Vierschanzentournee Vierschanzentournee: Body Mass Index spaltet Skisprung-Lager

Bischofshofen/dpa. - Der Vierschanzentourneesieger des Vorjahres, der in der WM-Saisonbislang gnadenlos hinterher springt, darf als Härtefall der imSommer vom Internationalen Skiverband (FIS) verabschiedeten BMI-Regel angesehen werden. Diese schreibt ein Mindestgewicht vor, umdie maximale Skilänge verwenden zu dürfen. Wer schummelt, wirddisqualifiziert. Für Martin Schmitt ist dadurch dieChancengleichheit wieder hergestellt worden. «Den Leichten wurde derVorteil genommen. Das extreme Runterhungern ist beendet», sagt derSchwarzwälder.
Die Athleten werden vor die Wahl gestellt: Entweder zunehmen,oder Ski kürzen. Letzteres trifft auf Mechler zu, der wie Pettersenzu den Leichtgewichten im Springerlager zählt. «Ihm fällt es schwer,das nötige Gewicht zu halten. Dies führt zu einer Blockade im Kopf.Deshalb haben wir uns für einen vier Zentimeter kürzeren Skientschieden», begründet Bundestrainer Peter Rohwein die Maßnahme.
Michael Uhrmann ist den anderen Weg gegangen und hat vierKilogramm «draufgepackt». Die Waage ist daher ständiger Begleiterdes Bayern, dessen Gewichts-«Puffer» nur 1,5 kg beträgt. Bei derVierschanzentournee hat Uhrmann deshalb zur Sicherheit auch einenkürzeren Ski im Gepäck. «Für mich ist diese Regel blöd, denn ich warja vorher nicht krank. Das nervt schon ein wenig. Wenn ich abersehe, wie Pettersen springt, habe ich die Umstellung wohl ganz gutverkraftet», sagt Uhrmann, der vor dem Tournee-Abschluss amDreikönigstag als Gesamt-Siebter bester Deutscher ist.
Pettersen fühlt sich als BMI-Opfer, denn der 24-Jährige galtschon immer als einer der besten Esser im norwegischen Team. «Meineschlanke Figur ist ein Geschenk der Natur. Ich musste im Kraftraumschuften, um Muskelmasse aufzubauen. Es war die Hölle», verrietPettersen, der wenig Verständnis für die Anwendung der Regel hat.«Der BMI ist eher etwas für Normalbürger, nicht fürSpitzensportler», kritisiert der Norweger, der aber die dadurchherrschende Chancengleichheit begrüßt.
Mitgefühl für Pettersen zeigt FIS-Renndirektor Walter Hofer, demder Norweger «immer als gesunder Athlet» erschienen ist. Für denWeltverband war die Einführung des BMI dennoch dringend geboten, umdas Thema Magersucht im Skisprung zu beenden. «Deshalb ist es aucheine Imagefrage», begründet Hofer die Regel.
