Verwirrung um neue Akten - Teil 2
Die Reaktionen auf die neue Situation warenheftig. Bernd Krumm, Rechtsanwalt aus Magdeburg,sprach nach der Vertagung der Verhandlungvon einer "Selbstversenkung" und einer "Schlappeder Staatsanwaltschaft". Das ganze Verfahrenmüsse nun sehr kritisch gewürdigt werden."Die Frage ist doch, wie belastbar sind dieAussagen des einen Angeklagten zur Tat, wennihm Versprechungen gemacht wurden." Es seischon eigenartig, dass ausgerechnet der betroffeneAngeklagte als einziger auf freiem Fuß ist."Befinden wir uns eigentlich noch in einemrechtsstaatlichen Verfahren?", fragte Krummund legte Wert darauf festzustellen, dassdie Verzögerung in dem Verfahren, "keine Schuldder Verteidigung ist".
Auch andere Beteiligten taten sich schwer,zu erklären, was gerade vor sich gegangenwar. "Der Kammer ist zu Ohren gekommen, dasses da etwas gibt", bestätigte Matthias Pateroknach Gesprächen mit der Staatsanwältin unddem Richter. Details kannte der Pressesprecheram Landgericht nicht. Es gebe aber bei derStaatsanwaltschaft oder der Polizei möglicherweiseAktenhinweise oder Protokolle, in denen derAngeklagte über die rechte Szene ausgesagthabe, deutete Paterok an. Diese Aussagen müsstenmit dem Prozess nichts zu tun zu haben, ihreAuswirkungen könnten aber dennoch wichtigsein und sich für den Angeklagten strafmilderndauswirken. Dass der 23-Jährige im Programmfür Kronzeugen oder Aussteiger geführt werde,bestritt Paterok. Dafür gebe es keine Anhaltspunkte.
Dass die noch unbekannten Akten erst jetzterwähnt wurden, war für den Pressesprechernicht ungewöhnlich. Das Gericht habe die Hinweiseoffenbar erst jetzt erhalten. Diese müssenbeim Richter aber schon früher vorgelegenhaben. Steinhoff hatte zuvor im Gerichtssaalgesagt: "Ich hatte schon am Mittwoch mit einerErklärung gerechnet." Vergeblich allerdings.