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Urheberrecht Urheberrecht: CDs brennen am Rande der gesetzlichen Legalität

Von Arnd Petry 18.01.2005, 14:32
Von DVD auf CD: Musik-DVDs sind beliebt. Mancher möchte sich zum Beispiel Konzertmitschnitte für das Musikhören im Auto auf eine CD überspielen. (Foto: dpa)
Von DVD auf CD: Musik-DVDs sind beliebt. Mancher möchte sich zum Beispiel Konzertmitschnitte für das Musikhören im Auto auf eine CD überspielen. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Berlin/Hannover/dpa. - «Ein vorhandener Kopierschutz darf nicht umgangen werde», stelltSusanne Dehmel, Bereichsleiterin Urheberrecht beim BundesverbandInformationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) inBerlin klar. Denn die seit dem 12. September 2003 gültige Fassung desUrheberrechtgesetzes stellt das Aushebeln eines Kopierschutzes - auchfür private Zwecke - ausdrücklich unter Strafe. Verboten sind inDeutschland seitdem auch die Herstellung und der Vertrieb vonSoftware, mit der ein Kopierschutz umgangen werden kann.

Im Umkehrschluss bedeutet dies: Gelingt das Trennen derDVD-Audiospur mit einer zugelassenen Brennsoftware, können Anwenderdavon ausgehen, dass ihr Handeln auch legal ist. Denn Privatkopienzum persönlichen Gebrauch dürfen grundsätzlich gemacht werden. Dassbei einer nicht kopiergeschützten Video-DVD Ton- und Bildspuren vomNutzer getrennt werden, sei dabei nicht entscheidend, erklärt HartmutSpiesecke, Sprecher des Bundesverbandes der PhonographischenWirtschaft.

Laut Volker Zotta, Ressortleiter Audio/Video bei der in Hannovererscheinenden Computerzeitschrift «c't», besteht bei dem Vorhaben dasProblem darin, Bild und Ton einer DVD überhaupt zu trennen: «DieVideodaten sind in einer so genannten VOB-Datei mit den Audiodatenverwoben», erklärt er. Alle Programme, die aus den VOB-DateienAudio-Informatioen heraustrennen, könnten dies auch auch prinzipiellmit kopiergeschützten DVDs. Sie dürften daher in Deutschland nichtangeboten oder beworben werden.

Viel Fantasie ist dem Experten zufolge aber nicht notwendig, umentsprechende Tools auf ausländischen Internetseiten - wo dieSoftware legal ist - zu finden. Hinzu kommt, dass nach dem digitalenTrennen von Ton und Bild die oft in mehreren Spuren vorliegendenDVD-Töne noch in eine Stereo-WAV-Datei umgewandelt werden müssen,damit sie ein normaler CD-Spieler lesen kann.

Trotz dieser rechtlichen und technischen Fallstricke scheint sichfür Musikfans ein Königsweg anzubieten, mit dem sich die Hits der DVDauf eine Audio-CD brennen lassen - vorausgesetzt man bringt für dieseOperation etwas Geduld mit: Fast so wie zu Zeiten der Musikkassettekann der Ton der DVD mit dem Computer in Echtzeit überspielt werden.Der DVD-Player wird dabei über den Verstärker an die Audioeingängeder Soundkarte angeschlossen. Anschließend werden die analogen Tönewieder digitalisiert: Beträgt die Spielzeit der DVD zwei Stunden,dauert das Überspielen allerdings auch so lange.

Störgeräusche wie Festplattenpfeifen können den Hörgenuss aberunter Umständen mindern, gibt Zottas Kollege Sven Hansen zu bedenken:«Der PC ist nicht das beste Umfeld für hochwertige Audioaufnahmen»,sagt der «c't»-Redakteur Andererseits hätten heutige Analogaufnahmenaber qualitativ mit der analogen Aufnahmetechnik früherer Zeitennichts mehr gemein: Der Qualitätsverlust dürfte für normale Ohrennicht hörbar sein.

Legale Software für dieses Unterfangen ist leicht zu bekommen:«Das sollte mit jedem Musik-Editor zu machen sein», erklärt«c't»-Fachmann Zotta. «Mit unserer Software Magix Music Cleaning Labdeluxe geht das», sagt Ulrich Hepp vom Softwarehersteller Magix inBerlin. Das Programm, das eigentlich entwickelt wurde, um Lieder vonLPs oder Kassetten zu digitalisieren, zu reinigen und auf CD zubrennen, unterscheide nicht, woher die Töne stammen. Gleiches giltfür die Konkurrenzprodukte Steinberg Clean von Pinnacle, Musiccleaning studio von eJay oder den kostenlosen Audiograbber(www.audiograbber.de).

Bei PCs mit eingebauten DVD-Laufwerk geht das analoge Überspielenlaut Ulrich Hepp sogar ohne Kabelsalat: Die Video-DVD wird dabei mitder Software abgespielt, die auch benutzt wird, um DVD-Filme auf demRechner anzusehen. Über die Aufnahmefunktion des Musik-Editors mussdann nur noch der entsprechende Eingang gewählt werden. Die DVD-Töneverlassen dabei den Rechner zwar nicht, werden aber analogisiert undgleich wieder digitalisiert, so dass der Kopierschutz auf diese Weisenicht verletzt wird.

«c't»-Experte Zotta teilt diese Auffassung: «Für denPrivatgebrauch sehe ich die Analog-Überspielung als legal an.» BeiKauf-DVDs seien ohnehin nur die Videodaten kopiergeschützt, so dassnichts gegen das Aufnehmen der ungeschützten Audiospur spreche.

Die Musikindustrie sieht dies dagegen anders: «DasRedigitalisieren einer analogen Aufnahme halten wir für nichtzulässig», sagt Phonoverbandsprecher Spiesecke. Dem Sinn und Zweckdes Urheberrechtsgesetzes widerspricht das Redigitalisieren nachAnsicht des Verbandes auf jeden Fall. Ob mit dem erneutenDigitalisieren der Kopierschutz umgangen wird, sei ein strittigerPunkt, der noch nicht geklärt ist.