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Südtirol Südtirol: Streichelkurs unterm Rosengarten

Von HARTMUT LANDES 05.02.2009, 17:52

Halle/MZ. - Zwei Stunden später sitze ich auf dem Rücken von Zanzi. Die Haflinger-Stute trabt durch Tiefschnee. Sie schüttelt ihre Mähne. Ihr Fell dampft in der klaren, eisigen Luft. "Hoo, hoo", tönt mein Kommando. Ein leichter Zug an den Zügeln und Zanzi bleibt stehen. Eine halbe Stunde hat mich das Tier über tief verschneite Forstwege getragen. Eine Last für das Pferd. Und eine Lust für den Reiter. Das gleichmäßige, immer wiederkehrende Auf und Ab im Sattel wirkt wie Balsam für die Seele. Denn nichts als das Getrappel der Pferde und ihr Schnauben stören die Ruhe.

Jetzt ist Zeit für eine Pause. Für Zanzi gibt's einen Klaps und ein paar Streicheleinheiten. Für mich einen Tee und eine unvergleichliche Aussicht auf Südtirols bekannteste Felsformation: den Rosengarten. Dort zeichnen derweil Skifahrer ihre Spuren in den Schnee. Pardeller, in den Wintermonaten zugleich Skilehrer im Carezzo-Gebiet, erzählt von neuen Pisten und neuen Anlagen. Denn der Rosengarten, eines der sonnigsten Skigebiete Europas, blüht auf. Zum Beginn der aktuellen Skisaison wurde die Hubertus-Bahn, eine neue Acht-Personen-Kabinenumlaufbahn in Betrieb genommen, dazu drei neue Liftanlagen und 170 moderne Skikanonen. Das garantiert Vergnügen und Schneesicherheit. Unmittelbar unterhalb des Rosengartenmassivs, auf 2 330 Meter Höhe, lädt "Laurins Lounge" Skifahrer zum Verweilen ein. Eine neue Ausspanne, aber nur für Skifahrer zu empfehlen, die nach dem Blick über die Berge nicht die Abfahrt auf der einzigen schwarzen Piste des Carezzo-Gebiets scheuen. Die anderen 40 Pistenkilometer oberhalb von Welschnofen sind leicht und mittelschwer und daher besonders geeignet für Familien und weniger geübte Skifahrer.

Pardeller behauptet: "Wir haben für jeden was." Rodeln, Langlauf, Eisstockschießen, nennt er. Und natürlich Wandern. Wir aber haben gerade Pferde dabei. Und so betont der 33-Jährige: "Reiten im Winter ist noch schöner als im Sommer." 20 eigene Tiere stehen auf seinem Hof. Neben Haflingern sind es vor allem Paint- und Quarter-Horses, speziell für das Westernreiten ausgebildete Tiere, die es auch wenig geübten Pferdefreunden erlauben, nach kurzer Zeit auf ihnen durch die Landschaft zu reiten und so den Winter mal ganz anders zu erleben.

Vor fünf Jahren hat man auf der Anderle-Alm begonnen, das Reiten anzubieten. Ab dieser Saison sind erstmals Mondscheinritte geplant. Immer bei Vollmond geht es dann hinaus in den Winterwald. Pferde striegeln und satteln erledigen Reitlehrer und Schüler gemeinsam. So lernen sich Mensch und Tier kennen und einander vertrauen. Das sei wichtig, weiß der Reiterhofchef. Denn reiten im Schnee erfordere etwas Erfahrung. Das treffe auf Ross und Reiter gleichermaßen zu. Die Gefahr von Fehltritten der Tiere sei auf schneebedecktem Untergrund größer als in der schneefreien Jahreszeit. Deshalb mahnt Pardeller zu Vorsicht und hat vorgesorgt. Die Pferde sind in besonderer Weise beschlagen, haben unter ihren Hufen spezielle Gummieinlagen, die das Rutschen verhindern sollen.

Nach wenigen Minuten Rast heißt es wieder "Aufsitzen!" Zanzi geht im Schritt, wie die meiste Zeit des Weges. Pardeller blickt fragend in die Runde. Lust auf Galopp? Die Reiter haben Lust. Und schon kriegen die Pferde die Sporen, fliegt die Landschaft an ihnen vorbei. Es ist eine kurze Jagd durch den Schnee. Das Vergnügen liegt ohnehin mehr in der Gemächlichkeit.

Nach zwei Stunden ist der Ritt Geschichte. Zanzi und die anderen Pferde werden von ihren Reitern befreit. Wieder gibt's Streicheleinheiten für die Tiere, bevor sie zurück in ihre Boxen gebracht werden. Für die Reiter ist das Vergnügen noch nicht zu Ende. Zu einem Wintertag in Südtirol gehört ein gutes Mahl. Diesmal serviert im "Hennenstall", einer urigen Hütte. Leberknödelsuppe, frisches Fleisch vom Grill, Kaiserschmarrn. "Greift's zu!" fordert Pardeller. Schon wieder Streicheleinheiten. Diesmal für den Gaumen.

Tourismusverband Rosengarten-Latemar, Unterbirchabruck 9, I-39050 Birchabruck, Tel. 0039 / 04 71 61 03 10