Modedesign Modedesign: Knöpfe sind streng verboten
Halle/MZ. - Schaut man sich die ersten Ideen der Studenten an, dann bekommt man sehr schnell den Eindruck, dass Arbeitskleidung ihre Träger nicht zwangsläufig zu grauen Mäusen machen muss: Bunt bedruckte T-Shirts gehören ebenso zur Kollektion wie modisch geschneiderte Jacken mit kleinen Stehkragen und abgesetzten Steppnähten. "Diese Eleganz ist gewollt", sagt Prof. Thomas Greis, der das Projekt mit seinem Kollegen, Prof. Joachim Schielicke, betreut. Die Leute sollen sich in den Sachen gut fühlen, das sieht auch die BMW-Firmenphilosophie vor. Gelingt dies, so tragen die Mitarbeiter die Sachen vielleicht sogar zu Hause - und das wiederum würde die Identifikation mit dem Arbeitgeber stärken.
Die künftigen Modedesigner entwerfen sowohl normale Berufsbekleidung für Produktionsarbeiter als auch klassischen Schick für die Bürobelegschaft. Mit der Umsetzung des Projekts betraten sie allerdings Neuland: "Normalerweise gibt es für uns keinerlei Einschränkungen", sagt die 21-jährige Franziska Bähring. Nun galt es aber, nicht nur kreativ zu sein, sondern auch bestimmte Vorgaben zu berücksichtigen: So durften die Entwürfe keine offenen Knopfleisten oder Reißverschlüsse haben - die könnten schließlich später Kratzer an den Autos hinterlassen.
Warum BMW ausgerechnet in Halle nach neuen Ideen für die künftige Arbeitskleidung sucht? "Da hat wohl auch der Zufall eine Rolle gespielt", sagt Prof. Greis. "Im vergangenen Jahr haben Mitarbeiter der Chef-Etage des Konzerns unsere Modenschau gesehen. Sie waren so begeistert, dass sie danach auf uns zukamen".
Bisher wurden sie alles andere als enttäuscht: Eine erste Präsentation der immerhin elf Kollektionen vor BMW-Mitarbeitern verlief äußerst erfolgreich. "Man war begeistert von der Vielfalt der Ideen", so Greis. Mehrere Modelle wurden nun ausgewählt und werden in einem zweiten Schritt von der "Burg"-Absolventin Sybille Mittag weiter bearbeitet. Darüber hinaus wird noch an einem Farbkonzept gefeilt und nach geeigneten Stoffen gesucht. Erste Trageversuche mit einem für Arbeitsbekleidung völlig neuen, sehr dehnbaren Material sind bereits angelaufen.
Wie lange die Hallenser noch brauchen, bis sie fertig sind, ist noch ungewiss. "Alles ist im Fluss", meint Greis. Nur eins steht bereits fest: Wenn im Jahr 2005 rund 5 000 Menschen im Leipziger BMW-Werk ihren neuen Job beginnen, dann werden sie die wohl am besten gekleideten Arbeiter weit und breit sein.