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Turnen Turnen: Marie-Sophie Hindermann ist neue deutsche Hoffnung

Von Frank Thomas 04.09.2007, 18:01
Die Turnerin Marie-Sophie Hindermann aus Tübingen trainiert am Dienstag (28.08.2007)am Boden für ihre Übung bei der Turn-Weltmeisterschaft. (Foto: dpa)
Die Turnerin Marie-Sophie Hindermann aus Tübingen trainiert am Dienstag (28.08.2007)am Boden für ihre Übung bei der Turn-Weltmeisterschaft. (Foto: dpa) dpa

Stuttgart/dpa. - Zuvor hatte sie sich mit einem guten Vierkampf und vorallem einer begeisternden Show am Stufenbarren nicht nur als Stützeder Mannschaft bei den Turn-Weltmeisterschaften in Stuttgarterwiesen, sondern auch zwei Final-Teilnahmen «als Zugabe» erkämpft.

«Wenn sie die Führungsrolle nicht schon heute besitzt, so wird siediese spätestens in ein, zwei Jahren übernehmen», ist sichCheftrainerin Ulla Koch sicher, in Stuttgart ihre «neue Vorturnerin»gesehen zu haben. Marie-Sophie selbst möchte eher noch nicht die«Leitwölfin» sein. «Ich bin noch nicht lange dabei. Da kann ich dochnicht sagen, wo es lang geht», sagt sie.

Vor eigenem Publikum beeindruckte die schlanke Turnerin mit denlangen Beinen vor allem mit Ausdrucksstärke und Eleganz. Erstmalswurde hier so richtig klar, warum die Lokalmatadorin von der TSGTübingen schon jetzt die «deutsche Chorkina» genannt wird, obwohl siein den Erfolgsbilanzen noch Welten von der bekanntesten russischenGrazie entfernt ist. Seit mindestens drei Jahren gilt Hindermann alsgrößtes Talent im deutschen Frauenturnen, untermauerte diesen Ruf imVorjahr mit vier Medaillen bei den Junioren-EM in Volos.

Doch geradlinig verlief die Karriere der ehrgeizigen Schülerin,die am Wirtemberg-Gymnasium in Untertürkheim schon eine Klassenstufeübersprang und nun in die 12. Klasse kommt, nicht. Im Februar stopptesie ein Ermüdungsbruch am linken Fuß, acht Wochen konnte sie nur mitKrücken gehen. «Daran denke ich gar nicht gern zurück. Das war sehrunschön», gibt sie zu. Eine erste Wettkampf-Belastung beim WeltcupEnde Mai in Moskau misslang, doch der Weltcup in Buenos Aires AnfangJuni steht für die Wende zum Besseren. Dort war sie schon Beste inder Qualifikation am Boden, im Finale fehlte wegen des extremeingeschränkten Trainings aber noch die Kondition.

Inzwischen ist auch das Selbstbewusstsein wieder da. Bei derAutogrammstunde mit hunderten Turn-Fans trug sie goldene Schuhe, dochals Omen will sie das nicht werten. «Das ist eher eine Geschmacks-denn eine Symbolfrage.» Was sie nicht gern hört, ist die Frage nachihrer Größe. Sie misst 1,70 Meter und ist damit sehr groß für eineTurnerin. Doch in diesem Sommer gab es ein Aufatmen im DTB, als dieAuskunft kam, ihr Wachstum sei gestoppt.

Marie-Sophie Hindermann, die aus einer Familie stammt, in derschon Großvater, Mutter und Vater in das Turnen «verliebt» waren, hateine große Zukunft vor sich. Doch dazu wird der harte Rhythmusmit dem ersten Training von 6.00 bis 8.30 Uhr, dem anschließendenSchul-Unterricht, dem zweiten Training am Nachmittag und denHausaufgaben am Abend noch zwei Jahre ihr Leben bestimmen. «Wenn ichda sehe, wie viel die gleichaltrigen VfB-Fußballer an meinemSport-Gymnasium trainieren, die jeden Monat 6000 Euro verdienen, danndenke ich manchmal, ich habe mich für die falsche Sportartentschieden. Aber ich bin ja nicht Turnerin geworden, um Geld zuverdienen», tröstet sie sich.