Stuart Adamson Stuart Adamson: Ein stiller Schlussakkord im Strandhotel
Honolulu/MZ/stk. - Gestorben aber ist der Mann aus dem Dunfermlineeine halbe Welt weit weg von daheim. SechsWochen schon suchte die Polizei den 43-Jährigen,der sein Haus in Nashville am 7. Novemberverlassen hatte, um "Sonntagmittag wiederda" zu sein, wie er seinem Sohn schrieb. Dochseit dem 15. November, an dem er in Atlantagesehen wurde, fehlte dann jede Spur von demcharismatischen Gitarristen. Bis zum Sonntag:Da fanden die Ermittler den Kultstar, dermit seiner Band über zehn Millionen Plattenverkaufte, im Plaza-Hotel auf Hawaii. Adamson,seit vielen Jahren alkoholabhängig und zuletztim Oktober angetrunken im Auto erwischt, hattesich erhängt.
Ein stiller Schlussakkord im Leben eines Künstlers,der in den 80ern mit Rockhymnen wie "The Storm"und seinem typischen Dudelsack-GitarrensoundTriumphe feierte. Big Country, dank sozialengagierter Alben wie "Steeltown" zur moralischenRock-Fraktion gerechnet, waren die erste West-Rockband,die ein Konzert in Moskau gab. Sie kämpftengegen den Nato-Doppelbeschluss, traten beiLive-Aid auf und spendeten für Greenpeace.
Wenig später lud dann auch die DDR-JugendorganisationFDJ die Schottenrocker ein. Ihr Konzert inWeißensee, zu dem rund 180000 Menschen pilgerten,sollte das größte Rockereignis bleiben, dasder Arbeiter- und Bauernstaat erlebte. DenOsten Deutschlands hat Adamson aber nichtnur deshalb besonders geliebt. "Hier erinnertmich vieles an Schottland", beschrieb er beimletzten Konzert der BC-Abschiedstour in Leipzig.Adamson war da schon Pub-Besitzer im Country-MekkaNashville geworden, wo er Songs mit KumpelRay Davis (Kinks) schreiben und nebenher inder Spaßcombo The Raphaels spielen wollte.Er lebte jetzt den Traum, den das letzte Big-Country-Albumim Titel beschrieb: "Driving To Damaskus",fort vom falschen Glitzer der Popwelt, vonRuhm und Versuchung.
Big Country sollte es nur noch einmal geben,auf einem Live-Album, das die Band auch inLeipzig mitgeschnitten hatte. Wann die CDerscheint, ist nun ungewiss. Nur wie sie endetist sicher: Denn mit der Bitte "Stay alive!"hat Stuart Adamson sich noch jedes Mal vonseinem Publikum verabschiedet.