Direktkandidat der Linken Karsten Lippmann ist Direktkandidat der Partei Die Linke bei Bundestagswahl 2021: "Menschen mit Beeinträchtigungen haben es schwer"
Halberstadt/Seeland - Promovierter Sporthistoriker, seit Geburt als Spastiker schwerbehindert, Rollstuhlfahrer und Hartz-IV-Bezieher; seit dem Wochenende ist Dr. Karsten Lippmann auch Direktkandidat für den 20. Deutschen Bundestag.
Mit 93,3 Prozent der Stimmen schickte die Vertreterversammlung der Partei Die Linke den Halberstädter in den Kampf um den Wahlkreis 68, der die Region Harz-Aschersleben-Seeland umfasst.
Karsten Lippmann hatte keinen Gegenkandidaten, und ob er einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste bekommt, entscheidet sich auf einer Vertreterversammlung am kommenden Wochenende in Leuna.
„Ich werde kandidieren“, sagt er auf MZ-Nachfrage. „Ich hänge mich jetzt 100-prozentig in den Wahlkampf rein.“ Aus eigener Erfahrung wisse er, „Menschen mit Beeinträchtigungen haben es in dieser Gesellschaft schwer. Das zieht sich durch alle Bildungsstufen.“
Lippmann sieht Defizite bei Integration von Menschen mit Behinderungen
Gesundheits- und Kulturpolitik lägen ihn ebenso am Herzen, wie die Integration von Menschen mit Einschränkungen, erklärt der Linke-Politiker in seiner Bewerbungsrede in Halberstadt. „Der Grund, aus dem mich letzteres Thema interessiert, ist weder zu übersehen, noch zu überhören.“
Lippmann fürchtet, dass die von ihm eingeforderte Inklusion als „Querschnittsaufgabe“ dazu führe, „dass keines sich zuständig fühlt und niemand was tut“.
Kämpferisch bezog sich der 42-Jährige auf den Umsetzungsbericht der Bundesregierung zur Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen. Die soll demzufolge „auf einem guten Weg“ sein. „Leider kenne ich die Lebenspraxis. Die lässt mich befürchten, dass es derselbe ,gute Weg’ ist, auf den Spahn und Scheuer auch unser aller Impfungen, Masken und Schnelltests geschickt haben.“
„Das Leben betrachte ich mit realistischem Optimismus“, fügt der Direktkandidat am Freitagabend im Halberstädter Tagungszentrum „K6“ an. „Diese Haltung hat mich durch mein Geschichtsstudium getragen und mir geholfen, im Januar 2017 erfolgreich an der Deutschen Sporthochschule in Köln zu promovieren.“
„Einführung von Hartz IV halte ich für ein sozialpolitisches Verbrechen“
Auch wenn viel über „Rot-Rot-Grün“ diskutiert wird, der Halberstädter teilt kräftig gegen SPD und die Grünen aus. „Gegen beide Parteien habe ich viel einzuwenden. Die Einführung von Hartz IV halte ich für ein sozialpolitisches Verbrechen beider Parteien, nicht erst, seit ich selbst diese Leistungen beziehen muss.“
Lippmann, der seit drei Jahren Parteimitglied ist und seit 2019 dem Linken-Landesvorstand angehört, weiß: „Historiker – das ist kein Ziel gewesen, mit dem einem die Talent-Scouts die Bude einrennen, das war klar. Doch manche Berufe sind eher Berufungen, und dann muss man folgen.“ (mz)