Trinkgeld bei Kreuzfahrten Trinkgeld bei Kreuzfahrten: Zubrot für Stewards und Maschinisten

Hamburg/Rostock/dpa. - Was allerdings oft außer Acht gelassen wird, ist dasTrinkgeld, das auf Kreuzfahrten kräftig zu Buche schlagen kann. «Esist nun mal immer noch Usus, dass an Bord mehr Trinkgeld gegeben wirdals zu Land», sagt die Benimm-Expertin Inge Wolff aus Bielefeld.
Doch nicht alle Urlauber halten sich daran - wohl weniger aus Geizals vielmehr aus Unwissenheit. Deswegen sorgen viele Veranstaltervor. Statt das «Tippen» den Reisenden selbst zu überlassen, buchensie jeden Tag einen bestimmten Betrag auf die Bordkarte derPassagiere - so etwa die britische Reederei Cunard.
Wer auf der «Queen Mary 2» oder «Queen Elizabeth 2» urlaubt,bekommt täglich zwischen 11 und 13 Dollar (etwa 8,90 und 10,50 Euro)abgebucht. Dennoch weist Cunard darauf hin, dass Trinkgelder völligfreiwillig sind. «Keiner wird schief angeguckt, wenn er den Betrag amEnde der Reise reduziert», sagt Cunard-Sprecher Ingo Thiel inHamburg. Wer besonders zufrieden war, darf selbstverständlich auchnoch etwas drauf legen.
Auch Hapag-Lloyd Kreuzfahrten in Hamburg gibt den Passagieren aufseinem Drei-Sterne-Schiff «Columbus» eine klare Empfehlung: Sie liegtzwischen fünf und sechs Euro pro Tag und Gast. «Selbstverständlichist die Höhe jedem freigestellt», erklärt Sprecherin Anne Schmidt.Der Betrag wird den Gästen allerdings nicht automatisch auf dieRechnung geschrieben.
Auf den Vier- und Fünf-Sterne-Schiffen sind die Trinkgelder imReisepreis ausdrücklich enthalten, also «nicht obligatorisch», wie esbei Hapag-Lloyd heißt. Natürlich sei es den Passagieren selbstüberlassen, dem Service- und Kabinenpersonal ihre Anerkennung in Formvon Trinkgeld auszudrücken. «Alles andere ist eigentlich unhöflich»,meint Inge Wolff. Bei jemanden, der sich eine Luxuskreuzfahrtleistet, komme es dann sicher nicht auf 100 Euro an.
Auch wenn sich der ein oder andere Passagier bei der automatischenTrinkgeld-Abbuchung fremdbestimmt fühlen mag, hat dieses Verfahrenauch seine guten Seiten. «Viele Urlauber sind verunsichert, weil siegar nicht wissen, wem sie wie viel wann geben sollen», sagt NadineHell aus Waldmohr (Rheinland-Pfalz), die das Internetportalwww.kreuzfahrtenpool.de betreibt. Wird die Pauschale gleichabgebucht, müssen sich die Urlauber darüber keine Gedanken machen.Und die Veranstalter geben einen weiteren Aspekt zu bedenken: «Diesepauschalen Trinkgelder werden auf die ganze Crew verteilt. Das heißt,auch der Maschinist bekommt etwas», versichert Ingo Thiel von Cunard.
Völlige Trinkgeld-Freiheit hingegen genießen Passagiere derClubschiffe von Aida Cruises. «Es gibt keinen Zwang, und jeder kanndas für sich regeln», sagt Sprecher Hansjörg Kunze in Rostock. «Wirbieten Reisen an ohne Tradition und Konventionen.» Trotzdem liege esselbstverständlich im Ermessen der Urlauber, dem Kabinenpersonal undStewards in Bars und Restaurants ein Trinkgeld zu geben. «Gerne ebenauch am Ende der Reise, wenn man besonders zufrieden war.»
Einig sind sich die Kreuzfahrt-Experten, dass der Kapitän einesSchiffes kein Trinkgeld bekommt. «Das halte ich doch eher fürungewöhnlich», sagt Aida-Sprecher Kunze. Bei den Servicekräften kannes sich das Trinkgeld am Ende der Reise insgesamt aber durchaus aufetwa 100 Euro belaufen. Auf manchen Schiffen - etwa bei Hapag-Lloyd -stehen an den Rezeptionen auch Sparschweine oder kleine Boxen, indenen das Trinkgeld für die gesamte Mannschaft gesammelt wird.
Benimmexpertin Wolff rät, es auf einem Kreuzfahrtschiff ähnlichwie bei einem längeren Hotelaufenthalt zu halten. «Da bietet es sichauch an, etwa nach der Hälfte der Kreuzfahrt dem Zimmermädchen schonmal etwas zu geben oder eben nach einem Drink dem Kellner ein paarEuro liegen zu lassen», sagt Wolff. Ein paar Münzen sollte man daherauch an Bord immer mit sich herum tragen, auch wenn die übrigenAusgaben über die Bordkarte abgerechnet werden. Als Ausnahme von derTrinkgeld-Pflicht lässt Wolff gelten, wenn Reisende ernsthafteBeschwerden haben. «Die sollte man dann aber auch woanders anbringenund nicht nur über eine Trinkgeldverweigerung äußern.»