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Breitbandausbau im Unterharz Kündigt Mitteldeutsche Gesellschaft für Kommunikation Autrag zum Breitbandausbau im Unterharz? Beschwerden häufen sich

Von Susanne Thon 10.01.2020, 09:15
Während der Breitbandausbau in anderen Orten vorangeht, ist im Unterharz immer noch Warten angesagt.
Während der Breitbandausbau in anderen Orten vorangeht, ist im Unterharz immer noch Warten angesagt. dpa

Harzgerode - Für die Einwohner und Gewerbetreibenden in den Harzgeröder Ortsteilen bleibt der Breitbandausbau eine Geduldsprobe. Keine Gelegenheit ließen sie in den vergangenen Wochen und Monaten aus, sich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen und Frust abzulassen, denn eigentlich sollten sie ja schon längst schnelles Internet haben.

„Ich kann verstehen, dass sie sauer sind“, sagte Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU). Er sprach von massiven Beschwerden, die es inzwischen gebe, sowohl von Bürgern als auch von Unternehmern in den unterversorgten Gebieten. Und unterversorgt heißt, dass sie stellenweise mit gerade mal ein bis zwei Megabit pro Sekunde durchs Netz kriechen.

„Ich kann verstehen, dass sie sauer sind“, sagte Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise

Nun - ziemlich genau zwei Jahre nach der Vertragsunterzeichnung, mit der der flächendeckende Breitbandausbau im Landkreis besiegelt wurde - scheint die Mitteldeutsche Gesellschaft für Kommunikation mbh Magdeburg (MDDSL) auch noch die Reißleine ziehen zu wollen.

Sie hätte den Ausbau in den Ortsteilen von Harzgerode, Ilsenburg und Wernigerode vorantreiben sollen. „Die MDDSL erwägt, den Auftrag aus Kapazitätsgründen zurückzugeben“, teilte Theo Struhkamp vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt auf MZ-Anfrage mit.

Wie es weitergeht, ist derzeit noch nicht abschließend geklärt. Er hofft, dass eine Entscheidung innerhalb der nächsten Wochen fällt - und auf die Deutsche Telekom, die es richten könnte. Der Landkreis Harz - er ist der Auftraggeber, hatte aber an Struhkamp verwiesen - führe derzeit Gespräche mit dem Unternehmen, sagte er weiter.

Der Landkreis Harz verhandelt zurzeit mit der Deutschen Telekom

Man sei um eine für alle Seiten - für die Bürger, die Kommunen und die Unternehmen - zufriedenstellende Lösung bemüht, so der für den Breitbandausbau zuständige Referatsleiter. Welche Auswirkungen diese auf den weiteren Zeitplan und möglicherweise auch finanziell hat, lässt sich ihm zufolge noch nicht abschätzen.

Auch die Telekom arbeite an den Kapazitätsgrenzen, sagte er, „der Breitbandausbau hat derartige Dimensionen angenommen, Verzögerungen sind die Regel - landesweit. Der Harz ist da kein Sonderfall.“ Bei der Umsetzung des geförderten Breitbandausbaus - EU, Bund und Land unterstützen ihn in Millionenhöhe - sei man anderen Bundesländern sogar noch voraus.

Für die Menschen in den Ortsteilen kann das allenfalls ein schwacher Trost sein, ebenso die Tatsache, dass der Breitbandausbau in Harzgerode und in den Gewerbegebieten - hier zeichnete die Telekom verantwortlich - im vergangenen Frühjahr abgeschlossen wurde.

Ende 2018, wurde ihnen zunächst zugesichert, könnten auch sie von höheren Datenübertragungsraten profitieren. Dann verschob sich der Termin immer weiter nach hinten. Auf der Website www.breitbandregion-harz.de stand bis zuletzt als Fertigstellungstermin März 2019.

Anfrage der MZ bei der MDDSL blieb am Donnerstag unbeantwortet

„Das dauert aus unserer Sicht alles viel zu lange“, so Bürgermeister Weise. „Jetzt sind alle Partner gefragt, zügig tätig zu werden - Land, Landkreis und Telekom“, sagte er. Auch die Stadt - „wir sind aber nur Dritte“ - versuche alles in ihrer Macht Stehende, den Vorgang voranzutreiben; fast täglich sei man mit den Verantwortlichen und der Telekom in Gesprächen, so Weise.

Eine Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung bei der MDDSL blieb am Donnerstag unbeantwortet. Ruft man als Privatkunde die Service-Hotline an, erfährt man nur, dass sich der Ausbau noch Monate hinziehen werde, und man auf der MDDSL-Website ein Vierteljahr vor Ende der Arbeiten sein Interesse an einem schnellen Internetzugang bekunden könne. Diese Möglichkeit bestand am Donnerstag für Ilsenburg noch nicht.

Das Telekommunikationsunternehmen hatte damals auch den Zuschlag für den Breitbandausbau in Osterwieck/Nordharz - hier wird laut Struhkamp gebaut - sowie Blankenburg, Quedlinburg und Ballenstedt bekommen. Hier werde der Ausbau vorbereitet, für Mitte des Monats sei ein Termin anberaumt. (mz)

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„Das ist nur ein Schritt auf einem weiten Weg“, sagte Landrat Martin Skiebe vor zwei Jahren bei der Vertragsunterzeichnung im Creativitäts- und Competenz-Centrum in Harzgerode. Bereits 2016 erfolgte eine EU-weite Ausschreibung. Im Januar 2018 wurden zwei Verträge mit der Telekom und einer mit der MDDSL, einem Magdeburger Telekommunikationsunternehmen, abgeschlossen.