Kommunal- und Europawahlen 2024 Verschiedene Standpunkte - Jessener Gymnasiasten haben ihre Entscheidung getroffen
Josephine Helwig und Santiago Tallowitz dürfen am 9. Juni bei der Europa-Wahl ihre Stimme abgeben. Warum nur die Schülersprecherin des Jessener Gymnasiums dieses Recht wahrnimmt.
Jessen/MZ. - Am 9. Juni dürfen Jugendliche im Alter von 16 Jahren bei der Europawahl erstmals ihre Stimme abgeben. Zum Kreis der Erstwähler gehören auch die Schülersprecherin des Jessener Gymnasiums, Josephine Helwig, und Santiago Tallowitz. Das 16-jährige Mädchen geht zur Wahl. Sie findet es nicht gut, dass die Wahlbeteiligung in Deutschland seit Jahren niedrig ist und viele Menschen die Entscheidung in puncto Zusammensetzung des Parlaments anderen überlassen. Zudem sei es für sie ein spannender Augenblick, am Sonntag in die Wahlkabine zu gehen. Josephine Helwig hat mit ihren Eltern das Thema diskutiert. Am 9. Juni ist sie sich sicher, an welcher Stelle sie auf dem Stimmzettel ihr Kreuzchen setzt.
Mitschüler Tallowitz hat sich im Vorfeld der Wahl mit den Parteien und ihren Programmen beschäftigt. Trotz dieser Informationsflut bleiben für den 16-Jährigen viele Fragen offen. Deshalb hat er sich entschieden, seine Premiere zu verschieben. „Es soll einfach die richtige Entscheidung sein“, meint er, auch wenn er es grundsätzlich wichtig findet, dass junge Leute ihr Votum abgeben. „Ich weiß“, fügt er an, „wen ich bei der Europawahl nicht wählen würde.“ Er mache sich wie viele andere Jugendliche Sorgen „um rechte Tendenzen“. In einer Demokratie soll zwar jeder seine Meinung vertreten, doch mit Parolen aus dieser Richtung habe er eindeutig Probleme.
Spielt Politik bei Jugendlichen eine Rolle? Ja, sagen beide unisono, „die aktuell-politische Lage“ sei auf dem Pausenhof Gesprächsthema. Stets im Brennpunkt stehen die Kriege im Gaza-Streifen sowie der Ukraine. Selbst wenn die Feuergefechte nicht direkt um die Ecke passieren, Angst mache es trotzdem. Beide Gymnasiasten finden es gut, dass Europa eine Einheit bildet und die Länder versuchen, bestehende Probleme gemeinsam zu lösen.
Sie wollen den EU-Politikern keine Ratschläge erteilen oder sie kritisieren, dafür stehen Helwig und Tallowitz nicht genug im Stoff. Das gilt auch für Deutschland. Es sei bestimmt nicht einfach, ein Land zu regieren. Denn im Endeffekt müssen viele Interessen berücksichtigt werden. Sicher, meint die Schülersprecherin, es gebe immer Raum für Verbesserungen. Zum Beispiel bei der Bildungs- und Wirtschaftspolitik oder dem Umweltschutz.
Sie habe zwar die Initiative „Friday for future“ nicht direkt unterstützt, doch es sei gut, wenn Jugendliche auf die Straße gehen und auf Defizite hinweisen. Die 16-Jährige ist es gewöhnt, als Schülersprecherin im Fokus zu stehen und Verantwortung zu übernehmen. „Eine politische Laufbahn werde ich später definitiv nicht einschlagen“, sagt sie, dazu sei diese Ader zu wenig ausgeprägt.
Mitschüler Tallowitz zieht es ebenfalls nicht ins Parlament. Seine Zukunft sieht der Gymnasiast in der Medizin. „Mein Notendurchschnitt ist 1,4. Wenn ich mein Ziel erreichen möchte, muss ich besser werden“, so der Teenager, der in seiner Freizeit mit Freunden um die Häuser zieht und mit dem Moped durch die Region fährt. Helwig spielt in der Frauenmannschaft des Jessener SV 53 Handball und liest gern Belletristik. Einen Tipp, wer bei der Europawahl die meisten Prozente gewinnt, wollen sie nicht abgeben. Eine von den etablierten Parteien werde wohl die Nase vorn haben.