Winterurlaub Winterurlaub: Das Alaska-Gefühl im Thüringer Wald
Halle/MZ. - Links und rechts der Weges türmt sich der Schnee. Eine Winterfahrt, wie man sie sonst nur aus hoch gelegenen Alpentälern kennt. Auf dem Eselsberg angekommen, begegnen wir vor der Rennsteigbaude dem Wetterpropheten von Masserberg, Manfred Nuschke. "Seine Vorhersagen sind ziemlich genau", meint Uwe Reinhardt, "weil der alte Herr seit Jahrzehnten durch den Wald streift. Dabei beobachtet er die Natur genau und leitet daraus die Prognose ab."
Auf die Frage nach dem Wetter von morgen meint er, dass es Neuschnee geben werde. Doch schon am Abend schneit es. Das treibt die Urlauber ins Badehaus, ein großzügig gestaltetes Freizeitbad mit beheiztem Außenbecken, mehreren Pools und einer Sauna-Etage. Die hat einen gläsernern Innenhof, wo sich abgehärtete Saunagänger mit Schnee abreiben. Kaum sind am nächsten Morgen die Loipen gelegt, steigen die ersten Langläufer in die Spur. Schneeschuhwanderer brauchen keine präparierte Strecke, dafür aber ortskundige Führer wie Erik Lauterbach und Maik Kallenbach aus Frauenwald. Sie gehen mit Besuchern durch den tief verschneiten Wald im Biosphärenreservat Vessertal.
Um Verwechslungen vorzubeugen (in Thüringen nennt man Ski auch Schneeschuh) haben sie ihre Schneeschuhwanderung "Alaska Feeling" genannt. So können sich die Gäste eher vorstellen, dass jene Geräte gemeint sind, mit denen schon die Eskimos unterwegs waren, glauben sie. Mit den Ur-Tretern aus Jack Londons Zeiten haben die neuen Modelle aus den USA nur noch die große Lauffläche gemeinsam. Die Bindung lässt sich einfach handhaben und nach den ersten Schritten fühlt man sich bereits sicher.
Als wir die erste, tief in den Schnee gedrückte Rehspur entdecken, macht uns Maik klar, wie schwer das Wild im Tiefschnee vorankommt. Er zeigt uns eine Sasse, eine Schlafkuhle, die das Reh erst vor wenigen Stunden verlassen hat. Irgendwo klopft ein Specht. Und je näher wir der Futterkrippe kommen, um so mehr Rotwild-Fährten lassen sich identifizieren. Unsere Hoffnung, Hirsche oder Rehe beobachten zu können, erfüllt sich zwar nicht. Dafür machen wir Spuren von Schlittenhunden aus, die hier für Rennen trainieren.
In Siegmundsburg sind an Wintertagen ganz andere Gefährte populär: Snow Tubes. Diese roten Reifen aus Kunststoff mit einem Sitz in der Mitte erinnern an Traktorreifen. "Snow Tubing", meint Elisabeth Pauli, Leiterin des Verkehrsbüros, "ist die moderne Art des Reifenrodelns." Dafür gibt es in Siegmundsburg eine separate Bahn mit Schlepplift. Die knapp 300 Meter lange Abfahrt, bei der sich der Reifen laufend um die eigene Achse dreht, macht auch Erwachsenen Spaß. Deshalb ist der Hang sonnabends bis 22 Uhr beleuchtet.
Ohne Flutlicht wäre für Gerhard Müller der Skibetrieb am 842 Meter hohen Fellberg bei Steinach undenkbar. Die von ihm geleitete Skiarena Silbersattel wurde vor zwei Jahren eröffnet und ist mittlerweile bei Alpinfahrern und Snowboardern so beliebt, dass am Wochenende auch Leute aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Franken anreisen. Ein Doppelsessellift und zwei Schlepplifte drehen am Fellberg ihre Runden. Schwer vorstellbar, dass Müller und seine Sportsfreunde aus Steinach noch vor sechs Jahren zu Fuß mit geschulterten Brettern den Berg hinaufgestapft sind. Damals wie heute ist die Piste mit bis zu 63 Prozent Neigung selbst für Profis eine Herausforderung.
Mut verlangt auch eine Idee von Jens Greiner-Hiero aus Lauscha. Der Trainer beim dortigen Wintersportverein startet im März wieder seine Wochenendkurse "Skispringen für jedermann". Bevor es auf die Schanze geht, werden Anfahrtshaltung, Absprung und Armbewegungen auf sicherem Boden trainiert. Dann muss noch eine Abfahrtstour am Auslauf der großen Schanze gemeistert werden. Erst danach darf man auf die Mini-Schanze, von der zehn Meter weite Sprünge möglich sein sollen. Vorausgesetzt, der Schnee bleibt bis Mitte März liegen.