Vom Wind getrieben Vom Wind getrieben: Snowkiting verbindet Wintersport und Drachenflug

Schonach/Silvaplana/dpa. - Sie brauchen weder Pisten noch Ski-Lifte, sondern nur etwas Wind: Auf Ski oder Snowboards stehend, lassen sich die so genannten Snowkiter von einem großen Drachen über zugefrorene Wasserflächen und verschneite Wiesen ziehen. Eine rasante Verbindung aus Gleiten und Fliegen, aus Wintersport und Drachenflug - so beschreiben die Anhänger der noch jungen Sportart ihr Hobby.
Die Snowkiter stehen auf ihrem Snowboard oder kurzen Ski und hängen mit dem Oberkörper fest in einem Trapez, das wiederum mit einem fünf bis zehn Quadratmeter großen Lenkdrachen, dem Kite, verbunden ist. Steht der Drachen gut im Wind, sind Geschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometer und Sprünge von bis zu sieben Meter möglich. «Durch den Kite knallt man nach dem Sprung nicht auf den Boden, sondern landet ganz sanft. Das ist das Schöne», erklärt Snowkite-Lehrer Flory Kern aus Schonach im Schwarzwald.
Was sich gefährlich anhört, ist nach Angaben der Snowkiter einfach zu lernen: «Voraussetzung ist, dass man ein bisschen Ski oder Snowboard fahren kann. Dann lernen die Schüler erst einmal zu Fuß mit dem Lenkdrachen umzugehen, ihn koordiniert zu steuern», erklärt Stefan Popprath, Leiter der Schweizerischen Kitesailing-Schule in Silvaplana und einer der Pioniere des Sports.
Ein Zug an der Startleine bringt den Kite in die Luft. Zur Wahl stehen zwei unterschiedliche Drachensysteme: Tubekites, die durch einen aufblasbaren Ring die Form halten, und Softkites, die an einen Windschirm erinnern. Ist der Kite in der Luft, kann er über eine mit den Schnüren verbundene Stange gesteuert werden. Wird der Fahrer zu schnell, kann er an einer Stoppleine ziehen. Der Schirm fällt dann in sich zusammen und der Fahrer bremst.
Wichtig ist die richtige Größe des Schirms: «Bei viel Wind muss man natürlich einen kleineren auswählen», erklärt Flory Kern. Fünf bis sechs Quadratmeter groß dürfe der dann maximal sein. Ideal ist es, wenn der Wind möglichst gleichmäßig bläst. «Deshalb ist das Engadin für Snowkiter besonders geeignet. Das Tal ist nach beiden Seiten offen, der Wind zieht konstant durch», sagt Roland Wittmann aus Winterthur in der Schweiz, der sich in der International Snowkiting Association (ISKA) engagiert. Die Organisation soll im Frühjahr 2004 gegründet werden, bislang besteht sie erst aus einem Statut und einer Webseite.
Bisher lehren nur sehr wenige Schulen den neuen Sport: Die Schweizer Schulen bieten sowohl Schnuppertraining als auch mehrtägige Kurse an. Die Ausrüstung wird gestellt, Schüler müssen lediglich Ski oder Snowboard mitbringen. Die Kurse kosten in der Regel zwischen 85 Euro und 280 Euro. Wer sich einen Drachen kaufen will, muss zwischen 600 und 1100 Euro investieren. Flory Kern rät auf jeden Fall zu einem Kurs: «Man lernt das Kiten im Kurs viel schneller» - und gemeinsam mit Gleichgesinnten macht es ja meist auch mehr Spaß.