Stefan Effenberg Stefan Effenberg: Angenehmes Leben in Katar: Kein Neid und keine Steuern

Doha/dpa. - Wie ein Schloss in der Wüste ragt das Ritz Carlton in Doha mit seinen 23 Etagen in den Himmel des Scheichtums Katar. Das luxuriöse Fünf-Sterne-Hotel, in dem Stefan Effenberg seit dem Herbst 2003 für angebliche 2500 Dollar pro Nacht eine der 61 Suiten bewohnt, ist auf heißen Sand gebaut und dennoch keine Fata Morgana. «Wenn ich aufwache, weiß ich, dass es ein warmer Tag wird. Ich habe keinen Stress, spiele ohne Druck und muss mich nicht für Niederlagen auf Pressekonferenzen rechtfertigen. Es ist eine wunderschöne Zeit», beschreibt der Ex-Nationalspieler im dpa-Gespräch sein Leben im Fußball-Paradies.
Der frühere Bayern-Profi lässt seine von sportlichen Erfolgen und Skandalen begleitete Karriere beim Club Al Arabi in Reichtum und Ruhe ausklingen. Andere Stars wie Mario Basler oder Gabriel Batistuta machen es genauso. Sie kicken für Millionen-Gagen in der Zehner-Liga des reichen Wüstenstaates, abseits des täglichen Medienrummels um Bundesliga oder Champions League. «Doha ist auch sonst nicht mit Großstädten wie Berlin oder München zu vergleichen. Aber ich habe das alles erlebt, von daher vermisse ich nichts», argumentiert Effenberg. «Wer hier zwei Tage ist, weiß, dass wir keinen Fehler gemacht haben.»
Derzeit bringen die Tischtennis-Weltmeisterschaft und ein Damen- Tennisturnier sportliche Abwechslung in die etwas eintönige, auf Erdöl und Erdgas gegründete Wohlstands-Idylle am Arabischen Golf. Effenberg - freundlich und zuvorkommend - erläutert den mitgereisten Journalisten in der Hotel-Lounge die Denk- und Lebensweise der Kataris. «Hier gibt es keinen Neid und keine Steuern. Das sind die größten Unterschiede zu Deutschland, wo sich die Menschen Sorgen um ihre Zukunft machen müssen», sagt der in seinem Heimatland umstrittene Fußball-Millionär.
Als Großverdiener zahlte der frühere Bayern-Kapitän einst 56 Prozent Steuern. Da kommt man ins Grübeln, noch eine Saison bei den Scheichs dran zu hängen. Doch zu seinen Plänen hält sich der 370- malige Bundesliga-Spieler bedeckt. Im kommenden Jahr will er eine Fußball-Schule für 700 Kinder in Thailand eröffnen. Seine eigenen drei Kinder leben in den USA. «Dort liegt in jedem Fall meine Zukunft.» Effenbergs Lebensgefährtin Claudia Köhler, geschiedene Strunz, bereitet den Umzug schon vor. Er selbst genießt bei Al Arabi derweil den Respekt der einheimischen Mitspieler. «Ich sehe mich da auch als Lehrer», sagt der 35-Jährige.
Der Buchautor («Ich hab's allen gezeigt») verfolgt intensiv via TV das Fußball-Geschehen. «Die zeigen alles: Bundesliga, Premier League, Italien, Spanien und die Champions League.» Den Plan des Katar- Verbandes, die Bundesliga-Profis Ailton und Dede für das Nationalteam einzubürgen, lehnt Effenberg strikt ab: «Da sollte der Weltverband FIFA einen Riegel vorschieben. Wenn die beiden nicht für das brasilianische Team nominiert werden, haben sie eben Pech gehabt.»
Beim Thema VfL Wolfsburg blitzt für einen Augenblick der alte «Effe» auf. Der Mittelfeldakteur hatte den Bundesliga-Club Anfang April vorigen Jahres in einer Nacht- und Nebel-Aktion verlassen. Kontakte in die VW-Stadt gibt es nicht mehr. «Ich bewundere Manager Peter Pander und seine Arbeit», sagt Effenberg. Die ehrgeizigen Ziele der Vereinsführung kann er aber nicht nachvollziehen. «Dass der VfL in drei Jahren in der Champions League spielen will, ist ungefähr so realistisch, als wenn ich 2006 für Brasilien auflaufen werde.»