Tschechien Tschechien: Böhmens Bäderdreieck im alten Glanz

Karlsbad/dpa. - Nach1945, als die deutsche Bevölkerung vertrieben wurde und die Kurortehinter dem Eisernen Vorhang verschwanden, war es mit dem Glanz abervorbei: Sozialistisches Einheitsgrau legte sich wie Mehltau auf dieFassaden aus Barock, Gründerzeit und Jugendstil. Längst ist auchdiese Zeit Vergangenheit: Das Bäderdreieck ist wieder da.
Nach der «Samtenen Revolution» von 1989 wurde in Karlovy Vary(Karlsbad), Mariánské Lázne (Marienbad) und Frantiskovy Lázne(Franzensbad) mit der Restaurierung der feudalen Bauten begonnen, diemeisten Gebäude erstrahlen heute wieder im alten Glanz. Die deutschenUrlauber schätzen hier vor allem die konkurrenzlos niedrigen Preise.
«Das Besondere von Marienbad sind die weitflächigen Parkanlagen,die allmählich in Kiefernwälder übergehen und für frische und klareLuft sorgen», schwärmt Maria, die Besuchergruppen ihren Heimatortzeigt. Das Wahrzeichen des Ortes ist allerdings die 120 Meter langeKolonnade. Ihre Leichtigkeit und Eleganz verdankt sie einerfiligranen, mehr als 100 Jahre alten Konstruktion aus Gusseisen.Schon am frühen Morgen herrscht hier reger Betrieb: Kurgäste holensich ihre erste Portion Quellwasser aus dem Kreuzbrunnen. Insgesamtgibt es mehr als 40 Quellen in der Stadt. Sie werden nicht nur fürTrinkkuren genutzt, sondern auch für Mineralbäder und Inhalationen.
Die Quellen waren schon seit dem Mittelalter bekannt, doch erst1807 wurde das Heilbad gegründet. Innerhalb kurzer Zeit wurdeMarienbad zu einer der «ersten Adressen» des 19. Jahrhunderts. JohannWolfgang von Goethe kam 1821 bis 1823. Richard Wagner, der hier«Lohengrin» und die «Meistersinger» schrieb, wollte aus dem Ort einzweites Bayreuth machen. Mitglieder der russischen Zarenfamilieweilten ebenfalls oft in Marienbad, König Edward VII. von England kamneun Mal zur Kur. Er nahm im palastartigen «Hotel Weimar» Quartier,dessen Fenster heute blind sind und das auf eine Renovierung wartet.
«Nove Lázne», das Neue Bad, wurde einst als prunkvolles Badehauserrichtet, erfahren die Teilnehmer des Stadtrundgangs. Vor einigenJahren wurde das Gebäude zum Hotel umgebaut, die Bäder blieben abererhalten und stehen auch Nicht-Hotelgästen zur Verfügung. Nur zubesichtigen ist allerdings die «Kaiserkabine», die mit ihremarabischen Stil an ein Märchen aus 1001 Nacht erinnert. In der nichtweniger üppig ausgeschmückten «Königskabine» können sich Gäste einMineralbad für 26 Euro und eine Ganzkörpermassage für 16 Euro gönnen.
Als Ausflug von Marienbad aus ist ein Besuch des Stifts Teplá zuempfehlen. Ein Wanderweg führt zu dem Kloster, das 1193 alsPrämonstratenserstift gegründet wurde und im Laufe der Jahre zwölfPlünderungen, sechs Brände und zwei Pestepidemien überstand. Seit1990 laufen Bemühungen um die Restaurierung der verfallenen Anlagen.Sehenswert ist unter anderem die Abteikirche Maria Verkündigung.
Den klangvollsten Namen der böhmischen Bäder hat Karlsbad. Der Ortblieb im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont und präsentiert sichheute wieder in altem Glanz. Der 1976 erbaute Betonklotz des «HotelThermal» stört allerdings die Harmonie der Prachtbauten aus der BelleÉpoque. Es gibt auch hier mehrere Quellen, unter anderem in der 130Meter langen und prächtig geschmückten Mühlbrunnenkolonnade. WenigeSchritte entfernt ist die Marktbrunnenkolonnade. Und im modernenGlasgebäude der Sprudelkolonnade schießt die älteste und mit 72 Gradauch heißeste Quelle der Stadt bis zu zwölf Meter in die Höhe.
Restaurants und Straßencafés bieten Deftiges aus der böhmischenKüche. Die Preise sind niedrig, Qualität und Service lassen jedochoft zu wünschen übrig. Beim Beobachten der flanierenden Passantensind die russischen Kurgäste nicht zu übersehen - Karlsbad ist festin russischer Hand. Auch die meisten teuren Designerboutiquen undSchmuckläden werben in kyrillischer Schrift vor allem um eine reicherussische Kundschaft, die nicht auf die Preise achten muss.
Ruhig und beschaulich geht es im kleinsten der drei böhmischenKurorte zu: in Franzensbad. Das Kurzentrum der Stadt ist klein undschachbrettartig angelegt. Die ockerfarbenen Kurhäuser verteilen sichüber nur fünf Straßenzüge, die in eine weitläufige Park- undWaldlandschaft eingebettet sind. Mit dem im Sommer 2005 eröffnetenAqua-Forum verfügt Franzensbad aber über die modernste Badelandschaftim Bäderdreieck, die auch jüngere Gäste anspricht.
Informationen: Tschechische Zentrale für Tourismus,Friedrichstraße 206, 10969 Berlin, (Tel./Fax: 030/204 47 70)
