Wintersport Wintersport: Warmwetter und Absagen lassen Skiverband Schwitzen
Stuttgart/Val d'Isère/dpa. - «Wenn man sieht, in welchem Zustand die Gletscher heute sind, kann man das nicht mehr allein als Wetterkapriolen abtun», sagte FIS-Renndirektor Günter Hujara vor den Herren-Weltcuprennen in Beaver Creek.
Im US-Bundesstaat Colorodo stellten 60 Zentimeter Neuschnee die Organisatoren vor große Probleme. Eher einen Albtraum als ein Wintermärchen erlebten die Herren in Lake Louise/Kanada, wo Temperaturen von minus 27 Grad die Rennen zu einem grenzwertigen Härtetest werden ließen.
Am 29. November sagte die FIS die für den 9. und 10. Dezember im französischen Val d'Isère geplanten Herren-Rennen wegen Schneemangels ab. Im WM-Ort von 2009 war für den 9. und 10. Dezember eine Super-Kombination sowie eine Abfahrt der Herren geplant gewesen. Zuvor hatte bereits St. Moritz (Schweiz) passen müssen. Erstmals überhaupt fiel Ende Oktober der traditionelle Saisonauftakt auf dem Söldener Gletscher in Österreich aus.
Die Meteorologen würden seit mindestens 15 Jahren die Risiken vorhersagen, sagte Hujara. «Die Wintersportler kommen nicht in ein Klimaproblem, sie sind vielleicht schon mittendrin. Heute wachsen im Schwarzwald Pflanzen, die man vor zehn Jahren noch den Subtropen zugeordnet hat. Die Zeichen stehen also ganz klar auf Achtung», sagte der Nordschwarzwälder.
Derzeit steht noch nicht fest, wo und wann die ausgefallenen Rennen nachgeholt werden. Möglicherweise könnte die Nordamerika-Tour verlängert werden. Sowohl Beaver Creek/USA, wo vom 30. November bis zum 3. Dezember vier Herren-Wettbewerbe stattfinden, als auch Aspen haben sich bereits für die beiden Super-Kombination von Damen und Herren beworben. Diese könnten dann am 6., 7. oder 8. Dezember stattfinden.
Nach den aktuellen Wetterprognosen ist bis in die kommende Woche kein Wintereinbruch in Sicht. Somit sind auch die Weltcup-Rennen im italienischen Gröden und Alta Badia vom 15. bis 18. Dezember sowie die Damen-Wettbewerbe in Val d'Isère (16./17. Dezember) gefährdet. «Im Moment sieht es in Europa nicht gut aus», sagte eine FIS-Sprecherin, schloss allerdings auch aus, dass im schneereichen Nordamerika weitere Rennen über den 10. Dezember hinaus stattfinden könnten.
Auch andere Sportarten sind vom Wetter betroffen: Skispringer und Nordische Kombinierer mussten vom einst schneesicheren Trondheim (Norwegen) nach Lillehammer ausweichen, der Skisprung-Weltcup in Harrachov/Tschechien steht auf der Kippe. Langlauf- und Sprung-Wettbewerbe kommen schon lange ohne Kunstschnee nicht mehr über die Runden.
Doch bei Plus-Temperaturen in über 2000 m Höhe hat auch die modernste Kunstschnee-Technologie keine Chance. «Es wird immer schwieriger, Platz für das Training zu finden, es ist viel zu warm. Ich hoffe, die ganze Welt nimmt dieses Problem und den Umweltschutz endlich umfassend ernst», sagt Slalom-Olympiasiegerin Anja Pärson (Schweden). Die aufwändigen Alpin-Wettbewerbe in die immer größer werdenden Skihallen zu verlegen, würde dem Wesen dieses Freiluftsports widersprechen. Die FIS will künftig die Weltcups auf wenige Orte konzentrieren und die WM ans Ende der Saison verschieben.