1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Usedom: Usedom: Ein Liebesnest mit traumhaftem Blick

Usedom Usedom: Ein Liebesnest mit traumhaftem Blick

Von Ralph Sommer 03.04.2008, 15:50

Halle/MZ. - Wer sich hier einmietet, bekommt den Kopf frei, erlebt Abgeschiedenheit und Romantik pur. Denn im Süden von Usedom erwartet Deutschlands erstes Lotsenturm-Hotel seine Gäste.

Wer die 76 Stufen hinauf bis in die gute Stube steigt, muss nicht auf Komfort verzichten. Minibar, DVD-Flachbildfernseher, Kaffeemaschine, Whirlpool im großen Holzbottich und Wandheizung versprechen Wohlbefinden auf drei Etagen. Mit jeweils nur neun Quadratmetern Fläche sind die Turmzimmerchen vielleicht etwas beengt, aber durchaus reizvoll für den Urlaub zu zweit. Wenn die Tür ins Schloss fällt, eröffnet sich dem Gast eine ganz besondere Welt aus runden, bis acht Meter hohen Treppenräumen.

Die Berliner Architektin Heike Wittenbecher hatte im Juli 2007 zusammen mit ihrem Ehemann Tim die Immobilie von der Stadt Usedom erworben und dem vor 70 Jahren errichteten Turm eine ganz persönliche Note gegeben. Vom Bad-Bereich im Erdgeschoss erreicht man nach 33 Stufen den modernen Schlafraum mit Rundbett, und eine Etage darüber die gemütliche Lounge mit Aussicht.

"Eigentlich befand sich der Bau in einem recht soliden Zustand", sagt die 38-Jährige. Doch der Umbau zum Romantik-Hotel habe die aus Usedom und Anklam stammenden Handwerker vor manche Herausforderung gestellt. So mussten in die weiß getünchte Innenwand 18 Heizspiralen eingebaut und verputzt werden. Erneuert wurde auch die gesamte äußere Aussichtsplattform.

Nachbar Wolfgang Lange freut sich, dass nun wieder Leben in die Turmgemächer kommt. Er wohnt gleich nebenan in einem der früheren Lotsenhäuser. Hier lebten seinerzeit die Familien jener Männer, die den Kapitänen großer Schiffe den Weg vom Stettiner Haff durch den Peenestrom in die Ostsee gewiesen hatten. Der Turm sei ein idealer Aussichtspunkt über das komplizierte Revier gewesen, sagt Lange. Ein Kriegsveteran habe ihm einmal erzählt, wie der Turm im Frühjahr 1945 unter sowjetischen Beschuss kam, aber keine größeren Schäden erlitt. Später diente er als Signalstation bei Schießübungen auf dem Haff, bis er in den 70er Jahren von einem Elektromeister als Ferienquartier gemietet wurde.

Als der Mieter vor zwei Jahren verstarb, gab es Überlegungen, in dem Lotsenturm ein Standesamt einzurichten. Doch die Idee scheiterte an finanziellen Hürden. Nun werden Verliebte zwar nicht im Turm heiraten, vermutlich aber die Hochzeitsnacht dort verbringen. "Uns liegen bereits erste Buchungen vor", sagt Hotel-Chefin Wittenbecher. Auch gestresste Großstädter und Künstler würden sich für das einzigartige, ab 200 Euro zu mietende Quartier interessieren.

Auskünfte im Web unter www.lotsenturm-usedom.de