Urlaub Urlaub: Unterstützung für Familien mit wenig Geld
Erfurt/Bayreuth/dpa. - Die meisten Bundesländer undviele karitative Organisationen unterstützen einkommensschwacheFamilien.
«Jeder kann Zuschüsse bekommen», sagt Stephan Illert, Leiter derStiftung Familiensinn, einer öffentlich-rechtlichen Stiftung imFreistaat Thüringen mit Sitz in Erfurt. Hauptkriterium für dieFörderung sei hier die Bedürftigkeit. Doch Illert und seine Kollegenschauen nicht nur auf das Einkommen. Grundsätzlich gilt: Je mehrKinder eine Familie hat, desto besser stehen ihre Chancen, einenUrlaubszuschuss zu bekommen.
«Kinderreiche Familien und Kinder von Eltern mit Schwerbehinderungwerden bevorzugt.» Das heißt aber nur, dass die Chancen größer sind,schon in der ersten Runde den Zuschlag zu bekommen. Etwa die Hälftealler Bewilligungen gehe zugunsten solcher «prioritärer Fälle»,erklärt Illert. Das restliche Budget steht auch kleinen Familienoffen, die nur wenig Geld haben.
Eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, die nicht mehr als1300 Euro im Monat zur Verfügung hat, könne etwa 24 Euro pro Tagbekommen. Maximal darf der Urlaub 18 Tage dauern. Wohin die Reisegeht, ist den Familien selbst überlassen. Ziel kann eine derthüringischen Familienbildungsstätten sein, muss es aber nicht.Genauso gut könne man eine normale Ferienwohnung buchen oder Urlaubauf dem Campingplatz machen. «Wir lassen uns sagen, wo die Reisehingeht», soIllert. Mallorca oder ganz ferne Reiseziele befindensich nicht im Stiftungsprogramm - es wird nur Urlaub in deutschenLanden gefördert.
In Bayern sind die Einkommensgrenzen etwas höher. Bis zu 2100 Europlus Kindergeld dürfte die alleinerziehende Mutter von zwei Kindermonatlich zur Verfügung haben, um in den Genuss der Förderung zukommen. «Bei Familien, die Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfebeziehen, entfällt die Einkommensprüfung», erläutert Birte Kensy vomZentrum Bayern Familie und Soziales mit Sitz in Bayreuth.Voraussetzung für die Förderung in Bayern ist allerdings, dass derUrlaub in anerkannten Familienbildungsstätten verbracht wird und dassdie Familie an mindestens einem Angebot der Eltern- undFamilienbildung teilnimmt. «Es geht darum, das Familienklima zuverbessern und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern zu stärken.»
Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessengewähren aufgrund leerer Kassen gar keine Zuschüsse mehr.Nicht-staatliche Verbände wie das Deutsche Kinderhilfswerk, dieCaritas oder die Arbeiterwohlfahrt bieten aber weiter bundesweitUnterstützung an. Teils gewähren auch die Jugendämter und Kommunenärmeren Eltern Unterstützung für einen Familienurlaub. «Am besten,man fragt einfach bei einer karitativen Organisation vor Ort nach»,empfiehlt Claudia Keul, Referentin für Kinderarmut beim DeutschenKinderhilfswerk in Berlin.
Während die meisten Anbieter den Familienurlaub fördern, schicktdas Deutsche Kinderhilfswerk Kinder und Jugendliche alleine in dieFerien. «Die Kinder sollen sich erholen», sagt Keul zur Begründung.Entsprechend ist das Einkommen der Familie nicht das alleinmaßgebliche Kriterium für die Förderung. «Hartz IV beziehen zu viele,wir schauen besonders auf die Familienumstände.» Als besondersbedürftig gelten Kinder zum Beispiel, wenn jemand in der Familieverstorben ist oder wenn Kinder ihre Eltern wegen Krankheit oderBehinderung pflegen müssen. Auch größere Kinder, welche die Erziehungder jüngeren Geschwister mit übernehmen, seien besondersförderungswürdig.
Wer schon als Kind oder Jugendlicher solchen Belastungenausgesetzt ist, soll sich mit Altersgenossen in einer Jugendfreizeiterholen können. Bei der Antragstellung müssen Eltern nachweisen,warum man bedürftig ist und die Situation in der Familie darstellen.Daher empfiehlt das Deutsche Kinderhilfswerk, den Förderantrag überBeratungsstellen wie Caritas die oder Pro Familia zu stellen. Auchdas Jugendamt oder Jugendorganisationen wie die Pfadfinder oder dieFalken seien bei der Antragstellung behilflich. Wer diese Hürdegenommen hat, bekommt einen finanziellen Zuschuss von maximal 200Euro pro Fahrt.
Noch günstiger ist der Urlaub in Berlin. Die InternationaleBerliner Kinder und Jugendhilfe (IBKJ) schickt mit Förderung desBerliner Senates Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zuGastfamilien nach Holland und in die Schweiz. Je nach Einkommen derFamilien geht das schon ab 50 Euro für drei Wochen.