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Stadtratswahl in Gräfenhainichen CDU ist die stärkste Kraft aber das Gremium schrumpft

Die CDU gewinnt mit mehr als 42 Prozent aller Stimmen die Gräfenhainichener Stadtratswahl. Während die Grünen, die Linke und die SPD Sitze verlieren, wird die AfD zweitstärkste Kraft.

Von Andreas Hübner 13.06.2024, 13:00
Zschornewitz: Vier Stimmzettel sind einzuwerfen –  für Ortschafts- und  Stadtrat, Kreistag und   Europaparlament.
Zschornewitz: Vier Stimmzettel sind einzuwerfen – für Ortschafts- und Stadtrat, Kreistag und Europaparlament. (Foto: Thomas Klitzsch)

Gräfenhainichen/MZ. - Die Stadtratswahl in Gräfenhainichen endet mit einem Sieg der CDU-Fraktion. Mit 7.485 Stimmen können die Christdemokraten 42,95 Prozent aller Wähler hinter sich bringen. Insgesamt erringt die CDU mehr als die Hälfte der Sitze im obersten Gremium der Stadt. Dies ist allerdings nur aufgrund der Stimmen, die für die AfD abgegeben werden, möglich. Denn der Stadtrat der Heidestadt schrumpft aus diesem Grund zum zweiten Mal in Folge.

Gutes Angebot für Wähler

Über das Wahlergebnis seiner Partei zeigt sich Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) erfreut. „Wir haben den Wählern ein gutes Angebot gemacht und sind mit guten Leuten aus fast allen Ortsteilen in das Rennen gegangen“, sagt er. Lediglich aus dem Ortsteil Jüdenberg hatten die Christdemokraten keinen Kandidaten aufgestellt.

In allen anderen Teilen der Stadt sei die Strategie aufgegangen. „Man hat am Wahlverhalten in den Ortschaften gesehen, dass die Stimmen bei den Leuten gelandet sind, die man kennt“, meint Schilling. Dass die Fraktion – bei insgesamt 24 Stimmen im Stadtrat – mit 12 Stadträten und dem Stadtoberhaupt von Haus aus eine Mehrheit erlangen kann, werde die Herangehensweise der CDU nicht beeinflussen.

Konstruktives Miteinander

„Wir haben bisher im Stadtrat quer über alle Fraktionen hinweg ein sehr konstruktives Miteinander gepflegt und das wird auch so bleiben“, kündigt Schilling an. Man werde im Gremium bei den einzelnen Themen Entscheidungen in der Sache fällen und dabei nicht auf die Fraktionszugehörigkeiten achten. „Die Beschlüsse sind bisher grundsätzlich mit großer Mehrheit aller Fraktionen gefällt worden“, sagt Schilling.

Dass der Stadtrat auch nach dieser Wahl schrumpft – von 28 Sitzen werden nur 23 besetzt – betrachtet er als Nachteil. „Grundsätzlich ist es immer gut, wenn alle Sitze besetzt werden“, sagt er. Bei 28 Stadträten gebe es auch mehr Menschen, die in den Ausschüssen mitarbeiten, und so würde auch eine vielfältigere Meinung vertreten werden.

Mehr als 27 Prozent für die AfD

Der Grund für dieses Schrumpfen ist das starke Abschneiden der AfD, die sich mit 27,26 Prozent als zweitstärkste Kraft positionieren kann, acht Sitze könnte sie besetzen, hat aber nur drei Kandidaten. „Ich habe diese Stadtratswahl zum zweiten Mal gewonnen“, kommentiert Steffen Kühn (AfD) und spielt darauf an, dass er mit 2.221 Kreuzen hinter seinem Namen – wie schon 2019 – der Kandidat ist, der die meisten Stimmen bekommt.

Hinzu kommen 2.530 Stimmen, die die anderen Kandidaten seiner Partei erhalten. „Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden, aber ich hätte mir noch mehr erhofft“, sagt Kühn. Wenn es in Gräfenhainichen noch mehr AfD-Mitglieder gebe, wäre noch mehr möglich. „Bei drei Kandidaten schrumpft das Wählerpotenzial“, so Kühn: „Es ist verdammt schwierig, Mitglieder zu gewinnen.“

Mit etwas mehr Nachdruck

„Aus Angst vor Repressalien scheuen sich viele, für die AfD zu kandidieren“, sagt er. Sie würden Nachteile in privaten und beruflichen Bereichen fürchten. Trotzdem aber betrachtet er das Ergebnis als Erfolg. Da er nicht mehr allein im Gremium sitzt, habe er etwas Rückenwind. „Mein Ton wird jetzt etwas mehr Nachdruck haben“, sagt Kühn. Er werde aber weiterhin vernünftigen Vorschlägen anderer Fraktionen zustimmen.

Die Linke verliert zwei Sitze und zieht ebenfalls mit drei Kandidaten in den Stadtrat. „Wir sind froh, eine eigene Fraktion stellen zu können“, sagt die Linkenpolitikerin Christel Lück, betont aber zugleich, dass man auch offen für Gespräche mit anderen Fraktionen oder einzelnen Bewerbern ist.

Erfahrung und historisches Wissen verloren

Die Grünen ziehen nicht ein und die SPD kann nur einen Sitz holen. „Ich selbst bin Sozialdemokrat mit dem Willi-Brand-Etikett und als solcher werde ich mich auch einbringen“, erklärt Hans-Lothar Schröder. Allerdings seien konkrete Überlegungen erforderlich, wie dies geschehen soll. „Mit dem Verlust des Fraktionsstatus ist eine Menge an Mitsprachemöglichkeiten dahin gegangen“, sagt er.

„Es ist schade, dass aufgrund der unbesetzten Sitze auch einige gute und langjährige Stadträte nicht mit eingezogen sind“, meint Schilling: „Dadurch geht einiges an Erfahrung und historischem Wissen verloren.“