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Martin Kröber ist Spitzenkandidat Mit rotem Schal und offenem Visier - Sachsen-Anhalts SPD stellt sich für den Wahlkampf auf

Sachsen-Anhalts SPD läutet den Winterwahlkampf ein. Spitzenkandidat Martin Kröber nimmt auf dem Parteitag in Köthen CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz aufs Korn.

Von Jan Schumann 15.12.2024, 15:21
Martin Kröber führt Sachsen-Anhalts SPD in den Wahlkampf. Auf dem Parteitag erhielt er große Unterstützung.
Martin Kröber führt Sachsen-Anhalts SPD in den Wahlkampf. Auf dem Parteitag erhielt er große Unterstützung. (Foto: Heiko Rebsch/dpa)

Köthen/MZ - Schon zu Beginn dieses SPD-Parteitags sind knallrote Wollschals ausgeteilt worden, jetzt steht Huberts Heil auf der Bühne in Köthen und heizt seinen Genossen ein. „Ich habe lange keinen Winterwahlkampf mehr gemacht“, sagt der Bundesarbeitsminister und gebürtige Niedersachse. In solch einer Kälte habe er zuletzt im Jahr 1990 Plakate in Sachsen-Anhalt aufgehängt. Jetzt ist es also wieder so weit. Heil schwört seine Parteifreunde ein, bis zur Neuwahl im Februar ab sofort vollen Einsatz zu geben. „Es geht jetzt nur gemeinsam“, ruft Heil „Das wird ein Kraftakt, es wird scheißkalt.“

Und es wird schwierig für die SPD, das wissen sie auch hier in Köthen. In Umfragen schwankt die Kanzlerpartei aktuell zwischen 15 und 18 Prozent – sie liegt damit deutlich hinter der CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Friedrich Merz, der teilweise fast doppelt so hohe Werte bescheinigt werden. Doch auf ihrem Parteitag in Köthen schaltet Sachsen-Anhalts SPD am Samstag in den Wahlkampfmodus.

Heil und Kröber attackieren CDU-Kanzlerkandidat Merz

Den Ton setzt Bundesarbeitsminister Heil, der mit Jubel empfangen wird. „Es wäre nicht gut für die arbeitende Mitte in Deutschland, wenn Friedrich Merz Bundeskanzler wird“, sagt er. Die CDU habe zwar „Steuergeschenke für sehr, sehr reiche Leute“ im Wahlprogramm, aber: „Wer glaubt, dass Friedrich Merz was für Menschen mit unteren und mittleren Einkommen übrig hat, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. Das ist nicht die Wahrheit.“

Martin Kröber wurde mit großer Mehrheit nominiert.
Martin Kröber wurde mit großer Mehrheit nominiert.
(Foto: Heiko Rebsch/dpa)

Das Spitzenpersonal der sachsen-anhaltischen SPD soll stattdessen das Gegenprogramm verkörpern. Auf den ersten Platz der Landesliste wählt der Parteitag den 32-jährigen Gewerkschafter Martin Kröber. Der Magdeburger sitzt seit 2021 im Bundestag, auf Plakaten warb er einst als „Schwergewicht für Arbeitnehmer*innen“ für sich. Der Verkehrspolitiker handelte innerhalb der Koalition mit Grünen und FDP unter anderem das Deutschlandticket aus. „In den letzten drei Jahren ist mir klar geworden, wie marode unsere Infrastruktur eigentlich ist“, sagt Kröber jetzt auf dem Parteitag. Er fordert, die Schuldenbremse müsse reformiert werden, um Investitionen in diesem Sektor möglich zu machen.

Kröber will keinen Angst-Wahlkampf

Kröber greift auch CDU-Kanzlerkandidat Merz an. „Da gibt es einen Fraktionsvorsitzenden“, der in das Kriegsland Ukraine fahre und den Menschen dort Versprechungen mache, „für die er überhaupt gar keine Verantwortung trägt“. Kröber kritisiert: „Dieser Mann hat kein Mandat, für die Bundesrepublik zu sprechen.“ Damit betreibe Merz eine „ekelhafte“ Art von Wahlkampf, sagt Kröber, weil sie Menschen in Deutschland Angst mache. „Ich glaube, wir sollten mal aufhören, im Wahlkampf damit zu spielen, den Menschen immer mehr Panik einzujagen.“

Der Parteitag spricht Kröber das Vertrauen aus. 81 von 98 Delegierten stimmen für den Magdeburger. Auf Platz zwei landet die Tierärztin Franziska Kersten aus der Börde. Die 55-Jährige sitzt wie Kröber seit 2021 im Bundestag.