Wettskandal Wettskandal: Vier Schiedsrichter haben Hoyzer beim DFB angezeigt

Frankfurt/Main/dpa. - Hoyzer, der eine Essener Rechtsanwaltskanzlei mit der Wahrnehmungseiner Interessen beauftragt hat, bestritt die gegen ihn erhobenenVorwürfe. «Mir geht es sehr schlecht, und ich beschäftige mich Tagund Nacht mit dieser Situation. Ich habe nicht betrogen», sagte er ineinem Interview mit dem Sender «TV.Berlin». Zugleich forderte er vomDFB: «Ich hätte gerne die konkreten Vorwürfe und Beweise auf demTisch und wüsste gerne, wer diese erhebt. Dann kann ich mich denBeschuldigungen stellen.»
Die vier Zeugen unterstrichen, dass sie keinen direktenZusammenhang zwischen Hoyzers Entscheidungen und möglichen Wett-Betrügereien hergestellt hätten. «Wir betonen, dass wir Robert Hoyzerweder des Wettens auf eigene Spielleitungen und des Betrugsbezichtigt noch irgendwelche Hintergründe oder weitere Personen damitin Zusammenhang gebracht haben», heißt es in der Erklärung. Man seheaber «eine dringende Aufklärungsnotwendigkeit, um einen eventuellenSchaden am deutschen Fußball und am deutschen Schiedsrichterwesen zuverhindern».
Hoyzer steht in dringendem Verdacht, als Schiedsrichter mindestensfünf Spiele im DFB-Pokal, in 2. Bundesliga und Regionalligamanipuliert zu haben, um Spielausgänge zu erreichen, auf die zuvorhohe Wetteinsätze getätigt worden waren. Zudem soll er versuchthaben, auf die nicht von ihm geleitete Zweitliga-Partie Rot-WeißEssen gegen den 1. FC Köln (2:2) am 22. Oktober 2004 Einfluss zunehmen. Der damalige Schiedsrichter-Assistent Zwayer bestätigte imKölner «Express», dass er vor der Partie per Telefonanruf zurManipulation aufgefordert wurde.
«Es gab den Versuch, mich zu beeinflussen. Ich sollte durch meineEntscheidungen Einfluss auf das Spiel nehmen», sagte der 23-Jährige,der in diesem Zusammenhang aber nicht den Namen Hoyzer nannte. «Diedrei, die dieses Spiel geleitet haben, sind völlig außer Verdacht»,betonte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger, dass manbeim DFB nach wie vor die «Einzelfall-Theorie» verfolgt. Derehemalige Spitzenschiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder (60) glaubtdies nicht. «Ich fürchte, das, was wir bisher wissen, ist nur dieSpitze des Eisbergs», sagte er: «Ich würde mich nicht wundern, wennin diese Geschichte nicht auch Linienrichter verstrickt sind.»
Beim DFB befürchtet man offenbar eine beträchtliche undmöglicherweise organisierte kriminelle Energie im Umfeld von Hoyzer.Darauf deutet hin, dass im DFB-Präsidium darauf gedrängt wurde, zumSchutz von Zeugen die Polizei einzuschalten.
Bei einer Vollversammlung am Donnerstag will der Verband die 44Unparteiischen aus der ersten und zweiten Liga über den Stand derDinge informieren und zugleich Verhaltensregeln ausgeben. «An sichist es selbstverständlich, dass sich Schiedsrichter nicht anSportwetten beteiligen. Darauf werde ich nochmals konkret hinweisen»,kündigte Roth an. Allerdings müssen die Schiedsrichter nicht, wiezunächst erwogen, eine schriftliche Ehrenerklärung abgeben, dass sienicht auf Fußballspiele wetten.
Mehr und mehr geraten derweil das deutsche Schiedsrichter-Wesen,seine Führungsfiguren und das Beobachtungs-System in die Kritik. Sowurde Hoyzer Ende vergangener Saison in einer internen DFB-Ranglisteals zweitbester Zweitliga-Schiedsrichter ausgezeichnet, obwohl ernach den jetzigen Ermittlungen schon damals durch umstritteneEntscheidungen bei Spielen aufgefallen war. Zudem hatte man beim DFBoffenbar überhaupt nicht ins Kalkül gezogen, dass ein Schiedsrichterunehrenhaft handeln könnte, wie Lehrwart Eugen Striegel zugab. «Dasses zu Manipulationen führen kann, das war für uns bisher vollkommenausgeschlossen und undenkbar», sagte er: «Ich hätte auch die Hand insFeuer gelegt für jeden einzelnen Schiedsrichter.»
Unterdessen hat die SpVgg Greuther Fürth als zweiter Club nach demHamburger SV beim DFB Einspruch gegen ein von Hoyzer geleitetes Spielerhoben. Der Zweitligist beantragte nach eigener Darstellung eineAnnullierung der 0:1-Niederlage im Punktspiel beim MSV Duisburg am26. September 2004. Dem Treffer des Duisburgers Abdelaziz Ahanfoufwar ein klares Handspiel durch dessen Teamkollegen Peter van Houdtvorangegangen, das von Hoyzer nicht geahndet worden war. Die Partiezählt allerdings im Gegensatz zur Hamburger 2:4-Niederlage im DFB-Pokal beim SC Paderborn nicht zu den bislang sechs Spielen, in denender DFB ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat.
Trotz der massiven Vorwürfe hält Hoyzer eine Rückkehr in dieSchiedsrichtergilde für denkbar: «Jeder Sportler kann wohl verstehen,dass ich versuchen werde, den Weg in den Sport zurückzufinden.»