1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Trainer: Trainer: Max Merkel im Alter von 87 Jahren gestorben

Trainer Trainer: Max Merkel im Alter von 87 Jahren gestorben

Von Gerd Münster 29.11.2006, 10:20

Hamburg/dpa. - Die Familie desgebürtigen Wieners, der Frau Marion und eine Tochter hinterlässt,bestätigte den Tod, der überall Betroffenheit auslöste. «Sein Toderfüllt mich mit Trauer», sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger amMittwoch der dpa, «er war ein großartiger Trainer und auch einUnterhaltungskünstler.» Ehrenspielführer Uwe Seeler, der beim Urlaubin Österreich von der Nachricht überrascht wurde, bezeichnete Merkelals «tollen Trainer, wirklich netten Menschen und Spaßvogel, der bisins hohe Alter immer einen Spruch auf den Lippen hatte.»

Bei Münchner Wegefährten hinterließ Merkels Tod Trauer. «EinStück meines Fußballerlebens ist weggebrochen», sagte Fredi Heiß, derunter Merkel 1966 mit dem TSV 1860 München deutscher Meister wurde.Auch der 1. FC Nürnberg, den Merkel zwei Jahre später zum Titelführte, trauert um den Meistermacher. «Er war ein großer Trainer. DerFCN und der Fußball in Deutschland haben ihm unendlich viel zuverdanken», erklärte Präsident Michael A. Roth.

Wie kaum ein anderer hatte Merkel den Fußball in seinerTrainerzeit und später als zynischer, aber auch humorvoller Kritikerverkauft. Doch in den letzten zwei Jahren scheute er dieÖffentlichkeit. «Er hat sich nicht mehr vor die Tür getraut», sagtenBekannte. Zuletzt sei der Kontakt abgerissen, erzählte Paul Breitner,der wie Merkel beißende Kommentare für die «Bild»-Zeitung schreibt.«Er war unbezahlbar für dieses Geschäft und quasi der Obertrommler»,erinnerte sich der ehemalige Kapitän des FC Bayern München.

Mit «frecher Schnauze, aber nie unter der Gürtellinie», soEintracht Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel, ging er mit spitzerFeder und respektlos mit Freunden und Gegnern um. Bayern-Coach FelixMagath meinte: «Er war in seiner Zeit einer der besten Trainer inDeutschland. Der deutsche Fußball beklagt den Verlust einerPersönlichkeit.»

Auch als Trainer kannte Merkel keine Gnade. «Mit ihm hatten wirbei 1860 die erfolgreichsten Jahre», sagte Torwart-Legende PetarRadenkovic, «aber wir Spieler hatten kein gutes Verhältnis zu ihm. Erwar ein rücksichtsloser Mann.» Mit «Zuckerbrot und Peitsche» gewannMerkel als damals bestbezahlter Bundesligatrainer (17 000 Markmonatlich) neben der Meisterschaft auch den Pokal (1964) underreichte das Europacupfinale der Pokalsieger (1965).

Der oft umstrittene «MM» verkörperte nahezu perfekt den Typus desErfolgstrainers und war ein Markenzeichen im internationalen Fußball.Nach seiner Laufbahn als Spieler bei Rapid Wien, wo er mit dem mitallen Wassern gewaschenen Ernst Happel ein legendäres Verteidigerpaarbildete, ging er der gelernte Maschinenbau-Ingenieur mit 35 Jahrenals Trainer nach Den Haag. Von 1955 bis 1956 trainierte er dieniederländische Nationalmannschaft, mit der er Deutschland inDüsseldorf 2:1 bezwang. Die erste Station in Deutschland war BorussiaDortmund (1958 bis 1961), bevor er zu 1860 ging. Nach seinerEntlassung in München wechselte Merkel zum 1. FC Nürnberg, rettetedie Franken vor dem Abstieg und wurde anschließend Meister. Danachstieg der «Club» ab, und der «stramme Max» musste seinen Hut nehmen.

Nach sechs Jahren in Spanien beim FC Sevilla und Atletico Madridkam der Sohn eines preußischen Offiziers und einer Wienerin wiedernach Deutschland. Gastspielen bei 1860 München, Schalke 04 und dem FCAugsburg folgte eine Verpflichtung als Sportdirektor beimÖsterreichischen Fußball-Bund (ÖFB). Danach verhinderte eine von SeppMaier und Breitner geführte Spielerrevolte gegen den damaligenPräsidenten Wilhelm Neudecker den Einstieg Merkels beim FC Bayern.Nach einem Jahr Pause rettete er den Karlsruher SC vor dem Abstiegund trat im April 1983 beim FC Zürich für zwei Monate seine letzteTrainerstation an.

Im vollbesetzten Stadion von Nürnberg feiern am 25.05.1968 die Fans ihren 1. FC Nürnberg zum Gewinn der 9. Deutschen Fußball-Meisterschaft. Max Merkel, der österreichische Trainer der Nürnberger, ist am Dienstagabend (28.11.2006) im Alter von 87 Jahren gestorben. (Foto: dpa)
Im vollbesetzten Stadion von Nürnberg feiern am 25.05.1968 die Fans ihren 1. FC Nürnberg zum Gewinn der 9. Deutschen Fußball-Meisterschaft. Max Merkel, der österreichische Trainer der Nürnberger, ist am Dienstagabend (28.11.2006) im Alter von 87 Jahren gestorben. (Foto: dpa)
dpa