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Den Schlaf des Vergessens beendet

04.12.2008, 17:36

KÖTHEN/MZ/RS. - Bekannt als Ornithologe

Paul Gottschalk hat für Köthen bleibende Bedeutung nicht in erster Linie seines beruflichen Werdegangs wegen, sondern zum Beispiel als einer der Urväter des Ornithologischen Vereins Cöthen, den er vor etwa 100 Jahren auch geleitet hat. Und zum anderen wegen seines Firmensitzes, der "Alten Apotheke" in der Marktstraße 4.

Der öffentlichen Meinung zufolge soll es sich bei dem Gebäude um die älteste Apotheke der Stadt handeln. Anhand der archivierten Schriftstücke, die über die "Alte Apotheke" noch existieren, lässt sich deren Geschichte bis ins Jahr 1524 zurückverfolgen. Diese Daten konnten mit Hilfe einer dendrochronologischen Untersuchung der Holzkonstruktion des Hauses, im Zuge einer Diplomarbeit des Kötheners Ron Schmidt untermauert werden. Für den Zeitraum von 1525 bis 1527 wurde in den Kämmereirechnungen als erster Besitzer des Gebäudes zum Beispiel der Name Urbanus Schade angeführt. Die Geschichte des Apothekenbetriebes in der gegenwärtigen Marktstraße Nummer 4 konnte durch umfangreiche Recherche bis in das Jahr 1619 aufgedeckt werden. Von 1619 bis 1621 wurde Caspar Borchardt als Besitzer benannt, welcher auch im Zusammenhang mit dem ersten fürstlichen Apothekerprivilegium in Köthen angegeben wurde. Das Wirken von Apothekern in diesem Haus ist fast nahtlos bis in das 20. Jahrhundert nachweisbar. Um 1801 z. B. wurde das Gebäude von Johann Jannasch übernommen, der am 23. Juni 1799 durch das fürstliche Privilegium zum Hofapotheker ernannt wurde. 1883 erwarb Hermann Krumhaar das Anwesen und Apothekengebäude mit Inventar für 155 000 Reichsmark.

Seit 1996 steht Apotheke leer

Am 8. Mai 1898 wurde Paul Gottschalk Eigentümer der Apotheke, die er bis zu seinem Tod am 19. September 1930 betrieb. Zu dieser Zeit wurde das Anwesen auf einen Wert von 160 000 Reichsmark geschätzt. Bis 1989 betrieb Frau Apothekerin Liane Jary die "Alte Apotheke" und war damit die letzte Geschäftsinhaberin in diesem geschichtsträchtigen Gebäude. Schließlich verkaufte die Erbengemeinschaft von Fritz Gottschalk 1996 das Gebäude, welches seitdem leer steht. Immerhin befindet es sich mittlerweile im Eigentum der Wohnungsgesellschaft, nachdem das Gebäude noch bei einer ersten Zwangsversteigerung im November 2007 nicht veräußert werden konnte. Freilich: Auf welche Weise das derzeit völlig marode Haus wieder hergerichtet werden soll, ist im Moment noch unklar. Laut Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander liegen Gutachten vor, die sehr ernüchternd sind: Festgestellt wurden erhebliche statische Mängel und dazu noch jede Menge Holzschädlinge. In der alten Apotheke fänden sich alle Holzschädlinge, die man sich nur denken kann, hieß es. Damit steht wohl fest, dass das Haus unter wirtschaftlichen Aspekten nicht sanierungsfähig ist. Abriss und Neubebauung wären somit aus Sicht der Wohnungsgesellschaft der bessere Weg. Dabei könnten Teile der Fassade abgebaut und in den Neubau wieder integriert werden, so die Vorstellungen Zanders. Eine Entscheidung darüber gibt es aber noch nicht. Auch fehlt noch die genaue Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden.