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Turmspringen Turmspringen: Christin Steuer springt in die Weltelite

21.03.2007, 12:40

Melbourne/dpa. - Und als die 24-Jährige aus Riesa sicher war, dass sie bei den Weltmeisterschaften in Melbourne Bronze gewonnen hatte, verbeugte sie sich tief, ließ ein befreites Lachen los, ehe der zunächst skeptische Blick noch einmal Richtung Anzeigetafel ging: «Ich wollte sicher sein.»

Sie konnte sicher sein: 386,85 Punkte bedeuteten für Christin Steuer den größten Erfolg ihrer Karriere. WM-Dritte - «damit hatte ich definitiv nicht gerechnet». Fast perfekt war ihre Serie von fünf Sprüngen, obwohl sie einräumte, auf dem Weg zur ersten deutschen WM-Medaille in dieser Disziplin seit Ramona Wenzel 1982 Bammel gehabt zu haben: «Beim Handstandsprung im vorletzten Durchgang habe ich ganz schön gezittert.»

Doch sie wuchs über sich hinaus - wörtlich: «Ich komme mir wie ein Riese vor gegenüber den zwei Chinesinnen.» Xin Wang, die mit 432,85 Zählern neue Weltmeisterin wurde, ist 1,37 m groß und wiegt 28 kg. Ruolin Chen, die Zweitplatzierte, bringt es bei 1,36 m auf 30 kg. «Die sind fast perfekt. Für mich ist es ein Ansporn, wenn man die Kleinen sieht», ließ die 1,69 m große und 52 kg leichte Deutsche ehrliche Bewunderung für das enorme Können ihrer zwei juvenilen Bezwingerinnen erkennen.

Das Finale war für Christin Steuer ein Vergnügen. Schon nach ihrem zweiten Sprung, extrem hoch bewertet von den sieben Kampfrichtern, ließ sie ein Grinsen erkennen, das immer intensiver wurde. Nichts schien sie zu stören: «Mir ging gar nichts durch den Kopf. Entweder es passt oder nicht.» Den Zwischenstand fühlte sie nur, «ich merke, wenn meine Sprünge gut sind. Und wenn es nur der vierte Platz geworden wäre, wäre es auch in Ordnung gewesen.»

Es wurde «eine Weltklasseleistung», wie ihr Freund Heiko Meyer, der seinen Turm-Einsatz noch vor sich hat, voller Stolz feststellte. 5000 Dollar Preisgeld des Weltverbandes FINA und eine BMW-Mütze, die ihr aus einer gewonnenen Wette mit Bundestrainer Lutz Buschkow jetzt gehört, gesellen sich zu Bronze. Buschkow lachte mit seiner neuen Vorzeigefrau um die Wette: «Sie ist schon im Trainingsprozess eine strahlende Person geworden.» Das lässt große Dinge erhoffen.

Dass Annett Gamm (Dresden) Neunte wurde und die Berliner Patrick Hausding und Tobias Schellenberg vom Einmeterbrett beim Sieg des Chinesen Yutong Luo im Halbfinale ausschieden, tat der tollen Stimmung im deutschen Springerlager keinen Abbruch. Mit drei Mal Bronze ist die Ausbeute schon vor «Halbzeit» so gut wie 2005.