Bundestagswahl Wahlkreis 73 Kein Bekenntnis zu Ziegler: Hat die AfD keinen Bock mehr auf eigenen Kandidaten?
Die Basis hat Kay-Uwe Ziegler zum AfD-Direktkandidaten für den Wahlkreis 73 bestimmt. Doch um wirklich auf den Wahlzettel zu stehen, musste er klagen. Der AfD-Kreisverband Saalekreis um Hans-Thomas Tillschneider unterstützt gar die Demission von Ziegler im Landesverband.

Bitterfeld/Querfurt/MZ. - „Ich erhalte reichlich Unterstützung durch Mitglieder des Kreisverbandes Saalekreis in meinem Wahlkampf und Wahlkreis“, betont Kay-Uwe Ziegler. Die direkte Werbung mit Plakaten und Flyern funktioniere im Saalekreis hervorragend. Der 61-jährige Bitterfelder tritt für AfD im Wahlkreis 73 an. Der umfasst den Raum Köthen, den Kreis Mansfeld-Südharz und die westliche Hälfte des Saalekreises.
Gerade dort haben sich zuletzt die Anzeichen verdichtet, dass der Kreisvorstand das Interesse am eigenen Kandidaten verloren hat. Indiz eins: Auf dem offiziellen Facebook-Kanal der AfD Saalekreis werden zwar reichlich Wahlaufrufe für Landeschef Martin Reichardt geteilt, der im Wahlkreis 72 (Merseburg-Burglandkreis) antritt, aber Hinweise auf Ziegler und Alexander Raue, den AfD-Kandidaten im Wahlkreis 71 (Halle), der den nordöstlichen Saalekreis beinhaltet: Fehlanzeige.
Kreisverband für Demission von Ziegler
Indiz zwei: Der Kreisverband Saalekreis unterstützt, anders als die Verbände Mansfeld-Südharz und Bitterfeld, offiziell einen Antrag von Landeschef Reichardt, Ziegler aus dem Landesvorstand zu entfernen. Als offiziellen Grund hatte Generalsekretär Jan Wenzel Schmidt Zieglers Klage gegen die Partei angeführt. Die erfolgte Mitte Januar. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Landesverband nur zwei von acht von der Basis nominierten Direktkandidaten bei der Landeswahlleiterin gemeldet. Raue und Ziegler fehlten, hätten so nicht zur Wahl antreten können. Ziegler setzte vor Gericht aber erfolgreich durch, dass die fehlenden sechs Namen nachgemeldet werden. Er selbst unterstützt nun einen Antrag zur Abwahl des Generalsekretärs Wenzel-Schmidt.

Indiz drei: Der Landesvorstand erhob zuletzt in einem Brief an Mitglieder in Mansfeld-Südharz Vorwürfe gegen Ziegler, dass dieser sich die Unterstützung für die Nominierung im Kreisverband Mansfeld-Südharz erkauft habe. Er solle mit einigen Mitglieder abgesprochen haben, sie zum Schein auf 520-Euro-Basis zu beschäftigen, damit sie dann einen Großteil des Geldes an den Kreisverband spenden. Das wäre illegal. Ziegler nannte die Vorwürfe „absoluten Unsinn“. Kreischef und Landesvize Hans-Thomas Tillschneider befand aber nach einer Vorstandssitzung zum Thema öffentlich: Der Verdacht habe sich „erhärtet.“
Tillschneider verweigert Bekenntnis
Indiz vier: Tillschneider vermeidet selbst auf Nachfrage ein Bekenntnis zum eigenen Kandidaten. Auf die Fragen, ob er respektive der Kreisverband die Wahl von Herrn Ziegler mit der Erststimme empfehle und warum sie auf ihren Social-Media-Kanälen keine Werbung für Raue und Ziegler machen, antwortete er lediglich: „Zu dem Kandidaten Kay-Uwe Ziegler äußere ich micht nicht.“
Unbeantwortet ließ er auch die Frage, ob er in Robert Farle eine Alternative sehe. Farle hatte 2021 das Direktmandat für die AfD gewonnen, war dann aber aus Partei und Fraktion ausgetreten. Nun tritt er als Einzelbewerber an, thematisch und in der Optik der Wahlplakate bewegt er sich jedoch nah an der AfD. Wie Tillschneider gilt er als sehr kremlfreundlich.
Für Ziegler ist der Gewinn des Direktmandat die einzige Chance auf den Bundestag. Auf der Landesliste hat ihn seine Partei nicht berücksichtigt. Dennoch bekennt zumindest er sich: Im Erfolgsfall würde er sich definitiv der AfD-Fraktion anschließen: „Es gibt für mich keine Alternative zur AfD.“