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VOX - stern TV-Reportage VOX - stern TV-Reportage: «Waschbärenalarm! Pelztiere erobern eine Stadt»

05.07.2002, 17:29

Unterföhring. - Nicht immer zur Freude der Hausbesitzer. Denn: Die Minibären sind raffiniert, schmeißen Dachziegel herunter, heben Spanngurte an, die Mülltonnen schützen sollen. stern TV Reportage legte sich auf die Lauer und bekam die scheuen Tiere vor die Kamera. Eine einzigartige Tierdokumentation - mitten in Deutschland.

Sascha L. (31) liebt die Waschbären. Der Biologe kennt alle ihre Tricks, Verstecke und Eigenarten. Denn: Er erarbeitet seit rund einem Jahr an einer Waschbärenstudie. Im letzen Jahr hat er gemeinsam mit anderen Biologen 16 frechen Waschbären einen Sender verpasst - und jetzt verfolgt er sie von früh bis spät mit der Peilantenne. Weil er sich so gut auskennt, rufen ihn die Kasseler, wenn der Waschbär Probleme macht. Heute ist es ein Gärtnereibesitzer. Unter einer Palette Erde raschelt und faucht ein Waschbär. Sascha L. erkennt sofort: Ein Welpe, nur zwei Monate alt. Er setzt ihn zurück aufs Dach - immerhin, so der Experte, würde er sich nach dem Schreck wohl eine neue Bleibe suchen. Denn hat der Waschbär einmal einen Dachbalken gefunden, der ihm behagt, will er nicht mehr fort. So auch bei Stefan H. Im letzten Jahr waren es erst zwei, jetzt sind es die zwei plus Mutter und neuen Waschbär-Babies, die auf seinem Dach Radau machen. Das Vordach vom Balkon ist schon durchgepinkelt, und der Hausbesitzer schwankt zwischen Wut und Faszination - einen Waschbären im Haus, das hat schließlich nicht jeder. Immer wenn es dämmert in Kassel, dann wachen die Kleinbären auf. Eine Waschbärenmami will auf Tour, aber die Welpen wollen das nicht. Nur nicht alleine bleiben. Immer wieder stopft die Mutter die Babies zurück. Das Versteck ist der Dachboden eines Wohnhauses. Irgendwann endlich geben die Kleinen auf und die Mutter kann futtern gehen. Zum Beispiel in der Siedlung am Wald. Rund zehn Mülltonnen laden zum Abendessen...

Spanngurte - kein Problem, die werden aufgehebelt. Aber, nichts Leckeres drin. Die Reste aufräumen müssen am nächsten Morgen die Anwohner. Inzwischen haben die Kasseler aufgerüstet. So zum Beispiel Sibylle W.: Schutzgitter, Sperrbleche - aber nichts hat geholfen. Bis sie auf die Idee mit dem elektrischen Weidezaun kam. Ein bisschen komisch sieht das schon aus, aber es hilft. "Unser Haus ist waschbärenfrei" sagt sie. Vermutlich das einzige im ganzen Viertel. Denn, ein Ergebnis der Studie von Biologe Sascha steht schon fest: Der Waschbär ist schlauer als wir...