Bundestagswahl 2025 Wahlkreis 73: AfD-Kandidat Kay-Uwe Ziegler gewinnt mit Rekordergebnis
Bei der Bundestagswahl 2025 im Wahlkreis 73 dominiert AfD-Kandidat Kay-Uwe Ziegler mit einem historischen Ergebnis von 43,8 Prozent. Was der überwältigende Sieg für seine politische Zukunft bedeutet – und warum er dennoch zittern muss.

Querfurt/MZ. - Die Spannung war schon vor der Tagesschau dahin. Während sich vor dreieinhalb Jahren noch ein regelrechter Wahlkrimi bis tief in die Nacht um die Frage entspann, wer künftig den westlichen Saalekreis und Mansfeld-Südharz in Berlin vertritt – am Ende mit knappem Vorsprung für Robert Farle (AfD) –, war am Sonntagabend schon nach der Auszählung von 100 der 373 Wahllokalen klar: Das Rennen um das Direktmandat ist ein Spaziergang.
Bundestagswahl 2025: Kay-Uwe Ziegler (AfD) gewinnt Wahlkreis 73
Zumindest für AfD-Bewerber Kay-Uwe Ziegler. Für seine Mitbewerber galt schnell: Der Weg ist das Ziel. Zu groß war der Vorsprung in allen Bereichen des um die Region Köthen gewachsenen Wahlkreises 73. Am Ende holte der Bitterfelder Unternehmer 43,8 Prozent der Stimmen.
Sein erster Verfolger – wenn man noch davon sprechen mochte –, CDU-Kandidat Frank Wyszkowski, hatte über 22 Prozentpunkte Rückstand. Für den Bernburger die zweite Niederlage gegen Ziegler. 2021 waren beide noch im alten Wahlkreis „Anhalt“ aufeinander getroffen. Damals trennten sie 930 Stimmen, diesmal 36.220. Eine Welt.
Wahlsieger Ziegler: Migration und Energiepreise waren entscheidend
„Dass es so deutlich werden würde, habe ich nicht gedacht“, kommentierte Ziegler am Abend. „Es hat vorher die unterschiedlichsten Prognosen gegeben.“ Das Ergebnis habe allerdings das widergespiegelt, was er auf der Straße erlebt habe. „Ich denke, gerade im Osten, dass die Themen Migration, Wirtschaft und Energiepreise eine große Rolle gespielt haben“, sagte Ziegler, der den Wahlabend in Bornstedt verbrachte. Viel feiern wollte er aber nicht – er müsse schließlich wie jeder am Montagfrüh wieder zur Arbeit.

In seinem Beruf bleiben wird wohl auch der Hotelmanager Wyszkowski. Denn angesichts des mit unter 20 Prozent äußerst schlechten Zweitstimmenergebnisses der CDU, dürfte er mit Platz sieben keine Chancen auf einen Einzug über die Landesliste haben. Entsprechend ernüchtert ordnete er das Resultat ein: „Natürlich bin ich enttäuscht. Aber das Ergebnis ist demokratisch gewählt und dann muss man es auch respektieren.“ Er habe alles gegeben und es habe viel Spaß gemacht, im Wahlkreis Wahlkampf zu führen, sagte Wyszkowski. „Aber letztlich gab es offenbar den Trend zur AfD im gesamten Land Sachsen-Anhalt.“
CDU-Kandidat Wyszkowski: "Trend zur AfD war zu stark"
Eine Entwicklung, die den AfD-Kreisvorsitzenden im Saalekreis und Landesvize Hans-Thomas Tillschneider von einem „historischen Sieg“ sprechen ließ. Sowohl im Bund als auch im Land habe man sich gegenüber 2021 fast verdoppelt.
„Die AfD entwickelt sich wie der Goldkurs. Es geht ein Stück rauf, dann konsolidiert man sich, dann geht es jetzt wieder ein Stück rauf.“
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AfD feiert "historischen Sieg" in Sachsen-Anhalt
Der jüngste „Kursanstieg“ hat allerdings dazu geführt, dass am Wahlabend in der Partei noch Unsicherheit bestand, ob aufgrund des geänderten Wahlrechts ohne Ausgleichsmandate auch jeder gewonnene Wahlkreis mit einem Mandat vergoldet wird.
Denn die AfD lag in allen acht Wahlkreisen im Land vorn. Sollten ihr anhand der Zweitstimmen nicht so viele Sitze in Berlin zustehen, würde zwischen den Parteifreunden das Erststimmenergebnis entscheiden.
Neues Wahlrecht: Bekommen alle AfD-Direktkandidaten ein Mandat?
Hier muss sich Ziegler aber angesichts seiner fast 44 Prozent wohl keine Sorgen machen. Er erreicht das zweitbeste Erststimmenergebnis im Land, noch knapp vor AfD-Generalsekretär Jan Wenzel-Schmidt (Börde-Salzlandkreis), mit dem er und sein Kreisverband Anhalt-Bitterfeld derzeit über Kreuz liegen. Die Anhalter haben beantragt, Schmidt abzusetzen.
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Der Landesvorstand wiederum möchte gern Ziegler aus seinen Reihen streichen, offiziell, weil er gegen den Landesverband geklagt hatte, um nach seiner Nominierung als Direktkandidat auch von der Partei bei der Landeswahlleiterin gemeldet zu werden. Auch der AfD-Saalekreis um Tillschneider unterstützt den Abwahlantrag gegen den eigenen Bundestagskandidaten Ziegler, dem aus Reihen des Landesvorstandes zudem vorgeworfen wird, sich die Zustimmung des Kreisverbandes Mansfeld-Südharz erkauft zu haben.
Interne Querelen: Ziegler im Konflikt mit AfD-Landesvorstand
Geschadet hat dieser interne Wahlkampf aber offenbar weder dem Zweitstimmenergebnis der Partei noch dem des Direktkandidaten. Auch, dass der bisherige Direktmandatsträger für den Wahlkreis Mansfeld, Robert Farle, der im Streit über die Russlandpolitik Partei und Fraktion verlassen hatte, nun als Einzelbewerber antrat, spielt für den Ausgang der Wahl keine Rolle. Er kam lediglich auf 1,9 Prozent der Stimmen.
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Immerhin zweistellige Ergebnisse – und damit bessere Resultate als ihre Parteien bei den Zweitstimmen – erzielten der Langeneichstädter Aick Pietschmann, der einzige Bewerber aus dem Saalekreis, sowie Linken-Kandidat Matthias Schütz.