1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Vlog-Phänomen: Vlog-Phänomen: Video-Portale bieten Speicherplatz für Hobby-Filmer

Vlog-Phänomen Vlog-Phänomen: Video-Portale bieten Speicherplatz für Hobby-Filmer

Von Berti Kolbow 19.01.2006, 11:19

Bonn/Münster/dpa. - Auf mehreren Web-Portalen können Freizeit-Filmer ihre Aufnahmenjetzt nicht nur mit Familie und Bekannten teilen. Im Internet sindsie auch allen anderen zugänglich, die sie sehen wollen. Seiten wiewww.youtube.com, www.ourmedia.org, www.clipshack.com, www.vimeo.com,www.putfile.com oder www.blip.tv bieten die Möglichkeit, gratisVideo-Dateien ins Netz zu laden. «Sie sind eine einfache Möglichkeitfür alle, die Videos anderen zur Verfügung stellen wollen, aberkeinen eigenen Webspeicherplatz haben», sagt Dominik Schöneberg,Internet-Experte des Online-Magazins «Netzwelt.de» mit Sitz in Bonn.In der Regel lassen sich die Videos mit anderen Internetseitenverknüpfen und somit auch dort präsentieren.

Ob private Streifen von der Geburtstagsfete, skurrile Pannen, dieUrlaubsreise, die ersten Schritte des Nachwuchses oder niedlicheTierszenen - die Video-Portale bieten Platz dafür. Betrachter könnendie Aufnahmen auf den meisten Seiten bewerten und kommentieren - jenachdem zur Freude oder zum Leid der Filmer.

Die Funktionsweise der Seiten ist meist recht ähnlich. DominikSchöneberg hat in einem Test den Dienst «youtube.com» unter die Lupegenommen. Sein Fazit: Auch Nutzern ohne große Kenntnisse vonVideobearbeitung fällt die Bedienung leicht. Eine einmalige Anmeldungmit Name und E-Mail-Adresse genügt. Danach lässt sich ein auf derComputerfestplatte gespeichertes Video über eine spezielleEingabemaske sofort ins Netz übertragen. Bei «youtube.com» dürfen dieDateien nicht größer als 100 Megabyte sein, akzeptiert werden diegängigsten Videoformate.

Unabhängig vom Portal könne das Hochladen je nach Datei-Größe undGeschwindigkeit der Internetverbindung aber schon einige Minuten inAnspruch nehmen, sagt Schöneberg. «Ein schneller Anschluss wie einDSL-Zugang ist Voraussetzung.» Sonst könne die Prozedur zurzeitraubenden Quälerei werden. Einziges Manko ist, dass viele Portalenur für die in Frage kommen, die Englisch beherrschen.

Auf Deutsch ist die im Dezember gestartete Webseite www.fmarket.dezu erreichen. Betreiber Frank Brauer aus Berlin bietet nebenkostenlosem Webspeicherplatz auch ein Forum sowie Links zu den ThemenFilm und Video. Damit sollen einerseits Gelegenheitsfilmerangesprochen werden. Aber auch kreative Videoschöpfer, die ihrenBekanntheitsgrad steigern wollen, erhalten hier eine Bühne. AlsOnline-Album für digitale Fotos und Videos versteht sich das Portal«webzooms.de» mit Sitz in Karlsruhe. Kostenlos gibt es dort aber nurwenig Videospeicherplatz. Ein umfangreicherer Speicher kostet je nachTarif bis zu zehn Euro im Monat.

Eifrige Filmer belassen es nicht bei wenigen Videoschnipseln. Siesorgen - geparkt in den Video-Portalen - auf ihrem eigenenInternetauftritt regelmäßig für Nachschub. In «Videoblogs» - kurzVlogs genannt - zeigen sie bewegte Bilder über sich, ihre Heimatstadtund vieles mehr. Manche betätigen sich sogar alsHobby-Fernsehreporter.

Das vor allem in den USA bekannte Vlog-Phänomen, das zur boomendenKultur der Online-Tagebücher gehört, steckt hierzulande noch in denKinderschuhen. Langfristig werden Vlogs aber mit den Weblogs zuMultimedia-Tagebüchern verschmelzen, glaubt Professor ChristophNeuberger, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Münster.Er sieht mehrere Ursachen dafür, dass Menschen das Internet zunehmendzum Fernseher machen. Zum einen mache günstige DigitaltechnikFilmaufnahmen für jedermann möglich. Außerdem erlauben schnelleOnline-Anschlüsse eine komfortable Verbreitung.

Ferner gebe es offenbar ein wachsendes gesellschaftlichesBedürfnis, sich öffentlich darzustellen. «Das Internet bietet eine indieser Form vorher nicht da gewesene Möglichkeit dazu», sagt derWeblog-Experte. «Der Trend geht dahin, dass sich Internetnutzer ihreeigenen multimedialen Inhalte schaffen», sagt auch PortalbetreiberFrank Brauer. Die Werkzeuge dazu passen in jede Jackentasche. Dennaktuelle digitale Fotokameras und Handys verfügen häufig auch übereine Videofunktion.

Hohe Bildqualität und -ästhetik können Zuschauer bei den häufignicht nachbearbeiteten Amateuraufnahmen aber nicht erwarten. Auchinhaltlich schwankt die Bandbreite der im Netz gezeigtenFilmschnipsel stark zwischen Banalem und Filmen mit höherem journalistischem oder künstlerischem Anspruch.

Was ins Netz kommt und dort bleibt, entscheiden eben dieHobby-Filmer - und nicht das Publikum. Allerdings gilt bei denBetreibern offenbar: Nicht jugendfreie und urheberrechtlichgeschützte Videos sind tabu. Einige Aufnahmen, bei denen es sichoffensichtlich um Kinotrailer und Fernsehausschnitte handelte, habeer bereits gelöscht, sagt Frank Brauer. Grenzenlos ist die kreativeFreiheit der Hobby-Filmer also auch im Internet nicht.