Turnen Turnen: Symposium stimmt umstrittenen Wertungssystem zu
Budapest/dpa. - Ein Symposium von Experten aus den Mitgliedsländern des Internationalen Turnerbundes (FIG) hat in Budapest die heftig umstrittenen neuen Wertungsvorschriften grundsätzlich befürwortet.
Das von der FIG-Spitze vorgeschlagene System sieht eine Kombination von technischem Wert und Ausführung und damit die Öffnung der Wertung über 10,0 hinaus vor. Die endgültige Entscheidung über den neuen Code de Pointage wird das FIG-Council nun am 27./28. Mai 2005 in Helsinki fällen.
Für die so genannte A-Note, über die zwei Kampfrichter entscheiden sollen, werden künftig die zehn besten Elemente einer Übung bewertet, hinzu kommen Bonus-Zähler für Verbindungen. Die B-Note ist nach den FIG-Vorschlägen zweigeteilt. Zum einen bewerten vier Kampfrichter die technische Ausführung und die Fehler (B1) einer Übung, zum anderen urteilen zwei Kampfrichter über den ästhetischen Wert der Darbietung (B2). Mit der Einführung der neuen Richtlinien sollen auch Einsprüche wieder möglich werden.
Da die neuen Vorschriften vor allem den Spezialisten zu Gute kommen, hatte es zuletzt zahlreiche Proteste gegen die Öffnung der Wertung gegeben. So hatte der frühere Coach von Mehrkampf-Olympiasieger Paul Hamm, der Amerikaner Paul Maloney, die Vorschläge als «Code-Katastrophe» bezeichnet, weil sie eine extreme Zunahme von Schwierigkeiten in einer ohnehin schon gefährlichen Sportart bedeuteten. Auch eine Gruppe früherer Top-Athleten um die Russin Swetlana Boginskaja hatten sich mit einem offenen Brief an FIG-Präsident Bruno Grandi gewandt, um die Regeln noch einmal zu modifizieren.
Der Italiener hatte aber in seiner Entgegnung darauf verwiesen, dass sich der Turnsport in den zurückliegenden Jahren gewandelt habe und die neuen Wertungsvorschriften vor allem der sportlichen Gerechtigkeit untergeordnet seien. Nach den Kampfrichterskandalen bei den Olympischen Spielen in Athen hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) Druck auf die FIG ausgeübt und gerechtere Bewertungen gefordert. Die Richtlinie sollen ab dem Jahr 2006 gelten.