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Verein am Abgrund Verein am Abgrund: Dessau 05 beantragt Insolvenzverfahren

Von FRANK HARNACK 09.03.2009, 20:47

DESSAU/MZ. - Denn die rund 200 000 Euro Schulden des Vereins, die aus dem missglückten zweiten Oberliga-Abenteuer und der sich anschließenden Verbandsliga-Saison resultieren, waren offensichtlich doch zu viel. Obwohl Jüngling noch kein Jahr als Präsident des SV Dessau 05 im Amt ist, musste er die vielleicht folgenreichste Entscheidung in der über 100-jährigen Vereinsgeschichte treffen. Beim Amtsgericht Dessau stellte Jüngling am Montagmittag den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Er nannte das "die Reißleine" ziehen.

"Es ist uns seit dem Amtsantritt des aktuellen Präsidiums nicht gelungen, den Schuldenberg zu verkleinern", räumte Jüngling am Montag ein. Zwar habe man den Spielbetrieb aufrechterhalten können, aber das unter anderem auch nur, weil die Mitglieder einer deutlichen Erhöhung der Mitgliedsbeiträge zugestimmt und die Spieler der Verbandsliga-Elf finanzielle Zugeständnisse gemacht haben. Genau die hatte sich Dessau 05 auch von den Gläubigern erhofft und ein außergerichtliches Schuldenbereinigungsverfahren angestrengt. Am Ende war das vergebliche Mühe, denn nicht alle Gläubiger waren dazu bereit. Das wäre aber Voraussetzung gewesen. Um nun nicht selbst in die Haftung für den Schuldenberg genommen zu werden, "sahen wir keine andere Lösung, als den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen", erläutert der 05-Präsident den Vorgang, der auch seinen Amtsvorgänger Hans-Werner Pohl und das frühere Präsidiumsmitglied Torsten Fenger interessieren dürfte. Beide waren von der Jahreshauptversammlung nicht entlastet worden.

Jüngling hat jedoch die Hoffnung auf eine Rettung des Vereins noch nicht aufgegeben. "Das Präsidium wird alles unternehmen, um den Verein mit all seinen Spielklassen in der aktuellen Form zu erhalten. Es werden weiter intensiv Gespräche geführt, um den Verein finanziell zu retten", versprach er. Mit wem Jüngling und seine Mitstreiter reden, wollte der Präsident allerdings nicht sagen. "Die möglichen Sponsoren möchten nicht genannt werden. Aber wir müssen sie zur Entschuldung gewinnen."

Jüngling bleiben dafür vier bis sechs Wochen Zeit, dann wird die Entscheidung gefallen sein, ob dem Antrag stattgegeben wird. Am Dienstag oder Mittwoch, so erwartet der Verein, wird ein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Dieser prüft dann, wie die Lage bei 05 wirklich ist. Der Spielbetrieb kann vorläufig fortgeführt werden.

Sollte das Insolvenzverfahren eröffnet werden, müsste Dessau 05 laut Spielordnung zwangsweise in die Landesliga absteigen. Wird ein Insolvenzverfahren aber "mangels Masse" abgelehnt, droht dem Verein wie einst dem FC Anhalt Dessau die Liquidation. Schaffen es Jüngling und seine Mitstreiter, genug Geld zur Entschuldung aufzutreiben, könnten sie den Antrag zurückziehen, alles bliebe so wie es jetzt ist. "Was genau passieren wird, ist derzeit völlig offen", so Vereins-Rechtsanwalt Torsten Kwoczalla. Jüngling flüchtete sich in die alte Floskel "Die Hoffnung stirbt zuletzt".