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Thalia-Theater Thalia-Theater: Der Manager der Krise geht

Von Detlef Färber 28.05.2001, 19:12

Halle/MZ. - Hinter ihm liegt "eine Ochsentour". Vor ihm liegt Hagen in Westfalen. Hermann Sattler, der interimsmäßige Intendant des Thalia-Theaters, verlässt Halle zum Ende der Spielzeit. Ein Jahr lang hat der Saarländer das Kinder- und Jugendtheater nach einer - wie viele meinen - existenzbedrohenden Krise - gemanagt. Nun geht Sattler mit dem guten Gefühl, das Theater wieder in ein ruhiges Fahrwasser gebracht zu haben. Sattler übernimmt die technische Leitung am Hagener Stadttheater - also genau jenen Posten, den er im Thalia innehatte, bevor er für Paula Bettina Mader auf den Intendanten-Stuhl nachrückte, die das Haus nach langen Querelen verließ.

Der Gedanke an eine Rückkehr in seinen alten Job am Thalia kam für ihn aber nicht in Betracht. "So etwas geht nicht - da habe ich mir keine Illusionen gemacht", sagt Sattler, der sich bei der Neu-Ausschreibung der Intendanten-Stelle auch beworben hatte und in die engere Wahl gekommen war. Das Konzept von Sattlers Intendanz - wie für seine Bewerbung - war die personelle Trennung von künstlerischer Leitung und Betriebsführung. Das sei auch dafür gut gewesen, den "künstlerischen Egoismus etwas im Zaum zu halten". An manchen anderen Häusern, meint Sattler, würden schon gar keine Künstler-Intendanten mehr gesucht, sondern Theater-Manager. Dass er und sein Ansatz nicht zum Zuge kamen, sieht Sattler auch als Spätfolge der Streits um seine Vorgängerin an. Doch neben der Enttäuschung und etwas Wehmut empfindet Sattler auch Genugtuung. "Ich bin weitergekommen und gereift in diesem einen Jahr", sagt er. Dass er aus dem Haus kam und die Schwächen des Betriebs genau kannte, habe ihm beim Krisenmanagement sehr genützt. Ein bisschen stolz ist Satt ler auch darauf, dass der Übergang zu seiner Nachfolgerin Annegret Hahn "ziemlich ruhig und kontinuierlich abläuft".

Dass er in vielem anderer Meinung sei als sie, mache es ihm leichter, sich zu lösen. In einigen Hinsichten, meint der scheidende Intendant, habe er der neuen Leitung gute Instrumente an die Hand geben können. So funktioniere jetzt die Datenbank, die man zwecks Auslastung der Vorstellungen mit Blick auf potenzielle Besuchergruppen erstellt habe. Auch vier Uraufführungen und die Tatsache, dass es gelungen sei, 150 000 Mark an EU-Mitteln für das Festival "Hundstage" einzuwerben, verbucht Hermann Sattler auf der Haben-Seite seiner Intendanz. Von der Steigerung der Besucherzahlen und Einnahmen um 15 Prozent sollen übrigens schon die Besucher des Sommertheaters etwas haben. Die wellenförmige Holzbühne, die auf der Thalia-Wiese gebaut wurde, sei auch ein Ertrag guten Wirtschaftens im Haus, sagt Sattler. Für das Theater, in dem er vier Jahre tätig war, hätte der Saarländer noch manche Idee, die nun zur Empfehlung wird. Zum Beispiel könnte man die Theaterpädagogik öfter mal Firmen als Dienstleistung anbieten, meint er. Denn schließlich sei das Haus "mit den Sparmöglichkeiten en am Ende. "Und da muss man halt zusehen, wo man noch Geld her bekommen kann."