Weltmeisterschaft Weltmeisterschaft: Hoffen auf ein Wunder für Kraus
Varazdin/dpa. - Schlimmer noch: Wegen derWadenverletzung droht dem Lemgoer gar das Aus für die gesamteVorrunde der Handball-WM in Kroatien. «Ob er überhaupt auf denMeldezettel kommt, hängt davon ab, wann er einsatzfähig sein kann. Dawarten wir mal bis Samstagfrüh ab», sagte Bundestrainer Heiner Brandam Freitag nach dem Training im Spielort Varazdin. «Ich will aufjeden Fall spielen, aber ob es medizinisch Sinn macht, muss mansehen. Im Vordergrund steht, dass ich mich nicht noch einmalverletze», betonte Kraus.
Ausgerechnet im Weg weisenden Spiel gegen den Rekord-Olympiasiegermuss der Titelverteidiger ohne seinen 25 Jahre alten Regisseurauskommen. «Das wäre sicherlich ein bisschen früh. Vielleicht gibt esja noch ein Wunder», sagte Brand. Die Besetzung der Schlüsselpositionbereitet ihm Kopfzerbrechen, denn bis Samstagmorgen um 9.00 Uhr mussder Gummersbacher offiziell seinen maximal 16 Spieler umfassendenKader endgültig benennen. «Wir müssen abwarten, wie die Meldungausfällt. Das ist jetzt ein bisschen schwierig in derGesamtzusammensetzung», grummelte der Bundestrainer.
Kraus war optimistisch, bald wieder spielen zu können. «Es siehtgut aus, dass ich bei dieser WM zum Einsatz komme. Nur wann, ist dieFrage», sagte der Spielmacher. Schmerzen habe er in der lädiertenWade nicht mehr. «Aber ich spüre ein dumpfes Gefühl.» Deswegen wolleer kein Risiko eingehen und lieber einen Tag länger aussetzen. Einletzter Härtetest am Samstagmorgen soll Aufschluss bringen, ob er fürden WM-Kader nominiert wird.
Durch den sich abzeichnenden Ausfall von Kraus steht dessen jungerLemgoer Clubkollege Martin Strobel gegen den Dauerrivalen Russland(45 Spiele seit 1991) vor der Feuertaufe. «Wenn 'Mimi' nicht spielenkann, ist er die Nummer eins», sagte Brand. Der erst 22-jährigeJunioren-Europameister von 2006 hat gerade einmal 20 Länderspieleabsolviert und bestreitet in Kroatien sein erstes großes Turnier beiden Männern. «Bis jetzt bin ich noch ganz gelassen. Die Nervositätkommt vielleicht vor dem Spiel», sagte der Newcomer. «Der Junge ist22 Jahre alt und hat nicht viel Erfahrung. Da muss man sehen, wie ersich schlägt», sagte Brand, «da muss man den Druck ein bisschenrausnehmen, damit er nicht zu viel will. Und dann wird er das schonhinkriegen.»
Michael Kraus, der sich die Wadenverletzung am vorigen Sonntag imletzten WM-Test gegen Spanien zugezogen hatte, absolvierte unter derAufsicht von Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier und PhysiotherapeutPeter Gräschus Einzeltraining mit Laufübungen. «Er kann im Moment nurgeradeaus laufen. Er wird rund um die Uhr betreut», erklärte HorstBredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Kraushatte erst vor in der vorigen Woche sein Comeback gefeiert, nachdemer wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel sechs Wochen pausierthatte.
Während der Sonderschichten von Kraus übte Strobel mitStartformation das Angriffsspiel. Der Zweite der Junioren-WM von 2007war erst vor der laufenden Saison von HBW Balingen-Weilstetten zumTBV Lemgo gewechselt. Dort wird er von dem langjährigenNationalmannschafts-Kapitän und Spiellenker Markus Baur trainiert.«Dass er dort ähnlichen Handball spielt wie wir, ist klar. Aber solange ist die Zusammenarbeit ja auch noch nicht. Da wird man sichernoch eine Steigerung sehen, wenn er sich an Bundesliga undNationalmannschaft gewöhnt hat. Aber das ist ja normal. Es wäre jaschlimm, wenn er mit 22 Jahren schon fertig wäre», sagte derBundestrainer.