Autor greift Friedrich-Bödecker-Kreis an Autor greift Friedrich-Bödecker-Kreis an: Jankofsky-Kündigung "ist wirklich gruselig"
Merseburg/Leuna - Im Streit um die Kündigung des Leunaer Autors Jürgen Jankofsky als Geschäftsführer des Friedrich-Bödecker-Kreises (FBK) Sachsen-Anhalt hat sich nun auch Bernhard Spring eingeschaltet und deutlich Partei ergriffen. „Es ist wirklich gruselig, jemanden der kurz vor der Rente steht, ins Grab zu schubsen“, sagte der in Merseburg geborene Spring im Gespräch mit der MZ. Er zeigte kein Verständnis für die Vorgänge in Magdeburg und wertet die Kündigung als unverhältnismäßig und völlig überzogen.
Hintergrund: Im Juni dieses Jahres hatte der Vorstand des Bödecker-Kreises, der sich der Literaturförderung im Land verschreibt, beschlossen, Jankofsky aufgrund „schwerwiegender Vorkommnisse“ vor die Tür zu setzen. So soll Jankofsky zwischen 2014 und 2017 neben seinem Gehalt auch Honorare aus FBK-Mitteln in Höhe über 40.000 Euro erhalten haben. Er solle außerdem 2016/17 verlangt haben, dass die Kosten für die Übersetzung eines seiner Bücher von über 4.000 Euro vom FBK übernommen werden sollten.
Streit mit Friedrich-Bödecker-Kreis: Autor Jürgen Jankofsky beteuert seine Unschuld
Als die Referentin die Zahlung verweigerte, habe Jankofsky beim Vorstand deren Entlassung gefordert. Der Autor jedoch beteuert seine Unschuld: „Ich weise dafür jedwede Schuld weit von mir und erkläre der Mitgliederversammlung, dass ich weder getäuscht, noch betrogen habe“, hatte Jankofsky in einer schriftlichen Stellungnahme erklärt.
„Da stimmen doch einfach die Relationen nicht“, kritisierte Spring nun die weitreichende Entscheidung des FBK. Schließlich habe Jankofsky, wenn denn alles so stimme, kein Geld des FBK verprasst, sondern es in die Übersetzung von Literatur gesteckt. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er dort für sich selbst unterschreibt, in der Privatwirtschaft wird bei persönlicher Betroffenheit auch nicht einfach der Hugo druntergesetzt“, merkt Spring an.
Streit mit Friedrich-Bödecker-Kreis: „Ich habe ein großes Problem damit, wenn verdienten Persönlichkeiten die Ehrenrunde verweigert wird“
Der Autor kritisiert zudem, dass die Informationen durch den Bödecker-Kreis zu früh an die Öffentlichkeit gebracht wurden. Wie Jankofsky selbst ist auch Spring der Meinung, dass die Vorwürfe zunächst intensiver hätten geprüft werden müssen.
Im Rahmen der Landesliteraturtage wird an diesem Freitag im Merseburger Ständehaus der Walter-Bauer-Preis verliehen. Mit dem 1994 erstmals verliehenen Preis der Städte Merseburg und Leuna wird seither alle zwei Jahre eine literarische Persönlichkeit geehrt, die im Sinne des 1904 in Merseburg geborenen, 1952 nach Kanada ausgewanderten Schriftstellers Walter Bauer „seine Botschaft der Menschlichkeit und sein Bekenntnis zum europäischen Geist“ vertritt. Unter den bisherigen Walter-Bauer-Preisträgern finden sich so bekannte Namen wie Eva Strittmatter, Wolfgang Hilbig, Peter Gosse oder Kerstin Hensel. Auch Jürgen Jankofsky hatte den Bauer-Preis für seine Verdienste um die Literatur erhalten.
„Ich habe ein großes Problem damit, wenn verdienten Persönlichkeiten die Ehrenrunde verweigert wird“, sagt Spring, der zudem hofft, dass der Verband künftig so aufgestellt wird, dass möglichem missbräuchlichen Verhalten einzelner Personen von vornherein ein Riegel vorgeschoben wird. Ansonsten drohe ein weiterer Vertrauensverlust in Institutionen wie den FBK. Den beschuldigten Leunaer Autor würdigte Bernhard Spring als stets um die Literaturförderung bemühten Mann.
„Er hat ja zum Beispiel in Armenien Werbung für sachsen-anhaltische Literatur gemacht“, nannte er ein Beispiel. Für Jankofsky befürchtet Spring einen bleibenden Imageschaden, selbst wenn die Vorwürfe doch noch entkräftet werden könnten. (mz)