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Telefonieren über das Internet Telefonieren über das Internet: Bequem und preiswert plaudern

Von Till Wortmann 07.09.2004, 19:59
Lilian nutzt am Donnerstag (18.03.04) in Hannover auf der CeBIT 2004 am Stand der Firma «freenet» die Möglichkeit über das Internet zu telefonieren. In den USA ist Voice over IP, das preiswerte Telefonieren über das Internet, bei Privatpersonen weit verbeitet. In Deutschland war die Internet-Telefonie bisher noch großen Unternehmen mit leistungsfähigen Standleitungen vorbehalten. Denn eine Modemverbindung reicht hierfür nicht aus. Mit der zunehmenden Verbreitung des Breitbandzugangs DSL in Privathaushalten stellt Voice over IP nun auch für deutsche Internetnutzer eine attraktive Alternative dar. (Foto: ddp)
Lilian nutzt am Donnerstag (18.03.04) in Hannover auf der CeBIT 2004 am Stand der Firma «freenet» die Möglichkeit über das Internet zu telefonieren. In den USA ist Voice over IP, das preiswerte Telefonieren über das Internet, bei Privatpersonen weit verbeitet. In Deutschland war die Internet-Telefonie bisher noch großen Unternehmen mit leistungsfähigen Standleitungen vorbehalten. Denn eine Modemverbindung reicht hierfür nicht aus. Mit der zunehmenden Verbreitung des Breitbandzugangs DSL in Privathaushalten stellt Voice over IP nun auch für deutsche Internetnutzer eine attraktive Alternative dar. (Foto: ddp) ddp

Hannover/dpa. - Wer mit dem eigenen PC ins weltweiteDatennetz surfen will, braucht einen Telefonanschluss. Was liegt danäher, als gleich über das Internet zu telefonieren, zumal sich dabeidie Kosten deutlich senken lassen? Die preiswerte Alternative zumTelekom-Festnetz stößt bei Kunden derzeit auf reges Interesse.

Das Prinzip ist einfach: Bei der «Voice over IP»-Telefonie - kurzVoIP - wird die Sprache digitalisiert und in Paketen über dasInternet verschickt. IP steht für das Internet-Protokoll, das dieRegeln für die technische Übertragung im weltweiten Netz enthält.Dadurch passen viele Gespräche in einen einzelnen Kanal, was beimTelefonieren Bandbreite und Geld spart. Unterschiede zumFestnetz-Telefonat sind kaum feststellbar: «Meine Großmutter merkt imbesten Fall gar nicht, dass sie mit mir übers Internet telefoniert»,sagt Johannes Endres, Redakteur beim Fachmagazin «c't» aus Hannover.

«Mindestvoraussetzung ist ein normal aufgebauter PC mit USB-Portund DSL», sagt Günter Hofmann, Geschäftsführer beim HerstellerPlantronics in Hürth. Das Gespräch erfolgt bei dieser klassischenPC-Lösung über eine Einwahlsoftware, wie etwa Skype. Wie bei einemInstant Messenger erlaubt Skype Anrufe zu Freunden in einerKontaktliste. Es fallen nur die Online-Gebühren an. Wer jedochhauptsächlich Ortsgespräche führt, kommt mit dem Telefonanschlussmeist günstiger davon. Für Fern- und Auslandsgespräche sind Skype &Co. jedoch eine attraktive Alternative.

Johannes Endres weist auf eine Schwäche dieser Lösung hin: «AlleTeilnehmer müssen gleichzeitig online sein». Die Konversation überden PC erfolgt nämlich per Ohrbügel und Mikrofon - ein auf Dauerumständliches Unterfangen. Viele Teilnehmer scheuen sich davor, fürjedes Gespräch umständlich den Rechner hochzufahren, dieSprechgarnitur anzulegen und die Lautsprecher auf Maximum zu drehen.Zudem ist die ständige Erreichbarkeit nicht garantiert.

Wer lieber ohne eingeschalteten PC plaudern will, benötigt einkleines Zauberkästchen, wie die FRITZ!Box Fon vom Hersteller AVM inBerlin. Dieser Adapter verbindet Voice over IP, Festnetztelefonie undDSL-Zugang. Mit der Box kann der Kunde auch mit seinem alten Apparattelefonieren. Das Telefon wird dazu einfach in die Box eingestöpselt- ganz ohne PC. «Selbst Computerlaien können somit onlinetelefonieren», sagt AVM-Produktmanager Joachim Töpel.

Es gibt auch richtige IP-Telefone. Sie sind laut Johannes Endresvon «c't» zwar noch recht teuer, die Technik ist jedoch grundsätzlichbeherrscht. Mit ihnen kann ein Teilnehmer jeden normalenTelefonanschluss anrufen - und umgekehrt. So bietet zum Beispiel derComputer-Versender Alternate das Internet-Bildtelefon Leadtek BVP8775für rund 580 Euro an.

Je schneller die Internet-Leitung ist, desto besser ist dieSprachqualität. Andreas Gauger, Vorstandssprecher des Anbieters 1&1Internet AG in Montabaur, rät zu einem Breitband-Anschluss: «Nur inKombination mit DSL ist die Sprachqualität für Telefonatebefriedigend». Zur Installation eines DSL-Anschlusses sind lediglichkleine Erweiterungen der Hardware erforderlich.

«ISDN geht zwar auch, jedoch leidet darunter die Sprachqualität»,sagt Günter Hofmann von Plantronics. Es sei denn, der Teilnehmerwendet einen kleinen Trick an: Mit Hilfe der Kanalbündelung lässtsich eine Bandbreite von 128 Kilobit pro Sekunde erreichen.Allerdings treten dabei auch höhere Kosten auf. Abzuraten ist voneiner Modem-Verbindung: Über ein 56-Kilobit-Modem hört der Nutzer nurWortfetzen. Wird auch ein Bild übertragen, bleibt dieses sogar oftmehrere Sekunden stehen oder ist bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.

«Sogar die vertraute Telefonnummer bleibt gleich», sagt1&1-Sprecher Gauger. Allerdings seien über VoIP die Notrufnummern 110und 112 nicht erreichbar, sagt Johannes Endres. Unklar sind auch nochdie Telefonnummern für VoIP-Anschlüsse. Bisher bekommenInternet-Telefonierer die Nummern aus ihren Ortsnetzen, geplant istdie Vorwahl 032.

Vor dem Entschluss, auf die Internet-Telefonie mit herkömmlichenTelefon umzusteigen, sollten Kunden die Anbieter genau prüfen. «Beieinigen Dienstleistern ist man auf einen Internet-Providerfestgelegt», sagt Endres. Der Profi empfiehlt Anbieter, bei denenNutzer flexibel bleiben und je nach Online-Preis denInternet-Provider wechseln können.

Viele Kunden schielen vor allem auf die geringen Gebühren.«Gespräche mit anderen VoIP-Nutzern desselben Anbieters kostennichts», sagt Endres. Der kleine Haken: Wer hat schon viele Bekannte,die übers Internet telefonieren? Doch der Preis von einem Cent proMinute für deutschlandweite Festnetzgespräche, wie sie Freenet.de und1&1 anbieten, kann sich sehen lassen. Auch bei manchenAuslandsverbindungen lohnt sich die neue Telefonie. Endres: «Werbeispielsweise für längere Zeit ins Ausland geht - als Au pair oderauf Montage - kann viel Geld sparen».