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Tatort: Bevor es dunkel wird

Von Ira Schaible 24.11.2007, 23:14

Frankfurt/Main/dpa. - Die alleinerziehende Mutter von drei Kindern und Hartz IV-Empfängerin Mechthild Stemmler arbeitet ehrenamtlich bei der Frankfurter Mittagstafel für Bedürftige. Während der Ausgabe von Lebensmitteln, die sie auch selbst gegessen hat, bricht sie plötzlich bewusstlos zusammen und stirbt kurz darauf im Krankenwagen. Todesursache ist eine Vergiftung.

Die «Tatort»- Kommissare Charlotte Sänger und Fritz Dellwo gehen in ihrem elften Fall («Bevor es dunkel wird»), der an diesem Sonntag um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, zunächst von einem Anschlag auf die Tafel aus und starten eine Rückholaktion des ausgegebenen Essens.

Henriette Piper gelingt es in ihrem ersten Drehbuch für den Hessischen Rundfunk (hr) dabei überzeugend, die Kehrseite einer so reichen Stadt wie der Finanzmetropole Frankfurt zum Thema zu machen: Die Armut der kleinen Leute. So wundert sich Kriminalassistentin Ina Springstub (Chrissy Schulz) während der Ermittlungen darüber, wie viele «ganz normale Leute» die Unterstützung der Tafel brauchen. Auch die Polizistin selbst ist nah an der Bedürftigkeit, und ihr Kollege Jan Gröner (Sascha Göpel) schon in der Schuldenfalle.

Die Gerichtsmedizin spielt in dem weitgehend schlüssigen Fall eine entscheidende Rolle: Zweimal geben ihre Erkenntnisse der Suche nach dem Giftmörder eine andere Richtung. So gehen Dellwo und Sänger schon bald nicht mehr von einem Anschlag auf die Tafel aus, sondern suchen in einer dunklen Geschichte aus der Vergangenheit nach dem Täter, in die mehrere Mitarbeiter der Mittagstafel verwickelt sind.

Drehbuch und Schauspieler schildern einfühlsam und differenziert menschliche Schwächen und Sehnsüchte: Gewalt in der Ehe, Probleme einer Scheidungsfamilie, unerfüllte Kinderwünsche, krankhafter Ehrgeiz und die Sehnsucht nach Zuwendung. Andrea Sawatzki überzeugt mit ihrer Darstellung der blassen und hölzernen aber tiefgründigen Kommissarin Sänger, wenn sie gemeinsam mit dem Leiter der Tafel übers Ausbrechen spricht, oder ihre Gefühle für ihren Kollegen Dellwo zu verbergen sucht. Dieser, gespielt von Jörg Schüttauf, beeindruckt nicht nur im Umgang mit seiner Kollegin und Vermieterin Sänger, sondern auch, wenn er mit seinem Assistenten Gröner konkurriert, oder sich über den Lebenshunger der Gerichtsmedizinerin Christiane von Basedow (Iris Böhm) freut.

Deren Verhältnis zu ihrem Auszubildenden setzt Regisseur Martin Enlen ebenso humorvoll in Szene wie das Arbeitsklima in der Polizei- Truppe von Rudi Fromm (Peter Lerchbaumer). Philipp Timmes Kameraführung - abrupte Schnitte, plötzliche Perspektiv- und Tempowechsel - gibt der Geschichte zusätzlich Pfiff.