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Tennis Tennis: Sonderling Söderling kämpft gegen sein Image

Von REINHARD SOGL 31.05.2010, 19:45

PARIS/MZ. - Es gibt viele Gründe, nach Paris zu reisen, vor allem: Kultur aufzusaugen, Geld auszugeben. Ein Etikett loszuwerden, gehört eigentlich nicht dazu. Zwölf Monate nach seinem letzten Besuch in der französischen Hauptstadt aber ist Robin Söderling auch deshalb zurückgekehrt, weil er die abonnierte Beifügung zu seinem Namen gestrichen sehen will: "Der Mann, der Nadal besiegte."

Seit der Schwede am Montag vor einem Jahr dem viermaligen French-Open-Sieger die erste Niederlage überhaupt in Roland Garros beigebracht hat, wird der inzwischen 25 Jahre alte Tennisprofi auf diesen Coup reduziert. "Aber ich will nicht nur der Typ sein, der Nadal geschlagen hat. Ich bin viel besser als nur dieser eine Erfolg." Immerhin steht der Wahl-Monegasse auf Position sieben in der Weltrangliste.

Blöderweise steht dem Emanzipationswunsch nun eine andere Revanche von 2009 im Weg: die Wiederholung des in drei Sätzen verlorenen Endspiels gegen Roger Federer. Am Dienstag im Viertelfinale trifft er auf den Schweizer. Die Statistik spricht nicht für ein Weiterkommen von Söderling. Der Schwede hat inklusive des letztjährigen Pariser Finales und der darauf folgenden Duelle in Wimbledon und New York alle zwölf Vergleiche gegen die Nummer eins der Welt verloren, aber zu Jahresbeginn besiegte er Federer überraschend bei einem Schaukampf in Abu Dhabi. "Sogar gegen Federer hat man immer mal die eine oder andere Chance. Aber man muss sie dann auch nutzen, denn man bekommt keine zweite Möglichkeit."

Söderling hatte nie als Sandplatzspieler erster Güte gegolten. Doch dann stieg er wie Phönix aus der Asche auf und hinterließ trotz schwacher Vorleistungen in diesem Frühling schon wieder tiefe Spuren. In vier Spielen gab er erst einen Satz ab. Am Sonntag fertigte er den an Nummer zehn gesetzten Kroaten Marin Cilic glatt mit 6:4, 6:4, 6:2 ab.

Dass Söderling zu einem ernsthaften Titel-Anwärter avancierte, liegt an seiner positiven Entwicklung seit jenem persönlichen Urknall vor Jahresfrist. "Der Unterschied zu früher ist, dass ich jetzt auch Matches gewinne, in denen ich nicht mein bestes Tennis spiele", sagt er. Das Image des Sonderlings aber hängt ihm weiter an. Aufgrund provozierender Äußerungen wie jener, dass er keine Sympathien, sondern Spiele gewinnen wolle, ist er unter den Kollegen so beliebt gewesen wie ein Mai-Regen. Noch ein Etikett, das es loszuwerden gilt.