VfL Bochum VfL Bochum: «Zaubermaus» geht in den Ruhestand
Halle/Bochum/MZ. - Jetzt, da er seine Freizeit so richtig genießen könnte, hat ihn eine schnöde Erkältung niedergestreckt. "Ich liege gerade in der Wanne. Das heiße Bad hilft hoffentlich", sagt Dariusz Wosz (37). Doch dieser Moment der Ruhe kommt ihm ganz gelegen, 20 Jahre Fußball auf allerhöchstem Niveau Revue passieren zu lassen. "Ich hatte eine tolle Zeit und danke allen, die zu mir gehalten und mich unterstützt haben", resümiert er mit Wehmut in der Stimme.
Nein, leicht fällt ihm der Abschied nicht ("Ich war vor gut einer Woche mit ein paar engen Freunden zum Frustsaufen unterwegs."). Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, auch wenn die Spielfreude der "Zaubermaus" (1,69 Meter groß) ungebrochen scheint. Geweckt wurde sie in Halle. Als polnisches Aussiedler-Kind, das 1980 an der Saale in eine neue Heimat geschoben worden war, fiel Dariusz Wosz die verbale Verständigung zunächst schwer. Freunde fand er auf dem Bolzplatz. Hier bekam er Anerkennung. Sein Talent blieb nicht verborgen. Der Kicker des Halleschen FC zauberte in den Nachwuchs-Auswahlmannschaften der DDR und dann für Rot-Weiß in der Oberliga. Wosz hatte maßgeblichen Anteil daran, dass Halle als Vierter der letzten Oberliga-Saison 1991 den Sprung in die zweite Bundesliga schaffte. Dort kickte er allerdings nur bis zur Winterpause für den HFC. Die Klub-Bosse ließen ihn für 1,2 Millionen D-Mark nach Bochum ziehen. Sie mussten es. Das Geld sicherte dem Verein das Überleben - doch mit Wosz hatte man den Klassenerhalt verkauft.
Während es mit dem HFC steil bergab ging, stieg Wosz zum Helden im Revier auf. Vier Mal pendelte die Nummer 10 mit Bochum zwischen erster und zweiter Liga. Nach dem Wiederaufstieg 1996 führte er das Team unter Trainer Klaus Toppmöller als Fünfter in den Uefa-Cup. "Dies war mein schönstes Erlebnis." Unter Bundestrainer Berti Vogts debütierte der quirlige Dribbler 1997 in der DFB-Elf. Aber hier blieb ihm in 17 Länderspielen der Durchbruch versagt. "Nur wenn sich die großartigen Thomas Häßler, Mehmet Scholl und Andreas Möller lebenslang verletzt hätten, wäre für mich mehr möglich gewesen", sieht es Dariusz Wosz heute ganz realistisch.
1998 zerbrach die Liebe zu Bochum. Präsident Werner Altegoer beschimpfte ihn wegen seines Wechsels zu Hertha BSC als "Schmierlapp". In Berlin blühte Wosz als Regisseur erneut auf. 1999 führte er die Hertha auf Rang drei der Bundesliga und in die Champions League ("Das war ein weiterer Höhepunkt."). Aber die Form konnte er nicht halten, der Sensible scheiterte am Konkurrenzkampf gegen Sebastian Deisler und Stefan Beinlich. 2001 kehrte Wosz zu Bochum zurück, doch ab 2006 wurden Einsätze rar. Er widmete sich einer Trainerausbildung und gehört jetzt zum Stab der VfL-A-Jugend. "Noch benötige ich in dem neuen Job etwa drei Jahre Lehrzeit", schätzt Wosz ein.
Einmal - und zwar am 8. September - wird er jedoch noch im Bochum-Trikot auflaufen. Als erster Spieler in der Geschichte des VfL bekommt die "Zaubermaus" ein offizielles Abschiedsspiel.