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Ungarn Ungarn: Abschied von Ferenc Puskas

Von Gregor Mayer 10.12.2006, 15:21

Budapest/dpa. - Bei der Trauerfeierim Budapester Ferenc-Puskas-Stadion würdigten Weggefährten undhochrangige Gäste am Samstag den Lebensweg des außergewöhnlichenSportlers, der am 17. November im Alter von 79 Jahren gestorben war.Am Abend wurde Puskas in der Budapester Stephans-Basilika beigesetzt.

Puskas war in den 50er Jahren Stürmer und Kapitän des ungarischen«Wunderteams», das England im Wembley-Stadion mit 6:3 bezwang und imFinale der Fußball-WM 1954 in Bern gegen Deutschland mit 2:3unterlag. Nach seiner Flucht aus dem kommunistischen Ungarn startetePuskas eine fulminante zweite Karriere bei Real Madrid.

Franz Beckenbauer hat Puskas als «einen der größten Fußballeraller Zeiten» gewürdigt. «Auch für mich war er in meiner Jugend einVorbild», sagte der Weltmeister von 1974 und Ehrenspielführer derdeutschen Nationalmannschaft in einer Erklärung, die auf der Webseitedes Ungarischen Fußball-Verbandes (MLSZ) veröffentlicht wurde. «Auchwir Deutschen sind ihm außerordentlichen Respekt schuldig», betonteBeckenbauer, denn das ungarische Wunderteam habe zu «unserenschwersten und würdigsten Gegnern» gehört.

Die Gedenkfeier in dem nach Puskas benannten vormaligen Nepstadionsollte seiner Größe gerecht werden. Soldaten der Regierungswachetrugen den in die ungarische Staatsflagge gehüllten Sarg in der Mittedes Stadions. Auf dem Rasen bildeten 1200 ungarische Fußballer einEhrenspalier. Ungarische und spanische Tänze und Gesänge ließen dieAtmosphäre jener beiden Länder aufleben, in denen Puskas aktiv war.

Einige der ganz Großen waren nach Budapest gekommen, um «Öcsi»(Brüderchen), wie ihn die Ungarn nannten, beziehungsweise «Pancho»,wie er bei den Spaniern hieß, ihren Tribut zu zollen: So saßen unteranderen Franz Beckenbauer, Michel Platini, FIFA-Chef Joseph Blatterund DFB-Präsident Theo Zwanziger auf der Ehrentribüne. Lediglich dasungarische Publikum erschien in geringerer Zahl als erwartet. Nureinige Tausende fanden sich ein, wohl auch deshalb, weil dasFernsehen live übertrug.

Real-Madrid-Präsident Ramon Calderón würdigte in seiner Anspracheden Verstorbenen als «Magier des Balles», als «überwältigendenFußballer und großartigen Menschen». In den neun Jahren, in denen erbei Real Madrid spielte, sei der vierfache spanische Torschützenkönigzum «Idol», zum «Vorbild für alle» geworden. «Danke Ungarn! DankePancho!», schloss der sichtlich bewegte Calderón seine Worte. ImNamen des ungarischen «Wunderteams» verabschiedete sich JenöBuzanszky, einer von noch zwei lebenden Spielern dieser Elf. «Auf demSpielfeld war er ein Genie, im Leben vermochte er es, Mensch zubleiben», brachte er das Phänomen Puskas auf den Punkt.

Am Ende der Feier zog ein traditionelles ungarisches Pferdegespannden Sarg aus dem Stadion. In knapp zwei Stunden erreichte derTrauerzug die Stephans-Basilika. Nach dem Gottesdienst wurde dergrößte ungarische Fußballer in den Katakomben des Gotteshausesbeigesetzt. Dort wird übrigens auch eine der wichtigsten Reliquiender ungarischen Katholiken, die «Heilige Rechte», der rechte Arm desStaatsgründers König Stephan I. (997 - 1038), aufbewahrt.