Südtirol Südtirol: Wo Sisi einen Fehltritt beging

Deutschnofen/dpa. - Gemütlich beginnt der Anstieg in den Latemar nach der Sessellift- Fahrt: Schon nach einigen hundert Metern wird wegen wegen der Aussicht auf Deutschnofen und die Gipfel Weißhorn und Schwarzhorn gestoppt. Nach etwa weiteren 40 Minuten kommen außerirdische Assoziationen auf: Hier ließe sich ein Science- Fiction-Film drehen, so bizarr entfaltet sich eine Kulisse aus Geröllfeldern, riesigen Gesteinsbrocken und den typischen schmal-spitzen Dolomitenfelsen.
«Hier sieht es jedes Mal anders aus», sagt Herbert Pichler, Lehrer und Kenner der Region. Wind und Wetter sorgen für Gesteinsabbrüche und neue Perspektiven: Wo im Jahr zuvor noch ein See war, finden sich heute nur staubige Steine. Der Weg durch die «Marslandschaft» ist im allgemeinen gut markiert, so dass ihn auch ungeübte Wanderer schaffen. Aber sie sollten trittsicher sein und Kondition haben.
Nach der Gamsstallscharte geht es weiter hinauf in Richtung Latemar-Hütte. Sie heißt auch Pisa-Hütte, denn auf dem Weg passiert der Wanderer den schiefen Felsturm, der «Torre di pisa» genannt wird. Auf 2675 Metern Höhe erscheint dann die Hütte von Camillo Gabrielli.
Aus der winzigen Küche kommt herrlich duftende Polenta mit der hauseigenen gebratenen Wurst und Steinpilzen. Mit frischem «Schmalz» in den Waden fällt der Abstieg nicht so schwer. Dabei sollte man sich für den längeren Weg über die steilen Wiesen entscheiden als die kraftraubende «Direttissima» rechts durch die Geröllfelder zu nehmen.
Die etwa fünfstündige Wanderung ist vor allem in heißen Sommern anstrengend. Bergführer Toni Mahlknecht aus Welschnofen rät zu einem schattigen Kontrastprogramm: Auf der «Elisabeth-Promenade» können Touristen auf den Spuren einer Kaiserin wandern - zum großen Teil im Schatten unter dem Zeynaberg und ohne große Steigungen. Österreichs Kaiserin Elisabeth, besser bekannt als «Sisi», verbrachte 1897 einige Wochen in der Region. Eine schlichte Tafel erinnert an sie.
Zurück geht es zwischen faul im Gras liegenden Kühen über die schönen Kölbleggwiesen in Richtung Latemar. Wer dabei in einen Kuhfladen tritt, sollte nicht fluchen, sondern lieber an Kaiserin Sisi denken. Deren privater Bergführer, der knorrige Georg Huck, sagte ihr 1897 bei einem ähnlichen Anlass: «Jo woasch, du muasch holt aufpassn, wo du hinschteigsch - a wenn du a Kaiserin bisch.»
Information: Tourismusverband Rosengarten-Latemar, I-39050 Birchabruck (Tel. von Deutschland: 0039/0471/61 03 10, Fax 0039/0471/61 03 17).