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Bundestagswahl 2025

Bundestagswahl 2025 Wie FDP-Kandidat Jan Czekanowski aus Eisleben bei der Wahl überzeugen will

Mit seinen Positionen streichelt Jan Czekanowski aus Eisleben die angeschlagene FDP-Seele. Beinahe hätte das schon für den großen Wurf gereicht. Was dem 50-Jährigen wichtig ist.

Von Joel Stubert 08.02.2025, 13:00
Jan Czekanowski ist in Eisleben ein erfolgreicher Unternehmer.
Jan Czekanowski ist in Eisleben ein erfolgreicher Unternehmer. (Foto: Maik Schumann)

Eisleben/MZ. - „Ich bin Jäger, Unternehmer und FDP-Mitglied – mehr Feinbild kannst du nicht sein.“ So lautete der Einstieg von Jan Czekanowski bei seiner Rede auf dem FDP-Parteitag vergangenen Dezember in Burg. Vollkommen überraschend tritt der 50-jährige Eisleber dort gegen den etablierten FDP-Bundestagsabgeordneten Marcus Faber an – und siegt im Kampf um die Spitzenkandidatur im Land sogar im ersten Wahlgang.

Da die nötige Mehrheit fehlt, gibt es einen zweiten Durchgang, in dem sich mehrere Delegierte dann noch umentscheiden – und damit den bisher größten politischen Erfolg von Jan Czekanowski noch verhindern.

Dass seine Einleitungssätze gut einen Monat später ziemlich ähnlich auch vom Parteichef Christian Lindner als Eingang in dessen Rede genutzt werden, kann man als Bestätigung des Eisleber Taxi-Unternehmers werten.

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FDP-Kandidat will mit Unternehmertum im Wahlkampf punkten

Czekanowski macht sich nichts vor: Mit Listenplatz eins wäre der Sprung nach Berlin möglich gewesen, nun, auf Rang sechs, braucht es den Sieg im Wahlkreis. Überzeugen will er im Wahlkreis wie damals in Burg mit seiner Kernkompetenz: dem Unternehmertum.

160 Mitarbeiter hat seine Firma, die er 2013 mit damals circa 30 Mitarbeitern von seinem Vater übernahm. Vorher war der gelernte Bankkaufmann und studierte Bankfachwirt unter anderem für die Deutsche Bank, Allianz und DWS tätig.

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„Wir sollten die Partei sein, die für Eigenverantwortung steht“, sagt er. „Für die, die die Bürokratie als belastend empfinden und gerne erfolgreich sind und es bleiben wollen.“ Es gebe mindestens zehn Prozent der Bürger, die der Meinung seien, dass die soziale Hängematte viel zu weich sei.

Die Lobby für jene, die von Bürgergeld oder anderen Hilfen des Staates profitierten, sei in der Parteienlandschaft gut abgedeckt, sagt er und nennt die Grüne, Linke und SPD als Beispiel.

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Bürokratie als „dringendstes Thema“

„Es braucht aber auch eine Vertretung für all jene, die ins System einzahlen und die Leistungsträger sind.“ Es sind also die klassischen FDP-Positionen, mit denen Czekanowski punkten will, der auch sagt: „Mir geht das Paternalistische auf den Geist.“

Er nennt das Beispiel Energie-Effizienz-Gesetz. „Ein Unternehmer hat das Thema doch bei den Energiepreisen eh auf dem Schirm, da braucht es nicht so viel Bürokratie.“ Die Bürokratie sei überhaupt „das dringendste Thema, das spüre ich täglich.“

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Dies mit Rot-Grün in der Ampel anzugehen, sei unmöglich gewesen. Die Grundsteuerreform, bei der Eigentümer nur Daten hätten abgeben müssen, die ohnehin bei den Ämtern vorlägen, nennt er hier als ein Beispiel.

Funktionierende Wirtschaft als Grundlage

Er würde sich vor allem dafür einsetzen, dass die Einwohner in Deutschland wohlhabender werden, etwa durch Aktienrente, denn „im Vergleich zu Italien oder anderen Ländern, sind wir hinten dran“. Denn der Staat müsse lernen, mit dem auszukommen, was er an Steuern einnehme.

Zudem könne es nicht sein, dass es Fördermittel gibt für Dinge, von denen der Staat glaube, dass sie in 20 Jahren gut seien. „Das muss man lieber dem Markt überlassen.“

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Die Grundlage von allem sei eine funktionierende Wirtschaft, findet der Vater von drei Töchtern. „Erst damit kann man den Sozialstaat am Laufen halten.“

Weniger Staat und mehr Eigenverantwortung

Bei der Rente etwa hat er auch einen Vorschlag: „Ich bin der Meinung, man müsste die Rente konsequent an die Lebensarbeitszeit koppeln“, sagt er. Damit wäre auch das Handwerk attraktiver, denn wer mit 16 eine Lehre anfange, könne dann entsprechend zeitiger ohne Abschlag in Rente gehen.

Und jene, die studierten und später ins Arbeitsleben starten, aber vielleicht mehr Geld verdienten, könnten damit eben eher parallel privat vorsorgen, um zeitgleich in Rente zu gehen – oder sie müssten länger arbeiten. „So würden vielleicht noch mehr Studenten parallel arbeiten und Jobs annehmen, die über dem Minijob liegen.“ Davon würden auch die Unternehmen profitieren.

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Seine Sicht für weniger Staat und mehr Eigenverantwortung klingt auch beim Bürgergeld durch. „Ja, das ist zu hoch“, sagt er. Er merke dies häufig, wenn sich junge Leute bewerben würden. „Vielen reicht das und wenn sie arbeiten wollen, dann nur für die 100 Euro, die man ohne Kürzungen hinzuverdienen darf oder gar schwarz.“ Für eine starke Wirtschaft und damit auch mehr Sozialleistungen sei dies aber hinderlich.

Zur Person Jan Czekanowski

Jan Czekanowski, verheiratet, drei Töchter, ist 50 Jahre alt und kommt aus Eisleben. Er ist Geschäftsführer des Taxi-Unternehmens Taxi-Quick in Eisleben.

Bevor er 2013 das Unternehmen übernahm, war der Hobby-Jäger und Diplom-Kaufmann für die Deutsche Bank oder die Allianz tätig. Zuvor war er auch Soldat .

Eingetreten in die FDP ist Czekanowski nach Christian Linders Satz „Lieber gar nicht regieren als falsch regieren“, im Jahr 2017. „Das fand ich damals sehr mutig“, sagt er.

Seit 2019 ist Czekanowski Mitglied im Stadtrat Eisleben. Dort gilt er als unaufgeregter Praktiker mit Finanzsachverstand.