßen, Bahngleisen, Brücken, Mobilfunkmasten, Strom- und Gasleitungen sowie Trinkwasserversorgung zerstört. Der Bund rechnet mit mindestens rund zwei Milliarden Euro Schäden alleine bei der Deutschen Bahn sowie bei Straßen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr.
Dienstag, 8 Uhr: Bewältigung der Flut-Katastrophe soll kein Superspreader-Event werden
Nach der Flutkatastrophe sehen die betroffenen Länder die Gefahr erhöhter Corona-Risiken, etwa durch Hilfsaktionen oder die Unterbringung in Notunterkünften. „Derzeit kommen viele Menschen auf engstem Raum zusammen, um die Krise gemeinsam zu bewältigen. Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Bewältigung der Katastrophe nicht zu einem Superspreader-Event wird“, sagte David Freichel vom Corona-Kommunikationsstab der Staatskanzlei in Rheinland-Pfalz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Das Landesgesundheitsministerium bereite in Absprache mit den Behörden der betroffenen Landkreise eine Sonderimpfaktion in den Katastrophengebieten vor. Viele Rettungskräfte hätten bereits vollen Impfschutz.
„Eine erhöhte Gefahr der Ausbreitung von SARS-CoV-2 könnte sich vor allem durch die Unterbringung von Personen in Notunterkünften entwickeln“, zitierte der RND das Düsseldorfer Gesundheitsministerium. Die Gesundheitsämter vor Ort seien sich aber der zusätzlichen Gefahr bewusst. Sie könne durch Testungen, Masken und Lüften reduziert werden.
Dienstag, 7 Uhr: Baugewerbe: Wiederaufbau nach Hochwasser wird Jahre dauern
Der Wiederaufbau nach den Hochwasserschäden in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wird nach Einschätzung der deutschen Bauwirtschaft mehrere Jahre dauern. „Nach der Elbflut 2002 hat es etwa drei Jahre gedauert, bis die größten Schäden behoben waren, und fünf Jahre, bis die betroffenen Gebiete wieder ordentlich aussahen“, sagte Reinhardt Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutsches Baugewerbes (ZDB) in Berlin. Das Ausmaß der Schäden in Westdeutschland sei immens, aber noch nicht zu beziffern.
Um den Wiederaufbau zerstörter Häuser, Straßen und Brücken trotz hoch ausgelasteter Bauunternehmen und Materialengpässen zu stemmen, sei ein Kraftakt von Politik und Wirtschaft notwendig. „Bauunternehmen und Handwerker können ihre Kapazitäten auf 120 bis 130 Prozent hochfahren“, sagte Quast der Deutschen Presse-Agentur. Aufträge könnten umgeschichtet und Prioritäten auf Krisenregionen gelenkt werden. Ebenso müsse die Politik öffentliche Aufträge in anderen Bereichen zurückstellen und Behörden unbürokratisch helfen, indem sie etwa Duplikate von weggeschwemmten Bauunterlagen aushändigten.
Die derzeitige Knappheit vieler Baumaterialien bleibe aber ein Problem, sagte der Präsident des Verbands, der etwa 35 000 Baufirmen in Deutschland vertritt. „Wenn Rohre weggeschwemmt wurden, müssen sie aus dem Rest der Republik hergebracht werden.“ Beim Wiederaufbau seien zudem zerstörte Brücken ein Hindernis. „Ohne Behelfsbrücken müssen Baufirmen und Handwerker riesige Umwege fahren.“ Weggebrochene Straßen seien für geländegängige Baumaschinen weniger ein Problem.
Das Baugewerbe unternehme alles, um betroffenen Betrieben in den Krisenregionen zu helfen und Kapazitäten umzuschichten. Eine Firma im Hunsrück etwa sei in Mitleidenschaft gezogen worden, aber die Beschäftigten stünden bereit, berichtete Quast. „In solchen Fällen müssen Leihgeräte her, Bagger, Radlader und Lkw.“ Das Baugewerbe arbeite daran, solche Hilfen aus anderen Unternehmen zu organisieren.
Montag, 18 Uhr: Nun 47 Todesopfer nach Flutkatastrophe in NRW
In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der bekannten Todesopfer am Montag um einen Menschen auf 47 gestiegen. Wie Innenminister Herbert Reul (CDU) ergänzte, könne man noch immer nicht ausschließen, noch weitere Opfer zu entdecken.
Montag, 15.30 Uhr: Ausmaß der massiven Schäden an der Verkehrsinfrastruktur noch immer unklar
Zerstörte Autobahnabschnitte, Schienen oder Brücken - die Unwetterkatastrophe in Teilen Deutschlands hat an der Infrastruktur massive Schäden hinterlassen. Das genaue Ausmaß war am Montag immer noch unklar. Im Rheinland gab es nach Angaben der Autobahn GmbH auch angesichts der Entspannung der Wetterlage zumindest keine wesentlichen Überflutungen mehr, es bestanden aber weiterhin mehrere Vollsperrungen auf zwei betroffenen Autobahnen, die vermutlich noch längere Zeit andauern. Gleise sind nach Angaben der Deutschen Bahn auf mehr als 600 Kilometern Länge betroffen.
Nach Angaben der Autobahn GmbH gibt es infolge der Unwetter weiter eine Vollsperrung der A1 in Fahrtrichtung Koblenz zwischen dem Autobahnkreuz Köln-West und dem Autobahndreieck Erfttal sowie ebenfalls eine Vollsperrung der A1 in Fahrtrichtung Dortmund zwischen dem Autobahndreieck Erfttal und der Anschlussstelle Hürth. Ein Engpass besteht demnach weiterhin auf der A1 in Fahrtrichtung Koblenz zwischen den Anschlussstellen Köln-Lövenich und Köln-Bocklemünd. Auf der A61 gibt es wegen erheblicher Schäden infolge der Unwetter eine Vollsperrung in beiden Fahrtrichtungen zwischen den Autobahnkreuzen Kerpen und Meckenheim in nahezu allen Abschnitten.
Vermutlich noch längere Zeit andauern werden auch die Beeinträchtigungen im Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Ein erstes Lagebild ergab nach Angaben der Deutschen Bahn „massive Beschädigungen an mehr als 80 Stationen und Haltepunkten, Gleisen auf mehr als 600 Kilometern Länge, Weichen, Signaltechnik, Stellwerken, Brücken sowie Fahrzeugen des Regional-, S-Bahnverkehr- und Güterverkehrs“.
Nach wie vor gebe es kein umfassendes Lagebild. Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, alle Schäden zu erfassen. Erst in den kommenden Tagen könne hierzu eine erste Bilanz gezogen werden - denn immer noch müsse an vielen Stellen Wasser abfließen und im Anschluss Schlamm und Geröll abgetragen werden. Seit Mittwoch seien rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns in den vom Unwetter betroffenen Regionen ununterbrochen im Einsatz.
Montag, 15.15 Uhr: 400 Millionen Soforthilfe für Hochwasserregionen geplant
Für die von den jüngsten Überschwemmungen betroffenen Regionen soll es einem Bericht zufolge eine Soforthilfe von Bund und Ländern in Höhe von mindestens 400 Millionen Euro geben. Dabei steuere der Bund 200 Millionen bei, die anderen 200 Millionen übernähmen die betroffenen Bundesländer, berichtete die „Rheinische Post“ (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte am Wochenende von „deutlich mehr als 300 Millionen Euro“ gesprochen.
Bei Bedarf könnten die Mittel über 400 Millionen Euro hinaus aufgestockt werden, hieß es nun laut der „Rheinischen Post“ aus Regierungskreisen. Die Soforthilfe soll demnach Teil eines Maßnahmenpakets rund um die Unwetterkatastrophe sein, mit dem sich der bisherigen Planung zufolge am Mittwoch das Bundeskabinett befasst.
Montag, 14.45 Uhr: Viele wollen helfen
Die Sachen kommen in Kisten und Säcken. Sie sollen denen helfen, die beim Hochwasser alles verloren haben: Viele Leute haben in den vergangenen Tagen Sachen gespendet, etwa Kleidung oder Spielzeug. Damit möchten sie die Menschen unterstützen, deren Häuser und deren Besitz bei den Hochwasser-Unglücken zerstört wurden.
Die Hilfsbereitschaft ist so groß, dass die Helferinnen und Helfer manchmal schon gar nicht mehr wissen, wohin mit den Sachen. „Es besteht vielerorts das Problem, dass zusätzliche Spenden nicht verwaltet und gelagert werden können“, heißt es etwa aus dem Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Auch an anderen Orten mussten Menschen schon abgewiesen werden, weil es keinen Platz für noch mehr Dinge gibt.
Deshalb sagen viele: Wer helfen will, sollte besser Geld spenden, etwa an die Hilfsorganisationen. Das haben auch schon viele Leute gemacht. So können die Organisationen gezielter das anschaffen, was sie für ihren Einsatz und für die betroffenen Menschen brauchen. Das können zum Beispiel Pumpen sein, um das Wasser abzupumpen, aber auch Essen für die Helfer vor Ort.
Montag, 14.10 Uhr: Flutkatastrophe trifft auch viele Unternehmen hart
Überflutete Firmengelände und stillstehende Maschinen: Die Flutkatastrophe hat auch viele Unternehmen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hart getroffen. Ein durch Hochwasser verwüstetes Werk des Autozulieferers ZF im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler steht nach Unternehmensangaben seit dem Hochwasser ebenso still wie Produktionsanlagen des Kupfer-Recyclers Aurubis in Stolberg bei Aachen. RWE musste die Förderung im Braunkohletagebau Inden unterbrechen und die Produktion in seinem Kraftwerk Weisweiler reduzieren. Das Outlet-Center Bad Münstereifel meldet auf seiner Homepage: „Auf unbestimmte Zeit geschlossen.“
Ein Sprecher des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau NRW sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag: „Es sind etliche Firmen von uns betroffen.“ Firmennamen nannte er allerdings nicht.
Montag, 14.00 Uhr: 117 Tote und noch immer viele Vermisste
Am fünften Tag nach dem verheerenden Unwetter sind in Rheinland-Pfalz noch immer Tote geborgen worden. Ihre Zahl stieg von Sonntag auf Montag um 17 auf 117. Die Polizei rechnet mit weiteren Toten.
„In welchem Ausmaß, können wir nicht sagen“, berichtete Polizeisprecher Lars Brummer in Koblenz. Wie viele Menschen vermisst würden, sei immer noch unklar, weil die Handy- und Telefonnetze noch immer nicht überall funktionierten. Zudem konnten noch nicht alle Meldungen abgeglichen werden.
Kritik am Katastrophenschutz war weder aus den Kreisen und Kommunen, noch von der politischen Opposition zu hören. „Im Moment kümmern wir uns um das, was passiert ist“, hieß es im Krisenstab im besonders schwer getroffenen Kreis Ahrweiler. Der Kreis Vulkaneifel und der Eifelkreis Bitburg-Prüm sehen zunächst keine Mängel bei der Alarmkette. Im Kreis Trier-Saarburg stand eine Analyse noch aus. Die Landesregierung hatte am Sonntag auf das rasante Tempo verwiesen, mit dem Wassermassen alles mitgerissen hatten.
Montag 13.20 Uhr: Versicherungsbranche sichert schnelle und unkomplizierte Bearbeitung von Anträgen zu
Nach der Hochwasserkatastrophe im Westen und Süden Deutschlands hat die Versicherungsbranche eine schnelle und unkomplizierte Bearbeitung von Anträgen ihrer Kundinnen und Kunden versprochen. „Die Branche wird alles tun, um pragmatisch und effizient zu helfen“, erklärte am Montag der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. Die Unternehmen verfügten über „krisenerprobte Abläufe: Personal wird versetzt, Prozesse verschlankt, externes Personal aus dem eigenen Netzwerk berufen“.
Hausrat- und Gebäudeversicherungen übernehmen Schäden durch von außen eindringendes Wasser nur, wenn sogenannte Elementarschäden durch Naturkatastrophen oder Unwetter ausdrücklich mitversichert wurden. Nach Angaben der Verbraucherzentralen sind in Deutschland nur rund 45 Prozent aller Privathäuser gegen Schäden durch Naturgefahren wie Hochwasser und Überschwemmung versichert.
Montag, 12.20 Uhr: Abbruchkante Erftstadt riskant
In dem vom Hochwasser besonders stark geschädigten Erftstadt bildet die Abbruchkante weiterhin ein Risiko. Zwar sei die Kiesgrube hinter dem Ortsteil Blessem weiträumig abgesperrt, sagte die Bürgermeisterin der nordrhein-westfälischen Gemeinde, Carolin Weitzel, am Montag im „Morgenmagazin“ von WDR 2. „Ein weiteres Nachrutschen von Erdmassen ist jedoch jederzeit möglich.“ Die betroffenen Stadtteile würden permanent mit Drohnen überwacht.
Gleichzeitig liefen geologische Untersuchungen. „Sobald der Ort als begehbar eingestuft wird, beginnen Prüfungen der Statik“, sagte Weitzel. Im Ortsteil Blessem besteht in der Nähe der Abbruchkante akute Lebensgefahr.
Unter Hochdruck und Einsatz sämtlicher verfügbarer Ressourcen laufe auch die Suche nach Vermissten, berichtete die Bürgermeisterin. Im Einsatz mit den Rettungskräften vor Ort seien Roboter, Sonargeräte, Drohnen und Suchhunde.
Montag, 11.37 Uhr: Öl und Diesel verschmutzen die Gewässer
Mit dem Hochwasser kommt der Dreck: Das Landesumweltamt (LANUV) in Nordrhein-Westfalen rechnet damit, dass durch die Fluten Öl, Diesel und andere Schadstoffe in die Gewässer eintreten werden.
Bereits am frühen Donnerstagmorgen seien die ersten Ölschlieren auf dem Rhein bei Bad Honnef gefunden worden. „Die Leute haben das auch schon gemeldet, dass es riecht und Schlieren auf dem Wasser sind“, sagte eine Sprecherin des LANUV am Montag.
Heizöltanks in Kellern seien aufgeschwemmt worden, Rohre aufgerissen und Kraftstoffe aus den weggespülten Autos ausgetreten, sagte die Sprecherin. Deshalb müsse in den nächsten Tagen mit Öl und Diesel in Gewässern gerechnet werden.
Auch in Erftstadt-Blessem, wo die Lage nach einem Erdrutsch besonders angespannt war, sind die ersten Umweltfolgen bereits spürbar. Das Wasser, durch das man auf den Straßen von Blessem watete, roch beißend nach Benzin und hatte einen öligen Schleier. Wo sich das Wasser schon zurückgezogen hatte, blieb Unrat zurück, der aus Häusern und Garagen geschwemmt worden war.
Montag, 11.13 Uhr: Große Lücken in den Mobilfunknetzen
Nach den extremen Unwettern im Südwesten Deutschlands in der vergangenen Woche ist das Mobilfunknetz in den betroffenen Gebieten noch immer lückenhaft. Der größte deutsche Mobilfunkanbieter Vodafone erklärte am Montag, dass noch ein Sechstel der Funkstationen vom Netz abgeschnitten sei. Viele Standorte seien vom Hochwasser stark beschädigt oder völlig zerstört worden. Vodafone äußerte sich hoffnungsvoll, dass eine Grundversorgung im gesamten Katastrophengebiet noch in der laufenden Woche wiederhergestellt werden könne.
Montag, 10.15 Uhr: Passauer Feuerwehr rettet Schlauchbootfahrer aus Donau-Hochwasser
Beim Donau-Hochwasser sind in der Nähe von Passau in einer dramatischen Rettungsaktion zwei Schlauchbootfahrer gerettet worden. Die Männer seien am Vorabend mit ihren Booten abgetrieben und gekentert, sagte ein Sprecher der Wasserpolizei am Montagmorgen. Laut Feuerwehr konnten sich die Männer an Treibholz festklammern. Es hatte sich am Ufer der unbewohnten Donau-Insel Soldatenau verfangen, die schon zu Österreich gehört. Die Feuerwehr sei wegen des Hochwassers in der Nähe gewesen und habe die beiden mit einem Boot rechtzeitig retten können. Die Aktion der Schlauchbootfahrer sei keine gute Idee gewesen, so ein Polizeisprecher. „Das ist lebensgefährlich.“
Montag, 8.44 Uhr: Feuerwehr: Damm der Steinbachtalsperre hat standgehalten
Der Damm an der seit Tagen bedrohten Steinbachtalsperre in Nordrhein-Westfalen hat den Wassermassen bis zum Montagmorgen standgehalten. Die Feuerwehr Euskirchen trat Gerüchten entgegen, der Damm sei gebrochen. Tatsächlich seien bei einem Kontrollflug eines Hubschraubers der Bundespolizei keine Risse festgestellt worden.
„Es wird weiterhin Wasser abgepumpt und abgelassen“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Ob der Wasserstand bereits jenseits der kritischen Marke sei, solle eine abschließende Expertenbewertung am Montagmorgen ergeben.
Aus der wegen des verheerenden Hochwassers bedrohten Talsperre wird Wasser abgelassen, um Druck von dem Damm zu nehmen. Erst wenn die Talsperre zu zwei Dritteln entleert sei, bestehe keine akute Dammbruchgefahr mehr, hatte die Bezirksregierung Köln mitgeteilt. Die Orte Swisttal und Rheinbach unterhalb der Steinbachtalsperre an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz waren evakuiert worden.
Montag, 7.29 Uhr: Bangen in Hochwasser-Gebieten noch nicht vorbei
Während im Westen Deutschlands vorerst keine akute Unwetter-Gefahr mehr besteht, richten sich weiterhin bange Blicke auf einige Orte. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) besucht an diesem Montag die von der Flutkatastrophe und großen Zerstörungen besonders betroffenen Gebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. So wird er etwa an der Steinbachtalsperre in Euskirchen erwartet, wo ein Dammbruch zuletzt weiterhin nicht ausgeschlossen war. In Bayern blieb derweil die Hochwasserlage im Süden und Osten des Bundeslandes angespannt, spitzte sich aber in der Nacht nicht weiter zu. In Passau stiegen die Pegel noch bis in die Nacht, verharrten dann aber auf hohem Niveau.
Beruhigend immerhin: In der Nacht zum Montag waren keine Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mehr in Kraft. Die Meteorologen sagten für die Nacht abklingende Regenfälle an den Alpen voraus. Zwar seien tagsüber in Bayern vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen. Insgesamt stehe Deutschland in den nächsten Tagen mit recht trockener Luft jedoch ein relativ ruhiger Witterungsabschnitt bevor.
Die Zahl der bestätigten Todesopfer wegen der verheerenden Überflutungen in Deutschland war am Wochenende auf fast 160 gestiegen. Im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz sind nach Polizeiangaben 110 Todesopfer zu beklagen, während die Zahl in Nordrhein-Westfalen auf 46 gestiegen war. Zudem kam mindestens ein Mensch in Oberbayern ums Leben. Es ist die schwerste Hochwasserkatastrophe in Deutschland seit Jahrzehnten. Vor allem im Westen Deutschlands hatte es Mitte der Woche ungewöhnlich heftig geregnet. Viele Häuser, Straßen und Brücken liegen in Trümmern.
In Erftstadt-Blessem besteht nach Einschätzung von Experten in der Nähe einer Abbruchkante weiterhin akute Lebensgefahr, wie Landrat Frank Rock nach einem Gespräch mit den Fachleuten vor Ort am Sonntag mitgeteilt hatte. Die Stabilität des Untergrunds nach der Unwetterkatastrophe in dem besonders betroffenen Stadtteil müsse weiterhin überprüft werden. In Blessem war durch die Fluten ein riesiger Krater entstanden, mindestens drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein.
Sonntag, 21 Uhr: Laschet äußert erneut Bedauern über sein Lachen im Hochwasser-Gebiet
Der Unions-Kanzlerkandidat und nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat sich erneut bedauernd über sein Lachen während einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Hochwassergebiet geäußert. Er sei den ganzen Tag unterwegs gewesen und habe in dem Katastrophengebiet "emotionale Begegnungen" gehabt, die ihn "wirklich erschüttert haben", sagte Laschet am Sonntag dem WDR-Fernsehen. "Und deshalb ärgere ich mich umso mehr über diese wenigen Sekunden." Es sei "nicht in Ordnung, in einem solchen Moment zu lachen".
Laschet war in die Kritik geraten, als er am Samstag beim Besuch im vom Unwetter schwer heimgesuchten Erftstadt während einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Hintergrund lachte. Bereits am Samstagabend hatte er sich dafür auf Twitter entschuldigt.
Dem WDR sagte Laschet am Sonntag, sein Besuch im Katastrophengebiet habe ihm die Wichtigkeit verdeutlicht, schneller und konsequenter auf Herausforderungen der Klimakrise zu reagieren: "Wir haben erlebt, wie verletzlich unsere Natur ist, wie verletzlich wir auch als Menschen sind, die Teil dieser Natur sind".
Sonntag, 20.15 Uhr: Plünderungen nach Unwetterkatastrophe: Drei Verdächtige in U-Haft
Nach Plünderungen im vom Unwetter getroffenen Eschweiler bei Aachen sitzen drei Verdächtige in Untersuchungshaft. Das erklärte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Sonntag in einer vorab aufgezeichneten Fernsehansprache im WDR. Eschweiler ist besonders hart von den Auswirkungen des Hochwassers betroffen. «Es macht mich daher wütend, wenn ich höre, dass gerade jetzt Menschen in ihre verwüsteten Häuser zurückkehren und feststellen, dass Plünderer das wenige gestohlen haben, was ihnen noch geblieben ist», sagte Laschet.
Sonntag, 19.30 Uhr: Wirtschaftsminister schlägt für Flut-Opfer Umsatzausfall-Hilfen wie bei Corona vor
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat für die Opfer der Unwetterkatastrophe in Westdeutschland Umsatzausfall-Hilfen nach dem Vorbild der Corona-Hilfen vorgeschlagen. "Es gibt viele Hundert Menschen, die doppelt getroffen sind durch Corona und jetzt durch die Flutkatastrophe", sagte Altmaier am Sonntag in der "Bild"-Sendung "Die richtigen Fragen". Viele Betroffene hätten durch die Pandemie keine Umsätze gehabt und ihr Erspartes in ihren Betrieb investiert.
"Diese Menschen werden erneut einige Monate keinen Umsatz haben. Und deshalb müssen wir auch da helfen", forderte der Minister. Altmaier schlug vor, Unternehmern und Geschäftsleuten, die nachweislich bereits durch die Corona-Krise einen Schaden erlitten haben, "schnell und unbürokratisch über den Härtefallfonds der Länder bis zu 10.000 Euro" bereitzustellen. Darüber müsse die Bundesregierung entscheiden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte den Betroffenen der Unwetterkatastrophe am Sonntag neben schneller Hilfe auch langfristige Unterstützung durch den Bund zugesichert. Nach einem Besuch im Eifeldorf Schuld sagte Merkel im rheinland-pfälzischen Adenau, die deutsche Sprache kenne kaum Worte für diese Verwüstung. "Wir werden uns dieser Naturgewalt entgegenstemmen", versprach die Kanzlerin.
Sonntag, 19.03 Uhr: Unfall mit Rettern in Berchtesgaden - vier Verletzte
Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) sind beim Einsatz im Flutgebiet von Berchtesgaden mit ihrem Lastwagen verunglückt. Vier Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, wie das Bayerische Rote Kreuz am Sonntag mitteilte. Der Wagen sei mit Sandsäcken beladen gewesen und auf der Salzbergstraße (B319) bergab auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem Auto zusammengestoßen. Dabei überschlug sich der Laster.
Den Ermittlungen der Polizei zufolge war der 42-jährige THW-Fahrer zusammen mit seinem 25-jährigen Beifahrer unterwegs. In dem anderen Unfallauto saß ein Urlauber-Ehepaar aus der Oberpfalz. Deren Auto hatte sich bei dem Unfall überschlagen. Die Polizei vermutete, dass möglicherweise die Bremsen des Lasters heiß gelaufen waren. Die beiden THW-Helfer wurden schwer bis mittelschwer verletzt, das Ehepaar nur leicht.
Zudem musste die Wasserwacht mehrere gestrandete Wanderer retten, die wegen des Hochwasser nicht mehr weiterkamen, da die Fähren auf dem Königssee nicht mehr fuhren.
Sonntag, 17.27 Uhr: 150 Katastrophenhelfer aus Thüringen im Hochwassergebiet
Mehr als 150 Angehörige des Thüringer Katastrophenschutzes sowie der Polizei sind nach Angaben des Innenministeriums bisher in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz eingesetzt. Geschickt worden seien unter anderem zehn Fahrzeuge zum Trinkwassertransport sowie Mannschaftstransportwagen, teilte das Innenministerium am Sonntag auf Anfrage mit. Ein Polizeihubschrauber sowie der Höhenrettungsdienst der Berufsfeuerwehr Erfurt hätten die Helfer am Wochenende in Bad Neuenahr-Ahrweiler unterstützt.
Erfolgt seien vor allem Aufklärungsflüge und Luftbeobachtungen von Treibgut entlang der Flussläufe. Der Einsatz sei auch in der kommenden Woche vorgesehen, sagte ein Ministeriumssprecher.
Nach einer Anforderung aus Rheinland-Pfalz hätten sich am Wochenende zudem Hundeführer mit Suchhunden aus den Landespolizeiinspektionen Nordhausen und Gera auf den Weg in das Krisengebiet gemacht. Auch mit Digitaltechnik und einem Boot werde geholfen. Zudem sollten sich am Sonntag Feuerwehrleute aus den Kreisen Sondershausen und Hildburghausen sowie aus Erfurt auf den Weg machen. Der Trupp sollte laut Ministerium aus 15 Fahrzeugen bestehen.
Mehrere Tage nach den verheerenden Unwettern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit mehr als 150 Todesopfern wird mit dem Rückzug der Wassermassen nach und nach das Ausmaß der Schäden sichtbar.
Sonntag, 16.14 Uhr: Hilfsbereitschaft füllt Lager - Hochwasser-Kreise mit Spendenkonten
Die Hilfsbereitschaft angesichts der Not der Anwohner in den Hochwasser-Gebieten ist groß, die Lager mit Sachspenden sind voll. Die Kreise Euskirchen und Rhein-Erft in Nordrhein-Westfalen erklärten am Sonntag, Sachspenden gebe es derzeit genug. «Es besteht vielerorts das Problem, dass zusätzliche Spenden nicht verwaltet und gelagert werden können», erklärte der Kreis Euskirchen. Hilfsangebote sollten nicht unkoordiniert, sondern im direkten Kontakt mit Betroffenen erfolgen. Beide Kreise richteten Konten für Hochwasser-Hilfen ein und baten um Geldspenden.
Das Deutsche Rote Kreuz in Köln berichtete am Sonntag, weitere Sachspenden würden zunächst nicht mehr angenommen. Eine für 50 Wagen konzipierte Fahrzeughalle sei gut gefüllt. «Wir hatten nicht gedacht, dass wir innerhalb von zwei Tagen so viele Sachspenden entgegennehmen dürfen», sagte ein DRK-Mitarbeiter. Nun müssten die Gaben erst einmal sortiert und dafür Abnehmer gefunden werden.
In Düsseldorf sammelte eine private Initiative in kurzer Zeit mehr als 2500 Kartons mit Sachspenden. Einen Abnehmer gebe es noch nicht, sagte die Initiatorin. Man wolle Kontakt zu Hochwassergebieten in Bayern aufnehmen.
Sonntag, 15.21 Uhr: Merkel nennt Ausmaß der Hochwasserkatastrophe "surreal, gespenstisch"
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Ausmaß der Hochwasserkatastrophe in Deutschland "surreal, gespenstisch" genannt. Nach einem Besuch im Eifeldorf Schuld sagte Merkel am Sonntag im rheinland-pfälzischen Adenau, die deutsche Sprache kenne kaum Worte für diese Verwüstung. "Wir werden uns dieser Naturgewalt entgegenstemmen", sagte die Kanzlerin und kündigte Hilfen des Bundes für die betroffenen Kommunen an.
"Wir stehen an Ihrer Seite", versicherte Merkel an die Opfer der Hochwasserkatastrophe gerichtet. Am Mittwoch werde das Kabinett in Berlin ein Programm für schnelle Hilfe verabschieden, kündigte sie an. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat hierfür bereits die Summe von 300 Millionen Euro genannt. Bund und Land würden gemeinsam handeln, "um die Welt Schritt für Schritt in Ordnung zu bringen in dieser wunderschönen Gegend", sagte Merkel.
Die Kanzlerin versicherte, neben schneller Hilfe werde der Bund auch langfristig Unterstützung leisten. Sie werde Ende August wiederkommen - "damit wir das Langer-Atem-Haben deutlich machen".
Auf Nachfragen sagte die Kanzlerin, dass die Hochwasserkatastrophe mit dem Klimawandel "zu tun" habe - "und das bedeutet, dass wir uns noch mehr vornehmen müssen". Merkel forderte: "Wir müssen schneller werden im Kampf gegen den Klimawandel." Die Investitionen seien zwar teuer - doch was nicht getaner Klimaschutz anrichten könne, sei teurer.
Die Kanzlerin hatte in Begleitung der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) das stark zerstörte Schuld besichtigt. Das Dorf liegt in einer Schleife der Ahr. In der Region kamen nach jüngsten Angaben 112 Menschen ums Leben.
Insgesamt wurden in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und im seit Samstagabend ebenfalls vom Hochwasser betroffenen Oberbayern 159 Menschen getötet. Zahlreiche werden noch vermisst.
Sonntag, 14.31 Uhr: Weitere Häuser im Berchtesgadener Land evakuiert
Weitere Häuser im Hochwassergebiet des Berchtesgadener Landes müssen evakuiert werden. Das betreffe einen Teilbereich an der Königsseer Ache, teilte das Landratsamt am Sonntag mit. Wie viele Menschen betroffen seien und was wo genau drohe - also Hochwasser oder ein Hangabrutsch - konnte eine Sprecherin noch nicht sagen. Die Entscheidung sei erst vor kurzem getroffen worden.
Die betroffenen Menschen würden direkt kontaktiert. „Wichtig ist, auf die Anweisungen der Einsatzkräfte zu achten, zügig das betroffene Gebiet zu verlassen und sich zum angeordneten Sammelpunkt zu begeben.“
Zuvor wurden 135 Menschen in Sicherheit gebracht. Denn in Schönau am Königssee droht ein Hangabrutsch, ein Geologe sei vor Ort, um die Lage zu bewerten, so das Landratsamt.
Es sei immer noch schwer, die Lage insgesamt zu beurteilen. Es regne immer wieder, auch heftiger, sagte die Sprecherin.
Sonntag, 13.47 Uhr: Bundeskanzlerin Merkel im Eifel-Katastrophengebiet eingetroffen
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Sonntag zu einem Besuch in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz eingetroffen. Gegen Mittag war Merkel in der Eifelgemeinde Schuld, die besonders schwer von der Flutkatastrophe getroffen worden war. Die Kanzlerin wolle sich vor Ort ein Bild von der Lage machen, hieß es im Vorfeld. Begleitet wurde sie unter anderem von der Mainzer Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).
Der Ortsbürgermeister von Schuld, Helmut Lussi, begrüßte Merkel. Fernsehbilder zeigten sie auf einer Brücke im Gespräch mit Einsatzkräften. Für den Nachmittag war ein Pressestatement in Adenau geplant. Die Unwetterkatastrophe im Landkreis Ahrweiler hat bislang 110 Todesopfer gefordert, 670 Menschen wurden verletzt.
Sonntag, 12.46 Uhr: Mit Panzern ins Katastrophengebiet
Sie befreien Straßen von Schlamm und Geröll, helfen bei der Suche nach Vermissten und bringen Verletzte in Krankenhäuser: Nicht nur Feuerwehr, Polizei, Technisches Hilfswerk und viele freiwillige Helfer unterstützen die von den verheerenden Überschwemmungen heimgesuchten Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, sondern auch die Bundeswehr. Derzeit sind rund 850 Soldaten in mehreren stark betroffenen Landkreisen und Städten im Einsatz.
Am 14. Juli gingen die ersten Anträge auf Amtshilfe aus stark betroffenen Gemeinden und Städten im Lagezentrum des Kommandos „Territoriale Aufgaben“ in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin ein. In 17 Fällen wird nach Angaben des Verteidigungsministeriums derzeit Amtshilfe geleistet, koordiniert werden die Einsatzkräfte und vor allem die Entsendung von wichtigem Gerät von Berlin aus.
Zudem leistet die Bundeswehr Soforthilfe, die in Fällen von „Gefahr im Verzug“ in Kraft tritt, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Hierbei reicht auch unter anderem eine Anfrage der Polizei, damit Soldaten zum Beispiel die Rettung von Menschen in überschwemmten Gebieten unterstützen können.
In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind insgesamt rund 850 Soldaten im Einsatz. Mit drei Berge- und acht Transportpanzern, fünf geländegängigen Gabelstaplern, 16 Krankentransportern, zwei Hubschraubern, Booten und Dutzenden Lkw unterstützen die Soldaten die Notfallmaßnahmen.
Schwerpunkt in Rheinland-Pfalz ist der Einsatz im besonders schlimm betroffenen Landkreis Ahrweiler, wo zwei Hubschrauber sowie Transportpanzer bei der Bewältigung der Unwetterkatastrophe helfen. Zudem wird ein Feldbettenlager aufgebaut. Allein 110 Soldaten helfen auch im rheinland-pfälzischen Kreis Trier-Saarburg bei der Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung und der Sicherung von Straßen.
Mit schweren Geräten hilft die Bundeswehr bei den Aufräumarbeiten im nordrhein-westfälischen Hagen, in Leverkusen befüllen Soldaten Sandsäcke. Im Kreis Euskirchen werden Notunterkünfte betreut, Rettungstransporte geleistet und Straßen geräumt, während in Essen eine 30 Meter lange mobile Brücke aufgebaut wird, um überflutetes Gebiet überqueren zu können.
Sonntag, 10.19 Uhr: Menschen in Erftstadt suchen Angehörige
In der vom Hochwasser besonders betroffenen Ortschaft Erftstadt westlich von Köln suchen zahlreiche Menschen nach ihren Angehörigen. Bisher wurden laut Angaben der Stadt bei der am Samstag eröffneten „Personenauskunftsstelle“ 59 Menschen gemeldet, deren Aufenthaltsort ungewiss ist. 16 davon kämen aus Erftstadt.
Unter den Gesuchten seien auch Bewohner einer Altenpflegeeinrichtung, die am Samstag evakuiert werden musste. Viele Menschen wüssten nicht, wo ihre Angehörigen sein könnten, weil etwa das Telefonnetz zusammengebrochen war, erklärte ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises am Sonntag.
Den Angaben der Stadt zufolge konnten Einsatzkräfte bislang 70 Fahrzeuge bergen, 25 stünden noch im Wasser. Bislang wurden keine Menschen in den Autos und Lastwagen entdeckt. Zwei Fahrzeuge konnten Helfer bislang nicht sichten, weil sie unter einen Lkw lagen.
In Erftstadt waren am Samstag erste Aufräumarbeiten angelaufen. Die Bundeswehr begann damit, auf der Bundesstraße 265 bei Erftstadt die von den Fluten eingeschlossenen Fahrzeuge mit Radpanzern zu bergen.
Sonntag, 8.11 Uhr: Zahl der Unwetter-Toten in Deutschland steigt
Die Zahl der Todesopfer durch die Unwetterkatastrophe in Deutschland ist nochmals deutlich gestiegen und liegt nun bei 156. Wie das Polizeipräsidium in Koblenz am frühen Sonntagmorgen mitteilte, erhöhte sich die Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz um weitere zwölf auf 110. Die Behörde äußerte die Befürchtung, „dass noch weitere Todesopfer hinzukommen“. Zahlreiche Menschen in Rheinland-Pfalz sowie in Nordrhein-Westfalen galten weiterhin als vermisst.
In NRW waren bis Samstagabend 45 Tote gezählt worden. Zudem kam mindestens ein Mensch bei Überschwemmungen im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land ums Leben.
Samstag, 17.11 Uhr: Vier Feuerwehrleute bei Hochwassereinsätzen in NRW gestorben
Bei den Hochwassereinsätzen in Nordrhein-Westfalen haben mindestens vier Feuerwehrleute ihr Leben verloren. Das teilte der Verband der Feuerwehren (VdF) am Samstag mit. Neben den beiden in Altena und Werdohl gestorbenen Männern seien zwei weitere Todesfälle gemeldet worden. In Nettersheim (Kreis Euskirchen) sei ein Feuerwehrangehöriger bei einem Rettungseinsatz ums Leben gekommen. Ein weiterer Feuerwehrangehöriger der Feuerwehr Rheinbach (Rhein-Sieg-Kreis) sei bei im Einsatz leblos aufgefunden worden und später im Krankenhaus gestorben.
„Die Betroffenheit in den Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus ist riesig. Wir alle werden das nach Ende der Einsätze erst verarbeiten müssen“, sagte der stellvertretende VdF-Landesvorsitzende, Bernd Schneider.
Samstag, 14.55 Uhr: Steinmeier: Schicksal der Hochwasseropfer „zerreißt uns das Herz“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu anhaltender Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands aufgerufen. „Die Unterstützungsbereitschaft, sie muss anhalten, im Großen wie im Kleinen“, sagte er am Samstag bei einem Besuch im nordrhein-westfälischen Katastrophengebiet an der Erft. „Die Menschen hier vertrauen darauf, dass die Solidarität, die signalisiert wird, auch weiterhin besteht.“ Vielen Menschen in den Hochwassergebieten sei „nichts geblieben, außer ihrer Hoffnung. Und diese Hoffnung dürfen wir nicht enttäuschen“, sagte Steinmeier in Erftstadt.
Der Bundespräsident hatte sich zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) über die Lage in Erftstadt informiert. Zur Stadt gehört die Ortschaft Blessem, wo es zu gewaltigen Erdrutschen gekommen war. Es bildeten sich Krater im Erdreich, drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein.
Viele hätten „alles verloren, was sie sich ein Leben lang aufgebaut haben“, sagte Steinmeier. „Wir sehen Gemeinden, die von Verwüstung, von Zerstörung gezeichnet sind.“ Den größten Verlust hätten aber die zu tragen, die Familienangehörige, Freunde, Bekannte verloren haben. „Ihr Schicksal zerreißt uns das Herz“, sagte Steinmeier.
Die Menschen in den Hochwassergebieten vertrauten darauf, dass die jetzt gezeigte Solidarität auch weiter bestehe, wenn die Tragödie nicht mehr die Titelseiten der Tageszeitungen bestimme. „Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, dass ein wenig von der Not der Menschen hier in den betroffenen Regionen gelindert wird“, sagte Steinmeier und verwies auf Spendenkonten.
Samstag, 13.04 Uhr: Suchen, retten, aufräumen - Nach der Flut werden die Folgen deutlich
Während sich die Wassermassen aus vielen Flutgebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz langsam zurückziehen, wird in den Trümmern der Katastrophengebiete weiterhin nach Todesopfern gesucht. Bis zum Samstagmittag stieg diese Zahl auf mehr als 130. Allein im Großraum Ahrweiler kamen nach Angaben der Polizei über 90 Menschen ums Leben. Es sei zu befürchten, dass noch weitere hinzukämen, teilte die Polizei Koblenz mit. Hunderte Menschen wurden laut Polizei verletzt - auch diese Zahl könne noch steigen.
Für die ebenfalls besonders schwer betroffene Region um das nordrhein-westfälische Erftstadt befürchtet Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) ebenfalls Schlimmeres: „Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht“, hatte er am Freitag in Düsseldorf gesagt. Trotz mehrerer eingestürzter Häuser gab es bis zum Samstagmittag aber keine bestätigten Todesopfer in dem extrem unter Wasser stehenden Stadtteil Blessem.
Skeptisch äußerte sich dort jedoch ein Kreissprecher: Da die Arbeiten der Rettungskräfte noch in vollem Gange seien, könne man nicht ausschließen, noch Todesopfer zu finden, sagte er am Samstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage sei weiterhin angespannt. In Blessem südwestlich von Köln war es zu gewaltigen Erdrutschen gekommen, es bildeten sich Krater im Erdreich, drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein.
Mehr als zwei Tage nach dem Unglück werden in den Regionen immer noch Menschen vermisst. Tausende Rettungskräfte sind unter anderem in der Eifel im Einsatz. Auch dort hatten die Wassermassen in der Nacht zum Donnerstag ganze Orte verwüstet. In Nordrhein-Westfalen gab es nach Angaben des NRW-Innenministeriums landesweit mindestens 43 Todesopfer und viele Verletzte. Für Rheinland-Pfalz hatte Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) am Freitag von 362 Verletzten gesprochen.
Samstag, 11.03 Uhr: Polizei-Appell an potenzielle Hochwassertouristen und Gaffer
Mit einem eindringlichen Appell hat sich die Polizei in Rheinland-Pfalz zum Start ins Wochenende über Twitter an potenzielle Hochwassertouristen und Gaffer gewandt. „Es ist nicht an der Zeit für Touren in einem Katastrophengebiet“, hieß es am Samstag von der Polizei in Mainz. Denn viele Menschen hätten dort gerade erst „großes Leid und Verluste erfahren“. Während des Katastropheneinsatzes seit Donnerstag war es bereits zu Behinderungen durch Schaulustige gekommen.
Samstag, 9.57 Uhr: Zahl der Toten steigt
In den Trümmern und Ruinen der Katastrophengebiete im Westen werden immer mehr Opfer der Hochwasserkatastrophe entdeckt. Die Zahl der Toten stieg bis zum Samstagmorgen auf mehr als 130. Die Polizei bezifferte die Zahl der Todesopfer allein im Großraum Ahrweiler auf über 90. Es sei zu befürchten, dass noch weitere hinzukämen, teilte die Polizei Koblenz mit. Insgesamt liege dem Polizeipräsidium die Meldung über 618 Verletzte vor. Auch diese Zahl könne sich noch weiter erhöhen.
Mehr als zwei Tage nach dem Unglück werden immer noch Menschen vermisst. In Nordrhein-Westfalen gab es nach Angaben des NRW-Innenministeriums landesweit mindestens 43 Todesopfer und viele Verletzte. In der besonders vom Hochwasser betroffenen nordrhein-westfälischen Ortschaft Erftstadt-Blessem gibt es dagegen bislang keine bestätigten Todesopfer. Da die Arbeiten der Rettungskräfte aber noch in vollem Gange seien, könne man nicht ausschließen, noch Todesopfer zu finden, sagte ein Kreisprecher am Samstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage sei aber weiter angespannt.
Am Samstagmittag (12.30 Uhr) will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Erftstadt besuchen und in der Feuerwehrleitzentrale mit Rettungskräften sprechen. Bundeskanzlerin Angela Merkel plant einen baldigen Besuch in der schwer verwüsteten Region in Rheinland-Pfalz.
Dort hatte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Freitag noch von 63 Todesopfern gesprochen. Die Zahl der Verletzten in Rheinland-Pfalz lag bei 362. Die Such- und Rettungsarbeiten gehen auch dort weiter. Noch immer sind Tausende Rettungskräfte in der Eifel, wo in der Nacht zum Donnerstag die Wassermassen ganze Orte verwüstet hatten.
Laut Frühwarnprognose des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz verringerte sich die Hochwassergefahr zuletzt. In vielen Ortschaften fiel weiterhin das Strom- und Telefonnetz aus. Angehörige, Freunde oder Bekannte, die jemanden vermissen, können sich unter der Rufnummer 0800 6565651 bei der Polizei melden.
In der Nacht war die Polizei nach Angaben des Präsidiums mit vielen Einsatzkräften in den betroffenen Ortslagen im Einsatz. Durch das Unwetter seien zahlreiche Straßen im Ahrtal weiterhin gesperrt oder nicht mehr befahrbar.
Freitag, 20.47 Uhr: Mehr als 100 Tote, Lage weiter angespannt
An einigen Orten der verheerenden Flut geht das Wasser langsam zurück - aber die Zahl der Toten steigt und steigt. Und die Gefahr ist nach der Hochwasserkatastrophe im Westen der Bundesrepublik noch nicht vorbei. Bis zum Freitagabend wurden insgesamt 106 Todesopfer gezählt - in Rheinland-Pfalz kamen nach offiziellen Angaben mindestens 63 Menschen ums Leben, in Nordrhein-Westfalen 43. In beiden Bundesländern wurden zudem noch viele Menschen vermisst, ihre genaue Zahl war weiterhin unklar.
In den Überschwemmungsgebieten gingen die Bergungs- und Aufräumarbeiten am Freitag weiter. Bei mancherorts sinkenden Pegelständen und weniger Regen deutete sich immerhin etwas Entspannung an.
Eine besonders dramatische Lage ergab sich am Freitag in Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln: Dort kam es zu gewaltigen Erdrutschen, es bildeten sich Krater im Erdreich. Nach Stand Freitagabend stürzten drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg ein. Es war unklar, wie viele Opfer es gab. Der zuständige Landrat, Frank Rock, sagte im Fernsehsender ntv, 50 Menschen seien mit Booten gerettet worden.
23 Städte und Landkreise sind in NRW nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerung und Katastrophenschutz (BBK) in Bonn von Überschwemmungen betroffen. In Rheinland-Pfalz ist der Kreis Ahrweiler Schwerpunkt der Katastrophe. Mindestens 362 Menschen wurden hier verletzt, wie die Polizei in Koblenz am Freitag mitteilte. Allein im Örtchen Schuld an der Ahr mit 700 Einwohnern wurden mehrere Häuser von den Wassermassen mitgerissen und zahlreiche weitere Gebäude teils schwer beschädigt. Erhebliche Schäden gab es auch in anderen Regionen der Eifel und im Landkreis Trier-Saarburg.
Freitag, 19.11 Uhr: Gasversorger: Lage im Kreis Ahrweiler nach Hochwasser dramatisch
Der Versorger Energienetze Mittelrhein hat die Situation nach der Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz als dramatisch bezeichnet. „Die Gasleitung ist komplett gerissen. Wirklich zerstört“, sagte Unternehmenssprecher Marcelo Peerenboom am Freitag in Koblenz. Mehrere Kilometer Leitung müssten komplett neu gebaut werden. „Das wird leider Wochen oder Monate dauern, bis dort wieder Gasversorgung ist. Das heißt für die Bürger: kaltes Wasser, und wenn die Heizperiode kommt, auch kalte Wohnung.“
Das Unternehmen denke darüber nach, wie den Menschen geholfen werden könne. Derzeit komme der Versorger jedoch nicht einmal an alle Schadensstellen heran. „Eine Gasregelstation zum Beispiel liegt komplett unter Wasser“, sagte Peerenboom. „Da müssen wir warten, bis Monteure an die Anlagen kommen.“ Dann könne man sich ein komplettes Bild von der Lage machen. „Bis dahin können Sie nur schätzen.“
Zur Stromversorgung im Kreis Ahrweiler hatte das Unternehmen Westnetz von erheblichen Beschädigungen an den Verteilungsanlagen durch Starkregen und Überschwemmungen gesprochen. Zahlreiche Städte und Ortsgemeinden seien von Stromausfällen betroffen. „Die Arbeiten und Erreichbarkeit der Stromanlagen werden zum Teil durch überflutete Straßen erschwert“, hieß es in einer Mitteilung. Eine Aussage zur Wiederaufnahme der kompletten Versorgung sei vorerst nicht möglich.
Freitag, 18.41 Uhr: Nach Unwetter weiterhin über 100 000 Menschen ohne Strom
Im Westen Deutschlands waren nach dem verheerenden Unwetter auch am Freitagnachmittag noch rund 102 000 Menschen ohne Strom. Das Unwetter und die daraus entstandenen Überflutungen sorgten weiterhin für Ausfälle in der Stromversorgung in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, teilte der zum Eon-Konzern gehörende Energieversorger Westenergie in Essen mit.
Westenergie betonte, es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Stromversorgung wiederherzustellen. Etwa zehn Umspannanlagen des Verteilnetzbetreibers Westnetz seien derzeit aber noch von den Überschwemmungen direkt betroffen. Einzelne Anlagen seien nach wie vor schwer erreichbar, in anderen stehe immer noch das Wasser.
Bevor sie wieder in Betrieb genommen werden könnten, müssten sie geprüft und gereinigt werden. Bei größeren Schäden an den Umspannanlagen werde daran gearbeitet, die Stromversorgung über Umschaltungen aus anderen Anlagen oder durch Notstromaggregate wieder herzustellen.
In der Spitze lag die Zahl der nicht mit Strom versorgten Menschen laut Westenergie sogar bei 200 000. Doch sei es durch die Wiedereinschaltung von Anlagen, Umleitungen und Notstromaggregate mittlerweile gelungen, in zahlreichen Fällen die Stromversorgung wieder herzustellen.
Freitag, 18.09 Uhr: „Das ist ein Horror“ - Viele Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz
Braun und ölig ergießt sich Wasser von einer Straße in einen riesigen Schlund in Erftstadt unweit von Köln. Die Straße: einfach abgebrochen. Die Häuser: zum Teil eingestürzt. Eine weiße Gardine wiegt noch im Wind, fast bis zur Hälfte ist sie braungefärbt. Ein stummes Zeugnis dramatischer Stunden, in denen die Flut durch den Stadtteil Blessem schwappte.
Die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands bringt Chaos, Verwüstung und Leid. Ihr genaues Ausmaß kann noch nicht abgeschätzt werden. Klar ist: Mehr als 100 Menschen haben in NRW und Rheinland-Pfalz ihr Leben verloren. Die Zahlen werden noch weiter steigen, wird befürchtet. Zahlreiche Menschen werden vermisst. Viele, viele andere stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.
In Erftstadt werden Häuser mitgerissen und verschwinden. Bis zum Freitagnachmittag war unklar, wie viele Opfer es gab. Die Lage war extrem unübersichtlich. Die Flut sei schnell gekommen, sagt Landrat Frank Rock (CDU). Es habe kaum Zeit gegeben, die Menschen zu warnen. Aus der Luft sind Erdrutsche von gewaltigem Ausmaß zu sehen. „Es ist eine katastrophale Lage, wie wir sie hier noch nie hatten“, sagt der Landrat.
Freitag, 16.20 Uhr: Zahl der Todesopfer durch Unwetter in NRW und Rheinland-Pfalz bei mindestens 106
Infolge der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind mehr als hundert Menschen gestorben. Da die Lage auch am Freitag unübersichtlich blieb und weiter viele Menschen vermisst wurden, drohte noch ein weiterer Anstieg der Zahl der Toten. Auch im benachbarten Belgien starben mindestens 18 Menschen. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD) und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), sprachen von einer Katastrophe historischen Ausmaßes.
Dreyer bezifferte die Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz auf mindestens 60, ein Sprecher des Landesinnenministeriums sprach am Freitagnachmittag von mindestens 63 Toten. Darunter waren auch zwölf Bewohner eines Behindertenwohnheims in Sinzig, die nicht mehr evakuiert werden konnten und hilflos ertranken. Laschet bezifferte die Zahl der Toten in Nordrhein-Westfalen auf mindestens 43.
In beiden Bundesländern blieb die Lage in einigen Landkreisen unübersichtlich. Im besonders betroffenen rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler war etwa seit Donnerstagabend die Zahl der vermissten Menschen unklar. Der Landkreis selbst gab die Zahl mit 1300 an, darunter könnten aber viele doppelt gemeldete Menschen sein. Da das Mobilfunknetz und die Telefonleitungen ausgefallen waren, gab es keine Möglichkeit der telefonischen Kontaktnachverfolgung.
Freitag, 14.50 Uhr: 1100 niedersächsische Helfer im NRW-Hochwassereinsatz
Etwa 1100 Helfer von Feuerwehr, Polizei und DLRG aus Niedersachsen werden über das Wochenende in Nordrhein-Westfalen gegen die Folgen des katastrophalen Hochwassers kämpfen. Das teilte das niedersächsische Innenministerium in Hannover mit. Am Freitag wurden Kreisfeuerwehrbereitschaften aus acht Landkreisen in das Nachbarbundesland entsandt. Die 800 Feuerwehrleute sollen in den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf und Köln zum Einsatz kommen. Sie bringen auch vier Hochleistungspumpen mit.
Schon seit Donnerstag helfen zwei Wasserrettungszüge der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus Niedersachsen in NRW aus. Einsatzschwerpunkt der 110 Retter ist die Rettung von Menschen aus den Fluten mit Booten. Polizisten aus Niedersachsen helfen im Katastrophengebiet beispielsweise mit, Plünderungen zu verhindern. Auch Angehörige der Wasserschutzpolizei Oldenburg sind bis Montag im Einsatz.
«Diese Hochwasserlage ist eine dramatische Herausforderung für alle Betroffenen», sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD). «Dass so viele Tote zu beklagen sind und noch immer zahlreiche Menschen vermisst werden, ist eine Tragödie.» Die aktuelle Lage zeige, dass der Katastrophenschutz in Zukunft eine noch stärkere Bedeutung bekommen werde, weil außergewöhnliche Wetterphänomene zunähmen.
Freitag, 14.20 Uhr: Polizei Köln: Rund 60 Menschen weiterhin vermisst
Im Raum Euskirchen sucht die Polizei weiterhin nach 40 vermissten Menschen. Im Raum Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis werden ebenfalls noch 19 Menschen vermisst, wie die Polizei Köln am Freitag mitteilte. Bei der Hotline für vermisste Personen des Rhein-Sieg-Kreises seien mehr als 300 Nachfragen eingegangen. Viele der Anrufe seien auf das zusammengebrochene Mobilfunknetz zurückzuführen.
Am Freitagmorgen hatte die Polizei Köln von 24 Toten im Kreis Euskirchen und sechs Toten im Rhein-Sieg-Kreis berichtet. Noch immer seien nicht alle der Leichen geborgen, hieß es in der Mitteilung. Die Überprüfung der Vermisstenmeldungen laufe.
Freitag, 13.35 Uhr: Kirchen rufen zu Spenden für Hochwasseropfer auf
Mehrere kirchliche Organisationen rufen zu Spenden für die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf. So haben das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) und die evangelischen Kirchen im Rheinland und Westfalen ein gemeinsames Spendenkonto eingerichtet.
«Unsere Mitarbeitenden berichten von dramatischen Situationen und verzweifelten Menschen vor Ort. Wir müssen jetzt unkompliziert und pragmatisch jenen helfen, die alles verloren haben», sagt Thomas Oelkers, Vorstand der Diakonie RWL.
Das Bistum Aachen hat für betroffene Kinder und Familien einen Solidaritätsfonds eingerichtet und ruft ebenfalls zu spenden auf, um schnell und unbürokratisch helfen zu können.
Freitag, 13.16 Uhr: Mehr als 100 Tote bei Überschwemmungen - Erdrutsche in Erftstadt
Bei der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands steigt die Opferzahl weiter. Bis Freitagmittag wurden 103 Tote als Folge der Überschwemmungen gezählt. In Rheinland-Pfalz kamen nach offiziellen Angaben mindestens 60 Menschen ums Leben, in Nordrhein-Westfalen waren es 43.
Es stehe zu befürchten, dass sich die Opferzahlen weiter erhöhen, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag nach einer Sondersitzung des Landeskabinetts. In beiden Bundesländern wurden noch zahlreiche Menschen vermisst. Die Lage blieb vielerorts angespannt. In Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln führten Erdrutsche zu einer dramatischen Lage. In Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln kam es am Freitag zu Erdrutschen von gewaltigem Ausmaß, es bildeten sich riesige Erdlöcher. Häuser wurden unterspült und stürzten ein. «Es gibt Todesopfer», sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln. Die Lage war am Mittag noch unübersichtlich.
Freitag, 13 Uhr. Zwölf Menschen in Wohnheim für Behinderte ertrunken
Unter den Todesopfern der Flutkatastrophe sind auch zwölf Bewohner einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung. Nach dem Unwetter in der Nacht zum Donnerstag wurden dort 13 Menschen vermisst.
Einer von ihnen sei lebend gerettet und ins Krankenhaus gebracht worden, teilte eine Sprecherin des Innenministeriums in Rheinland-Pfalz mit. Am Donnerstagabend waren zunächst neun Todesopfer in der Einrichtung bestätigt worden.
„Das Wasser drang innerhalb einer Minute bis an die Decke des Erdgeschosses“, sagte der Geschäftsführer des Landesverbands der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz, Matthias Mandos. Die Nachtwache habe es noch geschafft, mehrere Bewohner in den ersten Stock des an der Ahr gelegenen Wohnheims zu bringen. „Als er die nächsten holen wollte, kam er schon zu spät.“ Die Wassermassen seien so rasant in das Gebäude eingedrungen, dass es keine Chance gegeben habe.
Das Heim hat 34 Wohnplätze und befindet sich in einem tiefer gelegenen Wohnviertel der Stadt, die an der Mündung der Ahr in den Rhein liegt. Das Team im Haus sei völlig traumatisiert, sagte Mandos. Seelsorger bereiteten sich darauf vor, die überlebenden Bewohner behutsam über das schreckliche Geschehen aufzuklären.
Am Freitag war an dem Gebäude eine etwa drei Meter hoch reichende Schlammschicht zu sehen, die über die Fenster des Erdgeschosses reichte.
Freitag, 12.52 Uhr: Teile von A1-Standstreifen brechen ab und stürzen in die Erft
In der Nähe der vom Hochwasser heimgesuchten Ortschaft Erftstadt-Blessem sind Teile der gesperrten Autobahn 1 in den Fluss Erft gestürzt. Dies berichtete ein dpa-Reporter als Augenzeuge. Nach seinen Angaben brachen schätzungsweise mehr als 40 Meter des Standstreifens in mehreren Stücken mit einem Knacken ab und fielen in den Fluss. Auf den Abschnitten hätten sich keine Fahrzeuge befunden. Auch ein Stück Lärmschutzwand sei eingestürzt.
Freitag, 12 Uhr: Zahl der Todesopfer durch Unwetter in NRW und Rheinland-Pfalz bei mehr als 90
Infolge der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind mehr als 90 Menschen gestorben. Da noch viele Menschen vermisst werden und sich die Lage in mehreren Städten und Gemeinden Freitag zuspitzte, könnte sich die Zahl der Toten der schon jetzt zu den größten Naturkatastrophen der Nachkriegszeit in Deutschland zählenden Unwetter noch erheblich erhöhen. Dramatisch entwickelte sich die Lage in Erftstadt, wo zahlreiche Häuser von den Fluten weggerissen wurden.
Die Behörden in Rheinland-Pfalz bestätigten mehr als 50 Tote, das Innenministerium in Nordrhein-Westfalen 43 Tote. In den beiden vor allem von den Unwettern betroffenen Bundesländern liefen aber die Rettungseinsätze auch am Freitag noch. So galten nach Angaben des rheinland-pfälzischen Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler in der Region rund 1300 Menschen als vermisst.
Freitag, 11.55 Uhr: Jugendlicher im Hochwasser aus Gully gerettet
Bei der Hochwasserkatastrophe ist ein Jugendlicher in Baden-Württemberg nach Feuerwehrangaben in einen offenen Gully gesogen worden. Dies sei auf einer vom Wasser gefluteten Straße in Inzlingen im Kreis Lörrach passiert. Der Vater des Jungen und ein benachbarter Feuerwehrmann hätten den 17-Jährigen in der lebensgefährlichen Lage festhalten können, sagte Feuerwehrkommandant Thomas Muck am Freitag. Weitere Einsatzkräfte hätten geholfen, den Teenager zu retten. Er habe einen Schock erlitten, sei aber nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus wieder von dort entlassen worden. In der Nacht habe die Freiwillige Feuerwehr in Inzlingen 28 Einsätze gehabt, berichtete Muck.
Freitag, 11.52 Uhr: Schifffahrt auf dem Rhein bleibt wohl noch tagelang eingestellt
Das anhaltend starke Hochwasser bremst die Schiffe auf dem Rhein nach Einschätzung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) Oberrhein noch mehrere Tage lang aus. «Nach derzeitiger Lage ist mit einer Freigabe für die Schifffahrt erst ab Anfang nächster Woche zu rechnen», teilte die Behörde am Freitag in Freiburg mit. Sie betreut die Wasserstraße zwischen Weil am Rhein an der Grenze zur Schweiz und dem Bereich zwischen Mainz und Ginsheim (Hessen).
Nach WSA-Angaben ist die Strecke zwischen Iffezheim und Germersheim bereits seit der Nacht auf Mittwoch für die Rheinschifffahrt gesperrt. Am Donnerstag wurde dieser Bereich bis Mannheim ausgedehnt. Es werde ein weiterer Anstieg der Wasserstände mit einem Scheitelwert am Pegel Maxau voraussichtlich am Samstag und in Speyer in der Nacht zum Sonntag erwartet.
Das Hochwasser will die Verwaltung auch nutzen, um wissenschaftlich voranzukommen. Seit Freitag und bis zum Montag würden Abflüsse und Wasserspiegelhöhen zwischen Iffezheim und Mainz gemessen, teilte das WSA mit. «Die gewonnenen Naturdaten sind die wesentlichste Grundlage für numerische und physikalische Modelle», erklärte Ines Jörgens vom WSA Oberrhein. Mit diesen Modellen würden zum Beispiel Wasserstandsvorhersagen oder Berechnungen der Wasserspiegel gemacht.
Freitag, 11.30 Uhr: Diebstahl in Stolberg und Eschweiler: Fünf Menschen festgenommen
Bei dem Versuch, Geschäfte in den vom Hochwasser stark betroffenen Städten Eschweiler und Stolberg in Nordrhein-Westfalen zu bestehlen, sind fünf Menschen vorläufig festgenommen worden. In allen Fällen schrieben Beamte eine Anzeige wegen Diebstahls, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Ein 32 Jahre alter Mann versuchte demnach am Donnerstag in Stolberg, einen Gegenstand aus einem Juweliergeschäft zu stehlen. Als Zeugen ihn ansprachen, ließ er seine Beute wieder fallen.
In einem Supermarkt in Stolberg waren zwei Frauen im Alter von 28 und 24 Jahren und ein 35-jähriger Mann unterwegs, um Lebensmittel und Spielzeug zu stehlen. In Eschweiler wollte ein Mann Beute in einer Apotheke machen. In allen Läden war der Eingangsbereich jeweils durch die Hochwasserlage beschädigt, sagte der Polizeisprecher. Beamte nahmen die Personalien der Personen auf, die daraufhin wieder entlassen wurden. Die 28 Jahre alte Frau in Stolberg werde einem Haftrichter vorgeführt. Zuvor hatte «bild.de» berichtet.
Bereits am Donnerstag berichtete die Polizei von versuchten Diebstählen in Geschäften in Stolberg. Eine Hundertschaft der Polizei war im Einsatz, um die verlassenen Wohnhäuser und Geschäfte vor Plünderungen zu schützen.
Freitag, 11.15 Uhr: Noch 1200 Haushalte in Leverkusen ohne Strom
Im vom Hochwasser getroffenen Leverkusen haben am Freitag die Aufräumarbeiten begonnen. Noch immer seien rund 1200 Haushalte ohne Strom, teilte die Stadt mit. Beim Leerpumpen der unzähligen vollgelaufenen Keller hätten diese Häuser Vorrang, damit die Stromversorgung wieder hergestellt werden könne. Zur Unterstützung der Feuerwehr würden im Laufe des Tages rund 200 Bundeswehrsoldaten in der Stadt erwartet. Mehrere Straßen und Wege seien noch gesperrt. Einige Brücken seien durch die Überschwemmungen möglicherweise beschädigt und müssten einer Sonderprüfung unterzogen werden, ehe sie wieder freigeben werden könnten.
Freitag, 11 Uhr: DLRG schickt hunderte Helfer in Flutgebiete
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) unterstützt die Hochwassergebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit rund 840 ehrenamtlichen Helfern. Unter diesen seien auch auf strömende Gewässer, Wildwasser und Hochwasser spezialisierte Strömungsretter, wie die DLRG am Freitag in Bad Nenndorf mitteilte. Diese und die anderen Helfer würden Bewohner in Sicherheit bringen, in Not geratene Menschen retten und Deiche vor den Wassermassen verteidigen.
Die Lage vor Ort sei "wahrlich dramatisch", erklärte DLRG-Präsident Achim Haag. Für den Verband sei es "eine der größten Herausforderungen in seiner Geschichte". Die 41.000 DLRG-Rettungsschwimmer seien derzeit an den Badestellen gefordert wie zu keiner Zeit sonst im Jahr - "und jetzt kommt diese Katastrophe".
Freitag, 10.45 Uhr: Deutsche Polizeigewerkschaft verurteilt Katastrophentourismus
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in NRW hat das Verhalten von Schaulustigen verurteilt, die während der Hochwasser-Katastrophe Rettungseinsätze und Zerstörungen filmen und fotografieren. «Das ist ein absolutes No-Go. Das geht überhaupt nicht», sagte ihr Landesvorsitzender Erich Rettinghaus der Düsseldorfer «Rheinischen Post». «Man sieht schon Bilder von Rettungskräften bei Aufräumarbeiten, die von Schaulustigen auf der anderen Straßenseite gefilmt werden. Das darf nicht sein und muss unterbunden und geächtet werden», so Rettinghaus. «Ich vermute, dass solches Verhalten in den nächsten Tagen aber leider noch öfters zu beobachten sein wird.»
Freitag, 10.30 Uhr: Unwetter: Nato bekundet Solidarität mit betroffenen Staaten
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Solidarität des Militärbündnisses mit den vom Hochwasser betroffenen Ländern bekundet. «Unsere Gedanken sind bei all denen, die ihre Liebsten und ihr Zuhause in den verheerenden Fluten verloren haben», schrieb der Norweger am Freitag zudem auf Twitter. Dutzende Menschen haben im Zusammenhang mit den Unwettern in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg ihr Leben verloren. Immer noch werden zahlreiche Menschen vermisst. Häuser stürzten ein, ganze Landstriche wurden durch die Fluten verwüstet.
Freitag, 10.25 Uhr: Trinkwasserversorgung in Stolberg ist noch angespannt
In der schwer vom Hochwasser getroffenen Stadt Stolberg bei Aachen ist auch am Freitagvormittag die Trinkwasserversorgung kritisch. Sie sei zurzeit eingeschränkt, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Bürgerinnen und Bürger sollten Trinkwasser vor dem Gebrauch abkochen. Zur Sicherstellung der Versorgung seien in allen Ortsteilen Trinkwasserbehälter aufgestellt worden, wo sich die Betroffenen bedienen könnten. Im Übrigen kümmere sich die Stadt um die Koordination von Geld- und Sachspenden. Nähere Infos dazu sollten später folgen. Am Donnerstag wurde aufgrund des Hochwassers das Trinkwassernetz beschädigt, wodurch es zu Druckabfällen im Netz gekommen ist.
Freitag, 10 Uhr: Baden-Württemberg schickt hunderte Helfer in rheinland-pfälzische Flutgebiete - Innenminister Strobl: "Kräftige und entschlossene Hilfe selbstverständlich"
Die Landesregierung von Baden-Württemberg unterstützt die Hochwassergebiete in Rheinland-Pfalz mit rund 600 Einsatzkräften von Sanitätsdienst, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Derzeit seien hundert Krankenwagen, 15 Hochwasserzüge der Feuerwehr und ein Polizeihelikopter mit Höhenrettern im Einsatz, teilte das Innenministerium am Freitag in Stuttgart mit.
Das Hochwasser habe "eine Schneise der Verwüstung hinterlassen", erklärte Innenminister Thomas Strobl (CDU). In dieser Lage sei es "selbstverständlich, kräftige und entschlossene Hilfe zu leisten".
Freitag, 9.40 Uhr: Auch Spürhunde und Bausachverständige im Hochwassergebiet im Einsatz
In der Hochwasserkatastrophe in der Eifel unterstützen auch Spürhunde und Bausachverständige die Rettungskräfte. «Als gestern in Schuld das Wasser zurückging, war auch eine Spürhundstaffel im Einsatz», sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau im Kreis Ahrweiler, Guido Nisius (CDU), am Freitagmorgen.
In dem besonders vom Hochwasser heimgesuchten Dorf Schuld am Flüsschen Ahr mit sechs eingestürzten und vielen beschädigten Häusern werde weiter mit Hochdruck nach Vermissten gesucht. «Bausachverständige haben in Schuld jedes Gebäude begutachtet, ob es einsturzgefährdet ist», erklärte Nisius. Falls nicht, seien die Rettungskräfte hineingegangen.
Allein in der Verbandsgemeinde Adenau wurden laut dem Bürgermeister auch am Freitagmorgen noch etwa 30 Bürger vermisst. Zugleich scheine hier das zunächst zusammengebrochene Handynetz wieder halbwegs zu funktionieren. Nisius wusste nach eigener Aussage auch am Freitagmorgen noch nicht, wie viele der für Rheinland-Pfalz gemeldeten mehr als 50 Toten aus seiner Verbandsgemeinde Adenau stammten.
Freitag, 9 Uhr: Hauseinstürze in Erftstadt - Lage dramatisch
In Erftstadt-Blessem ist eine Reihe von Häusern ganz oder teilweise eingestürzt. Das hat die Kölner Bezirksregierung mitgeteilt. Ursache seien massive und schnell fortschreitende Unterspülungen der Häuser.
Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Menschen könnten derzeit aber nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden. Dazu erschwere ein nicht abstellbarer Gasaustritt die Rettungsarbeiten. Mehrere Pflegeheime würden geräumt.
Mindestens 80 Tote und circa 1300 Vermisste bis Freitagmorgen
Mindestens 80 Menschen sind bislang bei der Hochwasserkatastrophe im Westen von Deutschland ums Leben gekommen. Weitere Todesopfer sind zu befürchten - allein im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler in Nordrhein-Westfalen werden rund 1300 Menschen vermisst.
In Rheinland-Pfalz ist die Zahl der Toten am frühen Morgen auf 50 gestiegen. „Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz.
In Nordrhein-Westfalen meldet das Innenministerium am Abend 30 Tote und 57 Verletzte. Im besonders betroffenen Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler verweist eine Sprecherin darauf, dass viele Menschen wegen des lahmgelegten Mobilfunknetzes nicht erreichbar seien. „Wir hoffen, dass sich das klärt“, sagt sie zur hohen Zahl von Vermissten.
Rurtalsperre in NRW läuft über
Und obwohl die heftigen Unwetter vorüber sind, ist die Gefahr nicht gebannt: Seit kurz vor Mitternacht läuft die Rurtalsperre in NRW über, „mit einer geringen Dynamik“, wie der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) mitteilt. Dadurch sei im Unterlauf der Rur mit Überschwemmungen sowie Überflutungen von Häusern und Kellern zu rechnen.
Der Wasserverband warnt, Menschen sollten sich nicht in Flussnähe aufhalten, da die Gefahr bestehe, mitgerissen zu werden. Auch sollten vollgelaufene Keller nicht betreten werden, weil die Gefahr von Stromschlägen bestehe. An besonders von Hochwasser betroffenen Stellen sei mit Evakuierungen zu rechnen.
Im heftig betroffenen Kreis Euskirchen in NRW soll ein Gutachter am Freitag erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe nehmen. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen zwar gesunken. Die Brauchwasser-Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, war von einem Sachverständigen am Vortag als „sehr instabil“ eingestuft worden. Deswegen wurden aus Sicherheitsgründen mehrere Ortschaften evakuiert. Betroffen waren rund 4500 Einwohner.
900 Soldaten in den Katastrophengebieten
Die Rettungskräfte setzen unterdessen die Suche nach Vermissten fort. Die Bundeswehr hat zur Unterstützung inzwischen rund 900 Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschickt.
Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unterstützt die betroffenen Regionen unter anderem mit Satellitenbildern. „Erste Satellitenbilder aus den vom Unwetter betroffenen Gebieten werden seit heute Morgen aufgenommen. Diese Bilder werden, sobald verfügbar, den Beteiligten im Krisenmanagement zur Verfügung gestellt“, sagt Vizepräsident Thomas Herzog dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Das BBK kümmere sich zudem auch um die Koordinierung von Hilfen, beispielsweise von Helikoptern zur Rettung von Menschen oder Zapfstellen zur Abgabe von Trinkwasser.
Merkel sichert Hilfe zu
Die Schäden durch die Wassermassen sind in beiden Ländern immens. Das Land Rheinland-Pfalz stellt als kurzfristige Unterstützung 50 Millionen Euro bereit, um etwa Schäden an Straßen, Brücken und anderen Bauwerken zu beheben. Auch die Bundesregierung plant Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zufolge ein Hilfsprogramm.
Kanzlerin Merkel versichert bei ihrem Besuch in den USA mit Blick auf die Betroffenen: „Wir werden sie in dieser schwierigen, schrecklichen Stunde nicht alleine lassen und werden auch helfen, wenn es um den Wiederaufbau geht.“ Die Kanzlerin lässt sich nach eigenen Angaben fortlaufend über die Lage in den Hochwassergebieten informieren.
Grünen-Chef Robert Habeck spricht sich für die Auflage eines Hilfsfonds aus. „Ich fände es richtig, wenn wir jetzt sehr schnell einen Hilfsfonds auflegen, wie es 2013 auch nach dem großen Elbhochwasser der Fall war“, sagt er der „Welt“. „Wir müssen den Menschen in einer solchen Notsituation schnell und unbürokratisch unter die Arme greifen, und ein Teil des Geldes dafür muss aus dem Bundeshaushalt kommen.“
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sagt der Deutschen Presse-Agentur, die Menschen, die um ihre finanzielle Existenz fürchteten, bräuchten schnell Klarheit. Aufräumarbeiten und Wiederaufbau gelängen nur mit großer Solidarität.
Sondersitzung zu Hilfen
Das nordrhein-westfälische Kabinett berät heute in einer Sondersitzung über die Lage und Hilfen für die betroffenen Kommunen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagt in der ZDF-Sendung „maybrit illner“, es müssten Wege gefunden werden, sehr schnell wieder Straßen, Brücken und andere Infrastruktur in Gang zu setzen. Das Land werde helfen, nötig sei aber auch „eine große nationale Kraftanstrengung, damit schnell die schlimmsten Dinge beseitigt werden“.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will sich am Morgen in Trier über die Situation in ihrer Heimatstadt informieren. Wegen des starken Hochwassers im Mosel-Nebenfluss Kyll waren in Trier und Umgebung Tausende Menschen in Sicherheit gebracht worden, auch ein Krankenhaus musste evakuiert werden. An allen Behörden in Rheinland-Pfalz werden die Fahnen heute auf halbmast gesetzt.
Auch Nachbarländer kämpfen mit Hochwasser
Ebenfalls mit Hochwasser zu kämpfen haben Nachbarländer Deutschlands. In der Schweiz stiegen Flusspegel nach starken Regenfällen stark an. Im Kanton Schaffhausen überschwemmten laut der Nachrichtenagentur Keystone-sda angeschwollene Bäche die Dörfer Schleitheim und Beggingen. Wassermassen flossen durch Straßen, in Keller, rissen Fahrzeuge mit und zerstörten kleinere Brücken.
In Belgien wurden entlang der Maas vorbeugend Menschen aus einigen Gemeinden in Sicherheit gebrach.