Bundestagswahl 2025 Lautstark für Russland: Wie Einzelbewerber und Ex-AfD-Mitglied Robert Farle seine Chancen sieht
Der ehemalige AfD-Politiker Robert Farle tritt als Einzelbewerber und für den Wiedereinzug in den Bundestag gegen seine einstige Partei an. Wie er seine Chancen sieht und was er bewirkt hat.
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Sangerhausen/MZ. - Wenn Robert Farle wütet oder anklagt, poltert oder bewertet – mehr als 86.000 Menschen hören im Internet garantiert zu. Der 74-Jährige ist zwar der älteste unter den Direktkandidaten für den Bundestag im Wahlkreis 73 (Mansfeld), aber auch der, der mit Abstand die meisten Fans in den Sozialen Medien hat. Diese Reichweite will er nun nutzen, um erneut in den Bundestag einzuziehen.
2021 noch AfD-Kandidat, tritt er nun als Einzelbewerber an. Damit dürfte der Wahlkreis der Einzige sein, in dem mehr oder weniger zwei AfD-Kandidaten um die Stimmen kämpfen, denn Farle stimmt zum Großteil mit der vom Verfassungsschutz als in Teilen rechtsextrem bewerteten Partei überein – und prägte sie jahrelang in mehreren Funktionen.
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Robert Farle: „Ich kandidiere nicht gegen die AfD“
Angst, sich gegenseitig Stimmen wegzunehmen, hat er keine. „Ich kandidiere nicht gegen die AfD“, sagt er. Erststimme Farle, Zweitstimme AfD, so ist seine Hoffnung. Die Themen sind dabei identisch. „Die Massenmigration untergräbt den Sozialstaat und zerstört das gesellschaftliche Miteinander in Deutschland“, sagt Farle.
Auch spricht er sich für einen sofortigen Frieden in der Ukraine aus. „Der Krieg wird nur verlängert, die Ukrainer sind bereit, Land abzugeben“, behauptet er. Während diese Feststellungen durchaus auch in anderen, vor allem konservativen, Kreisen geäußert werden, hat es Farle vor allem auf den „Kriegskanzler Friedrich Merz“ abgesehen.
Dieser müsse um jeden Preis verhindert werden, wolle er doch Taurus-Raketen an die Ukraine liefern. Diese Langstrecken-Raketen der Bundeswehr würden es der Ukraine ermöglichen, Ziele tief im Hinterland Russlands zu erreichen, ähnlich US-amerikanischen oder britischen Waffen.
Befürworter sehen die Ukraine dadurch gestärkt. Kritiker, wie auch Kanzler Olaf Scholz (SPD), befürchten eine Eskalation des Konflikts.
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Große Russland-Nähe - Deshalb trat Farle aus der AfD aus
Bei Farle fällt eine große Russland-Nähe auf, nicht umsonst trat er aus der AfD-Fraktion im Bundestag aus, weil die russlandfreundliche AfD ihm zu russlandfeindlich daherkam. Finanzielle Zuweisungen aus dem Putin-Land hat der ehemalige Politiker der kommunistischen DKP in Nordrhein-Westfalen stets vehement bestritten.
Gleiches gilt für die verdeckten Zahlungen, die er vor 1989 von der SED erhalten haben soll. Nach der Wende machte Farle in der Region Karriere als Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwalt. Als Geschäftsführer zweier Steuerberatungsgesellschaften gehört Farle zu jenen Bundestagsabgeordneten, die am meisten nebenher verdienten, insgesamt über eine Million Euro seit 2021.
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Was hat der Politiker für die Menschen in Mansfeld-Südharz erreicht?
Apropos Bundestag. Was hat er denn für die Menschen in MSH dort erreicht? Bei dieser Frage wird der sonst um keine Erklärung verlegene Farle schmallippig. „Da hat man wenig Chancen“, sagt er. Das Einzige, was er machen könne, sei, in seinen Reden auf die Missstände aufmerksam zu machen.
„Ob das genug war, wird sich bei der Wahl zeigen, dann fällen die Wähler ihr Urteil darüber“, sagt er. Ihm sei es ein Anliegen, dass die Leute für den Frieden auf die Straße gingen, so Farle. Dass man als Einzelkämpfer, sowohl im Wahlkampf als auch Bundestag, weniger Chancen hätte, bestreitet Farle.
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„Die Leute denken, als Einzelkämpfer könne man nichts erreichen“, argumentiert er. „Aber schauen Sie, auch AfD und CDU haben in dieser Legislatur nichts erreicht und keinen einzigen ihrer Anträge durchgebracht.“
Farle: „Die Energiepreise müssen runter“
Innenpolitisch will er sich noch für eine andere Wirtschafts- und Energiepolitik einsetzen. Denn diese sei für den Niedergang der Industrie verantwortlich. „Die Energiepreise müssen runter, das geht durch russisches Erdgas über Nordstream 2“, sagt Farle.
Dass die Preise zuletzt wieder sanken, führt er auf die gesunkene Energienachfrage bei den schwächelnden Großkonzernen zurück.
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Mit über 118 Reden war Farle indes der redefreudigste Politiker im Bundestag in dieser Legislatur. Das liegt allerdings daran, dass das individuelle Rederecht für Fraktionslose wichtig ist, da diese keine eigenen Anträge oder Gesetzentwürfe einbringen dürfen.
Viel zu tun für einen, der auf Fotos und von Augenzeugen auch schon bei einem Mittagsschläfchen im Bundestag erwischt wurde. Das wiederum bestreitet Farle. „Ich schlafe nicht, ich höre nur gut zu.“
Zur Person Robert Farle
Robert Farle, 74 Jahre, geschieden, zwei Töchter, ist in Bitz bei Tübingen geboren und lebt in Seeburg am Süßen See in MSH.
Nach langer Tätigkeit für die DKP in Gladbeck (NRW) kam Farle nach der Wende in die Region und arbeitete unter anderem als Steuerberater und Rechtsanwalt.
2015 trat er in die AfD ein, wurde ein Jahr später Landtagsabgeordneter und Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion. 2021 folgte dann der Einzug in den Bundestag, als er im Wahlkreis Mansfeld mit 202 Stimmen Vorsprung siegte. 2022 trat er aus der AfD-Fraktion aus, ein Jahr später ganz aus der AfD.