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Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt: Lebenslänglich Eisenbahner

Von ALEXANDER SCHIERHOLZ 01.09.2011, 13:50

Leipzig/MZ. - Die Deutsche Bahn AGwill auf den drohenden Fachkräftemangel reagieren,indem sie Mitarbeiter dauerhaft an sich bindet."Arbeitnehmer, die es wollen, können ihr gesamtesBerufsleben bei der Bahn bleiben", sagte derPersonalvorstand des Konzerns, Ulrich Weber,am Donnerstag in Leipzig. Mit der LokführergewerkschaftGDL und der Eisenbahn- und VerkehrsgewerkschaftEVG werde derzeit über einen entsprechendenTarifvertrag verhandelt.

"Wir wollen als Arbeitgeber attraktiver werden",sagte Weber, daran müsse der Konzern im Vergleichzu anderen großen Unternehmen wie etwa Siemensoder Volkswagen, noch arbeiten. Vor kurzemhatte eine interne Umfrage ergeben, dass fast70 Prozent der Bahn-Beschäftigten demotiviertsind, unter anderem wegen langer Entscheidungswegeoder unzureichender Arbeitszeitmodelle. DieBahn reagiert mit ihrem Vorstoß aber auchauf die zunehmende Überalterung: Das Durchschnittsalterim Konzern liegt laut Weber bei 46 Jahren."Altersbedingt werden wir in den nächstenJahren viele Kollegen verlieren." Pro Jahrseien 5000 bis 7000 neue Mitarbeiter notwendig.

Details des Tarifvertrags sind noch nichtausgearbeitet. Laut Weber sollen Anreize fürBeschäftigte geschaffen werden, damit diesedauerhaft im Unternehmen bleiben. Umgekehrtwill die Bahn ihren Mitarbeitern aber auchmehr Bereitschaft zur Veränderung abverlangen.So könne etwa ein Rangierer, der diesen Jobnach 30 Jahren körperlich nicht mehr ausübenkönne, künftig in die Fahrdienstleitung versetztwerden, wenn er sich dafür weiterqualifiziere,sagte Weber.

Darum geht es auch den Gewerkschaften: "VieleBeschäftigte können nicht bis 67 arbeiten",sagte EVG-Sprecher Oliver Kaufhold. Ihr Übergangin einen anderen Job im Bahnkonzern müsseaber frühzeitig geplant werden. Die GDL mahntedarüber hinaus auch regelmäßige Neueinstellungenan. So fehlten derzeit konzernweit beispielsweise500 Lokführer, sagte GDL-Sprecher Stefan Mousiol.Das Unternehmen habe den demografischen Wandelviel zu lange außer Acht gelassen.

Neben Lokführern hat die Bahn derzeit vorallem Bedarf an Ingenieuren und anderem technischemPersonal. "Vor allem in Süddeutschland konkurrierenwir hier mit anderen Unternehmen um die Leute",sagte Weber. Etwas besser sehe es dagegenim Verwaltungsbereich aus. Um den Bedarf indiversen Berufsfeldern zu decken, seien bisEnde Juli bereits 5000 Leute neu eingestelltund 2000 Lehrlinge übernommen worden.

In diesem Jahr hat die Bahn zudem deutlichmehr Lehrlinge eingestellt als im Vorjahr:Knapp 3400 junge Leute, 20 Prozent mehr als2010, haben am Donnerstag bundesweit ihren Dienstangetreten, 150 davon kommen aus Sachsen-Anhalt.