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Zahlungsunfähig Zahlungsunfähig: Neuanfang unter neuem Namen

Von THOMAS RINKE 17.04.2009, 16:20

KÖTHEN/MZ. - Als Präsident des VfL Köthen wird er diese jedoch aufbringen müssen, denn es stehen dem Vorstand und den Mitgliedern schwere Zeiten bevor. Der VfL Köthen hat am Freitag beim Amtsgericht Dessau einen Antrag auf Insolvenz eingereicht. Am Donnerstagabend eröffnete Reisbach eine Vorstandsversammlung mit den Worten: "Dies wird die letzte des VfL sein."

Das Thema Insolvenz kam dieser Tage plötzlich auf den Tisch, auch wenn es unterschwellig schon bei der Jahreshauptversammlung im Januar existierte. Damals erklärte die kaufmännische Angestellte Monika Wengler, dass den Verein noch eine Steuerfestsetzung der Jahre 1998 bis 2000 erwarte. Über die Höhe waren sich die VfL-Verantwortlichen nicht im Klaren, von etwa 60 000 Euro war die Rede. Jetzt kam der Bescheid, und die Summe lag jenseits von 100 000 Euro. "Das aktuelle Präsidium ist für die Schuldenlast nicht verantwortlich", sagte Reisbach. Er erklärte weiter, dass man dies auch nicht mit steigenden Mitgliederbeiträgen anpacken will. "Wir sind ein Verein ohne Einnahmen aus einem wirtschaftlichen Bereich, und mit den Altlasten wollen wir nicht unsere Mitglieder belasten", rechtfertigte Präsident Reisbach den jetzt gemachten Schritt. Jedes der über 600 Mitglieder sei ein "ideeller Wert", den der Verein nicht durch steigende Beiträge verprellen könne. "Beim SV Dessau 05 haben sie zuletzt genau das auch probiert und konnten ihre Probleme dennoch nicht lösen", sagte Reisbach. Der Insolvenzantrag ist ein Schritt, den auch Thomas Konietzko unterstützt. "Die finanzielle Schieflage ist vor vielen Jahren entstanden. Aus meiner Sicht hatte die Vereinsführung keine andere plausible Möglichkeit", sagte der Präsident des Kreissportbundes. Köthens Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander pflichtet Konietzko bei. "Jetzt geht es darum, den Mitgliedern weiterhin einen geordneten Sportbetrieb zu ermöglichen."

Dieser findet dann unter einem anderen Namen statt. Nach der letzten VfL-Vorstandssitzung machten am Donnerstagabend einige Mitglieder Nägel mit Köpfen und gründeten einen neuen Verein - den "Köthener Sportverein 2009". Steffen Reisbach ist neuer Präsident des Köthener SV, den er nicht als KSV abgekürzt hören möchte. "Das klingt wie Kraftsportverein, und gerade das wollen wir vermeiden. Wir sind breit aufgestellt und bieten vielen Sportarten einen Platz", so Reisbach.

Als Vizepräsidentin agiert Steffi Kern, Schatzmeister ist Bernd Hauschild. Mit einem neuen Namen ist es jedoch noch nicht getan. Zwei Themen stehen jetzt auf der Agenda. Was wird mit den Trainingsgeräten, die im Falle einer Insolvenz als Insolvenzmasse gelten würden? Dazu könne man derzeit nichts sagen, so Reisbach, da es auch an der Kooperation des Insolvenzverwalters hänge.

Und was wird aus dem Sportgelände "Am Ratswall", dessen Pächter der VfL Köthen ist? Zu diesem Thema wurde Reisbach am Freitag bei OB Zander vorstellig. "Wir prüfen, ob wir dem neuen Verein einen befristeten Pachtvertrag anbieten können", erklärte Zander. So könne der aktuelle Sportbetrieb an alter Stätte aufrechterhalten werden. Der Stadtrat wird sich am 11. Juni mit diesem Thema befassen. Zander betonte jedoch: "Wir versuchen, einen langen Schwebezustand in dieser Sache zu vermeiden."

Auf jeden Fall genießt der neugegründete Köthener SV die Hilfe zahlreicher Entscheidungsträger. "Der KSB wird den Verein so gut es geht unterstützen", sagte KSB-Präsident Konietzko. Einem der größten Vereine des Landkreises werde der Kreissportbund mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch Zander bietet seine Hilfe an. "Wir werden das tun, was rechtlich möglich ist, um dem neuen Verein eine Lebensgrundlage zu schaffen."

Raucher Reisbach benötigt in den kommenden Wochen abseits der Hantelbank weiterhin einen langen Atem.