Traditionelles Handwerk Traditionelles Handwerk: Meister liebt Stuck-Werk
Halle/MZ. - Gips, Sand, Kalk, jede Menge Werkzeuge und talentierte Handwerkerhände sind für das "Sahnehäubchen der Hausgestaltung", den Stuck, nötig. Oder vorgefertigte Hartschaum-Elemente, Kleber, Geduld und Spucke. Doch bei Letzterem drehen sich die alten Meister der Gebäudeverzierung im Grabe um. Auch Stuckateurmeister Dirk-Uwe Lauterbauch hat wenig Freude an Imitaten, da die Denkmalpflege von Stuckarbeiten für ihn Priorität besitzt. "Richtiger Stuck wird auf die Wand gezogen mit Gemischen aus Gips, Sand und Kalk", erklärt der 45-Jährige. Lauterbach hat sein Handwerk auf einem eher ungewöhnlichen Weg erlernt. Denn der in Grassau in Brandenburg lebende Mann war ursprünglich gelernter Baufacharbeiter.
"Nach Feierabend habe ich mit Kollegen Häuser verputzt." Dabei gab es hin und wieder auch Stuck auszubessern. Die Wende war für Lauterbach Anlass umzusatteln. Gleich 1990 ging er nach Augsburg und arbeitete bei drei verschiedenen Stu ckateurfirmen. Bei der letzten Firma ermöglichte ihm ein Stuckateur-Ausbilder die Weiterbildung in diesem Gewerbe, so dass Lauterbach 1993 bei der Bauinnung München seine Gesellenprüfung machen konnte. "Weil ich viel Praxiserfahrung mitbrachte, durfte ich ausnahmsweise gleich die Meisterschule dranhängen", berichtet er. Den Meisterbrief gab es im Mai 1994. Seit 1995 betreibt nun der Brandenburger seine Firma mit Sitz in der Turmstraße. Dass seine Wahl einst auf Halle fiel, liege an der interessanten Gebäudesubstanz in der Region. Lauterbachs Meisterstücke waren übrigens ein gotisches Kirchenfenster, ein klassizistischer Fensterrahmen, eine Fensterbekrönung und eine Fischblase. Sehenswerte Handarbeit. Wie macht man so etwas? Am Anfang steht der Entwurf: Erst kommt er aufs Papier, dann zeichnet der Stuckateur ihn an die Wand. Nagel, Bindfaden und Blei stift sind für das Anzeichnen sehr hilfreich. Bevor der Gips gemischt wird, baut Lauterbach noch Schablonen aus Holz.
Erforderlich ist zudem eine Fülle an Werkzeugen. Lauterbach meint zu seinem Beruf: "Man muss sich immer wieder etwas Neues ausdenken." Stuckateure sind Künstler, eigentlich. Doch der Meister wischt alle Illusionen weg: "Das ist heute ein knallhartes Baugeschäft. Immer öfter muss ich meinem Geld hinterher telefonieren." Sohn Jens erlernt zwar auch das Stuckateurshandwerk, aber ob er den Betrieb übernimmt, ist wegen der Krise in der Baubranche unklar. Der Ratshof, das Kaufhaus am Markt oder die Deutsche Bank in Neustadt - Beispiele für Objekte, bei denen Lauterbachs Können gefragt war. Wenn auch bisher kein Schloss dabei war, so tragen doch schon viele Fassaden in der Region Halle/Leipzig seine und die Handschrift seiner zwölf Mitarbeiter. Das Geschäft in Halle lief schon besser. Doch obwohl eine Rückkehr ins reiche Bayern verlockend sei, will der Grassauer wegen seiner familiären und vieler freundschaftlicher Verbindungen im Osten bleiben.