Vorgestellt Vorgestellt: Nach zehn Jahren zurück in den Traumberuf
Merseburg/MZ. - Babies auf die Welt bringen helfen; mit dabei sein, wenn ein kleines Menschlein seiner Mutter auf den Bauch gelegt wird - das wünschte sich Heike Nobereit (36) schon als Elfjährige. Hebamme blieb der Traumberuf über all die Jahre; ein Ziel, das sie hartnäckig verfolgte. Heute bietet sie als selbständige Hebamme werdenden und frischgebackenen Müttern vor und nach der Geburt ihre Dienste an. Hausbesuche nach der Entbindung, Kurse, Vorträge, Rückbildungsgymnastik, Babymassage, Babyschwimmen. Storchennest heißt ihr Domizil in der Buschpassage in Merseburg. Eines freilich fehlt im Programm: Die tatsächliche Geburtsbegleitung.
"Das schaffe ich im Moment zeitlich noch nicht", bedauert die alleinerziehende Mutter einer 13-jährigen Tochter. Dann müsste sie Tag und Nacht verfügbar sein. "Aber es bleibt mein Traum", schaut sie in die Zukunft. Immerhin hat sie den Wiedereinstieg in den Beruf nach fast zehn Jahren "Fremdeln" auch geschafft. Nach der Schule lief alles wie erhofft: drei Jahre Fachschulstudium und Ausbildung zur Hebamme, Anstellungen zuerst in Markranstädt, dann in Merseburg. Heike liebte ihre Arbeit, so traf es sie bitter, als sich 1987 herausstellte: Wegen einer Nickelallergie kann sie nicht mehr im Kreißsaal arbeiten. Damals enthielten die meisten Instrumente dieses Metall, inzwischen hat sich auch auf dem Gebiet vieles verändert. Die junge Frau blieb erst einmal zu Hause: Babypause. Die kleine Tochter tröstete über die schlechte Nachricht. Anfang der 90er Jahre sah sich Heike Nobereit nach einem anderen Job um und fand Arbeit im Pflegeheim Bad Dürrenberg.
Auch hier gefiel es ihr, doch die Sehnsucht nach dem erlernten Beruf wurde immer stärker. Sie hielt sich im Fachgebiet auf dem Laufenden, wagte schließlich den Neustart mit Kursen zur Geburtsvorbereitung. Die ersten zwei Jahre teilte sie ihre Zeit noch zwischen dem Heim und dem eigenen Büro, seit 1. Mai 1999 gibt es nur noch den Traumberuf. Ab der 28. Schwangerschaftswoche betreut die freundliche, Sicherheit ausstrahlende Hebamme werdende Mütter - übrigens allen Alters. Anfangs warb sie mit Handzetteln, mittlerweile kommen viele auf Empfehlungen oder auch zum zweiten Mal. Dass die Kurse stets ausgebucht sind, freut Heike Nobereit natürlich. Kamen am Anfang vorwiegend Erstgebärende, stellt sie heute fest, dass sich wieder mehr Familien den Wunsch nach einem zweiten Kind erfüllen. Maximal neun bis zehn Frauen sind in einer Gruppe zur Geburtsvorbereitung, manchmal auch ebenso viel Männer.
"Je mehr ich über eine Sache weiß, umso weniger ängstigt sie mich", heißt ihr Credo bei den Kursen. So erklärt sie genau, was abläuft während einer Geburt, trainiert mit den Teilnehmern das Atmen, erklärt das Stillen, beschreibt die Faszination des "besonderen Erlebnisses" und plädiert - wenn nichts dagegen spricht - für die natürliche Geburt. So will sie den Frauen die Angst nehmen. Mit Erfolg. Die meisten melden sich wieder, nehmen die Nachbetreuung mit Hausbesuchen und Rückbildungsgymnastik in Anspruch. Diese Leistungen tragen die Kassen ebenso wie die Geburtsvorbereitung. Selbst zu bezahlen sind Babymassage und Babyschwimmen; letzteres im Hotel Stadt Merseburg. Doch auch hier ist die Nachfrage groß. Wenn Heike Nobereit durch die Stadt geht, trifft sie viele Bekannte - und meist sind es Mütter mit Kindern. Nähere Auskünfte unter Telefon 03462/80 73 8